500px: Fotogemeinschaft mit Look und Likes

Tolle Fotos, weltweite Verbreitung, ein unerschöpflicher Quell an Bildern und Anregungen: 500px.com ist eine der Foto-Communities, die ich regelmäßig besuche und in der ich ab und zu Bilder einstelle. Zwar habe ich mich irgendwann für Flickr als Foto-Plattform meiner Wahl entschieden, aber 500px kann ich nicht ganz beiseite lassen. Die Erfahrungen damit sind aber durchaus ambivalent.

Der Beginn

Ich wollte nicht zahlen für 500px. Ich zahle schon für Flickr. Also nutze ich die Plattform nur, um besonders gelungene Fotos einzustellen – gelungen aus meiner Sicht. Die Reaktionen waren aber eher mau. 20 Likes und fünf oder sechs Favs habe ich schon als Erfolg verbucht. Und so lautete mein erstes Fazit: Schnelle Reaktionen auf die Fotos, aber bald rutschen sie in die Tiefen der Plattform, werden offenbar von niemandem mehr wahrgenommen. Oder wie es spiegelberg.org hier  so treffend formuliert:

Um es einmal sehr plastisch darzustellen: die Sau, die Du durch das Dorf treibst, muss in grellen Farben angemalt und mit zwei Dutzend Glöckchen behängt die Hauptstraße entlang gescheucht werden und wenn nicht wenigstens ein halbes Dutzend Passanten “Yummy! schreit, kannst Du das Tier vor der letzten Querstraße auch erschießen.

Der Einstieg

Mit dem Herunterladen der 500px-App habe ich meine Aktivitäten auf der Plattform ausgeweitet. Fotos hochladen und Fotos angucken und Fotos bewerten und Kommentare schreiben – alles geht mobil ganz wunderbar. Und so habe ich mich tiefer in 500px hineingekniet und mehr Bilder hochgeladen. Damit hat sich wieder einmal die alte Weisheit bewahrheitet: Gegen und Nehmen gehen Hand in Hand. Wo ich Fotos geliket und favorisiert habe, sind andere auf meine Fotos gestoßen. Die Zahl der Rückmeldungen steigt so langsam. Aber es gibt immer noch Dinge bei dieser Plattform, die mich wundern oder die ich bemerkenswert finde.

Der 500px-Geschmack

Flickr ist ein Gemischtwarenladen, für jeden Geschmack und jede Foto-Handschrift gibt es passende Gruppen. 500px-Erfolge stellen sich vor allem dann ein, wenn das Foto dem 500px-Geschmack entspricht. Je mehr ich dort unterwegs bin, desto mehr kristallisiert er sich heraus: Intensiv bearbeitete Landschaftsaufnahmen, gerne mit Verlaufsumsetzungen, starke Farben, gerne Gegenlichtaufnahmen und fließendes Wasser ausschließlich in Langzeitbelichtung – das ist der 500px-Look (Beispiele als Link). Alles sehr künstlerisch. Nur selten schaffen es Reportage- oder Dokumentarfotos in die oberen Ränge, am ehesten noch in der Auswahl der Redaktion.

Zuneigungen

Zuneigungen, Aufrufe und Follower sind die Währung, die bei 500px zählt. Es gibt Fotografen, die für tolle Fotos tausende an Zuneigungen, also Faves und Likes, bekommen haben. Völlig zu Recht. Und es gibt andere, die gerade mal zehn oder 20 Fotos hochgeladen, aber tausende von Zuneigungen eingesammelt haben. Fotos, die mich jetzt nicht vom Hocker reißen. Wie machen die das? Manchmal erklärt der Blick auf die Favoriten dieser Fotografen, woran es liegen könnte. Da gibt es welche, die 16 000, 20 000 oder mehr Favoriten haben. Klar, dass die so mit Lob bedachten Fotografen bei denen, die das Lob verteilen, vorbeischauen. Damit sind wir wieder beim Geben und Nehmen. Ich frage mich nur, wer sich seine 16 000 Favoriten jemals wieder alle anschaut. Jens Gerlach erklärt in diesem Blogbeitrag auf Lensflare.de sehr schön, wie 500px funktioniert und tickt und wann der beste Zeitpunkt ist, um Fotos hochzuladen.

Die Favoriten

Favoriten sind die härteste Währung, die 500px zu vergeben hat. Ich bin am Anfang sehr zurückhaltend damit gewesen, ein Foto zum Favoriten zu erklären. Denn der Fav-Ordner ist für mich ein Platz der Inspiration, aber auch der Begeisterung für ein Bild. Um den Überblick nicht zu verlieren, will ich ihn nicht ausufern lassen. Siehe oben.

Die Likes

Ein Klick auf den Daumen hoch als Ausdruck der Anerkennung für ein Foto geht da schon leichter von der Hand. Die verteile ich recht großzügig, und an den Reaktionen auf meine Fotos sehe ich, dass es andere genauso handhaben. Likes werden nicht in einem extra Ordner angezeigt, und manches Foto, dass ich hinterher noch als Favorit aufnehmen wollte, habe ich nicht wiedergefunden.

Die Kommentare

Englisch ist die vorherrschende Sprache bei 500px, und die meisten Kommentare beschränken sich auf ein knappes „Good shot“, „Awesome“ oder „Great Work“. Nichts, was den Fotografen weiterbringt oder näher auf Bild eingeht. Schade drum. Aber so ist es. Wie wertvoll sind also solche Kommentare? Gar nicht. Unbegründetes Lob halt. Schnell gegeben, ohne großes Nachdenken. Wer bei 500px auf echtes Feedback hofft, ist dort falsch. Ausnahmen bestätigten diese Regel, aber sie sind rar. Als echten Kritiker habe ich Udo Dittmann kennengelernt.

Die Gleichgesinnten

Womit ich beim nächsten Thema wäre. Es hat lange gedauert, bis ich bei 500px so etwas wie Gleichgesinnte gefunden habe. Im Sinne von gleichgesinnt bei der Foto-Handschrift wie auch von der Herkunft. Was habe ich mich über die ersten Deutschen, gar Norddeutschen Follower und Verfolgten gefreut. Sie zu finden, geht am besten über die Suchfunktion, in die Orte eingegeben werden. Schließlich fotografieren die meisten Fotografen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Und da 500px viele Landschaftsbilder und Stadtansichten zeigt, ist das ein Weg, um die deutschen Fotografen zu finden.

Fazit:

500px wird für mich immer eine Nebenplattform bleiben. Aber eine, die mehr und mehr Spaß macht. Inzwischen bin ich ihr so sehr verfallen, dass ich beim Fotografieren schon hin und wieder an den 500px-Look denke. Das ist noch in Ordnung. Aber wenn es mehr wird, ziehe ich die Notbremse. Versprochen.

Bei meinen Recherchen zu 500px im Netz bin ich noch auf einen interessanten Artikel von Stephan von portrait-foto-kunst.de gestoßen. Er erklärt, wie sich der 500px-Algorithmus überlisten und ein Foto auf die erste Seite der Popular-Bilder und damit auf die 500px-Startseite bringen lässt.

Wer mir jetzt noch ein Like oder Fave zukommen lassen möchte: Mein Account ist hier zu finden.

4 Kommentare

  1. Liebe Susanne,
    vielen Dank für deine lobende Erwähnung und deinen Bericht.
    Ja, es ist vieles Wahres dran – mit viel Fleiss (für likes, favs und comments) bekommt man bei 500px auch für ein mittelmäßiges Foto einen ’netten‘ Platz sprich: für einen Tag einen ‚pulse‘ von 90+. Aber soviel Zeit hat man in der Regel nicht. Auf der anderen Seite findest Du hier Fotografien „zum Hinknien“ und das jeden Tag erneut. Die Qualität ab 98+ ist grandios. Außerdem bietet 500px die Möglichkeit, dass du deine Fotos verkaufen kannst (z.B. für eine Lizenz erhälst du 70% des Verkaufspreises). Und die Fotografen werden nicht mit Kommentaren niedergemacht (wie ich das z.B. bei der deutschen Seite „fotoschwarm“ erlebt hatte). Gut, dafür gibt es bei den Kommentaren meistens nur ‚BlaBla‘. Eine Alternative (auch englischsprachig) ist 1x.com – da gibt es eine ‚Kritik-Sparte‘, wo du dein Foto fachgerecht bewerten lassen kannst. Aber um dort ein Foto zu plazieren, muss es ‚curated‘ werden – und das sind in etwa nur 3% der eingereichten (meist wirklich guten) Bilder. Also: willst du viel, spül mit Pril :-)
    Liebe Grüße
    Udo

    1. Lieber Udo,
      Du hast natürlich Recht, bei 500px gibt es Fotos zum Hinknien schön. Deshalb bin ich so gerne dort unterwegs. Was das Verkaufen der Fotos angeht, steht das für mich nicht im Vordergrund. Es würde mich nur mal interessieren, wie viele tatsächlich verkauft werden. Ob sich das lohnt?
      LG, Susanne

  2. Hallo Susanne,
    schöner Artikel. Es freut mich auch, dass du meinen „500px Hack“ Artikel verlinkt hast.
    Dazu muss ich sagen das der Artikel leicht und ironisch formuliert war. Im Endefekt kann man mit der von mir erklärten Methode auf „fast“ jeder Social-Media Plattform seine Reichweite erhöhen.
    Bei 500px kommt nur noch hinzu das die „likes“ zeitlich abgewertet werden. (also ein like nach einem Tag ist nicht mehr viel wert)

    Allgemein sehe ich 500px weniger als eine Comunity (da die Kommentare meistens nicht sehr hilfreich sind) sondern eher zum reinen Betrachten der Fotos und Inspiration hohlen und staunen.

    @Udo: das mit den „Fotos zum hinknien“ sehe ich genau so!!!
    Danke für den Hinweis auf „Fotoschwarm“, die Plattform kannte ich noch gar nicht.

    Beste Grüße

    1. Lieber Stephan,
      danke für den Kommentar.
      Ich sehe es genauso wie Du: Die Plattform ist tatsächlich mehr zum Gucken und Staunen da, als zu echter Interaktion. Aber ich geb’s zu: So ein bisschen packt mich angesichts der herausragenden Fotos dort ab und zu der Ehrgeiz.
      Liebe Grüße,
      Susanne

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert