
Uns geht’s doch gut: Wie Deutschland kaputt geredet wird
Ich kriege zwei Dinge nicht in meinem Kopf zusammen: Wie Nutzer auf Social Media alles kaputt reden, was gar nicht kaputt ist in diesem Land.
Ich bin viel unterwegs. Komme durch Städte und Dörfer, nicht nur hier im ländlichen Schleswig-Holstein. Meine Wege führen mich in Großstädte und Kleinstädte, in Dörfer und über Land. Was ich dort sehe? Alles ist gut in Schuss. Die Häuser sind gepflegt. Viele tragen Solarpaneele auf den Dächern. Die Gärten mit der Nagelschere in Form gebracht, die Auffahrten frei von Unkraut (Fugen lassen sich am besten mit einem Hufkratzer reinigen), die Autos neu und sauber. Die Gartenzäune sind gestrichen, die Hecken gestutzt. Natürlich gibt es hier und da Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen stimmt dieses Bild.
Ständige Klagen, Deutschland werde kaputt gemacht
In völligem Gegensatz dazu steht, was ich oft auf sozialen Medien lesen muss. Vor allem in den Jahren der Ampelkoalition führten User allüberall dieselbe Klage. Das Land gehe vor die Hunde. Die Politiker machten es systematisch kaputt. Es werde vor die Wand gefahren. Es gehe abwärts, mit Karacho. Da ist vom Trümmerhaufen die Rede, den die Ampelkoalition hinterlassen habe. Aber auch jetzt, mit der neuen Regierung, wird geklagt, was das Zeug hält. Was ist da nicht alles zu lesen. „Ich glaube in 5 Jahren ist Deutschland endgültig schrottreif, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert!“ „Wir sehen den völligen Zerfall noch in diesem Jahrzehnt.“ „Es wird immer schneller immer schlimmer.“ „Alles wird kaputt gemacht.“
Klar, es ist zu viel gespart worden in den vergangenen Jahrzehnten. Die Infrastruktur hat darunter gelitten. Marode Brücken und Straßen allenthalben. Doch seit einiger Zeit gibt es überall Baustelle, wird Straße um Straße saniert. Was zu Umleitungen führt, die wiederum vielen nicht passen. Sie nerven, mich auch. Aber es ist gut, dass etwa passiert, und das nicht erst, seitdem die neue Regierung im Amt ist. Bereits seit einigen Jahren sind überall Straßen- und Bauarbeiter am Werk.
Vor allem aber wird auf sozialen Netzwerken geklagt, dass es den Menschen immer schlechter gehe. Ja, wir hatten eine kräftige Inflation, vieles, vor allem Lebensmittel und Energie, ist teurer geworden. Aber wenn ich sehe, was an verkaufsoffenen Sonntagen in den Innenstädten los ist, wie voll Einkaufswagen im Supermarkt sind, kann es nicht ganz so schlimm sein.
Auch die schmucken Häuser, die recht neuen Autos, die Urlaubsreisen können nicht von nichts bezahlt worden sein. Offenbar geht es vielen Menschen in diesem Land finanziell so gut, dass sie sich all das ohne Probleme leisten können. Und viele sind aktiv, pflegen ihr Umfeld und sich selbst, leben in guten Verhältnissen. Es gibt sogar eine Rangliste der schönsten deutschen Dörfer. Wo bitte geht dieses Land den Bach runter? Wo ist es so kaputt, wie immer behauptet wird?
Das Gejammer passt nicht ins alltägliche Bild
Das Gejammer geht mir zunehmend auf die Nerven, weil es so gar nicht mit dem Bild zusammenpasst, das ich täglich sehe. Und wer ins Ausland guckt, vor allem ins außereuropäische, kann nur zu einem Schluss kommen: Wir leben gut hier in Deutschland, und es sieht nicht so aus, als ob sich bald daran etwas ändert. Diejenigen, die jammern, jammern auf hohem Niveau.
Ich will nicht verhehlen, dass es Menschen gibt, denen es finanziell schlecht geht. Auch nicht, dass es in jedem Ort Schmuddelecken gibt. Stadtviertel, die teilweise oder ganz heruntergekommen sind. Aber alles in allem ist unser Land in einem guten Zustand. Ich bin optimistisch, dass das so bleibt. Also lasst bitte das Jammern, ich kann es nicht mehr hören.

