Buchtitel "Vom deutschen Herzen" aus dem Langewiesche-Verlag.
Buchsouvenir,  Pyropro

Aus dem Familien-Bücherschrank: Vom deutschen Herzen

Familien-Bücherschrank nenne ich die Sammlung all der Bücher, die ich irgendwann mal von früheren Generationen übernommen habe. Etliche davon habe ich hier schon vorgestellt. Diesmal: Vom deutschen Herzen.

Das broschierte Büchlein in meinem Besitz gehört zur 1. Auflage, erschienen im Sommer 1917 im Verlag Karl Robert Langewiesche aus Königstein im Taunus und Leipzig. Den gibt es immer noch. Eine seiner Reihen heißt „Die blauen Bücher“. Sie widmet sich Kunst und Kultur, etwa dem Bamberger Reiter oder dem Leben Ernst Barlachs. „Vom deutschen Herzen“ gehört ebenfalls zur Reihe der Blauen Bücher. Es hat einen dunkelgrauen, vielleicht früher mal blauen Umschlag mit Motiven, die ich dem Jugendstil zuordnen würde.

Sammlung mit Malern vom deutschen Herzen

„Vom deutschen Herzen“ trägt den Untertitel „Werke neuerer deutscher Maler“ und ist laut Vorblatt „Ihrer Exzellenz Frau Gertrud von Hindenburg in Verehrung und Ehrfurcht zugeeignet“. Sie war die Gattin von Paul von Hindenburg. Warum das Büchlein ihr zugeeignet wurde, erschließt sich heute nicht mehr. Im Vorwort wird dann noch über Zweck und Absicht des Buches sinniert, ohne darauf eine richtige Antwort zu geben.

Es sei unnötig, darüber zu reden. „Sind sie erreicht, so wird das Buch für sich selber sprechen.“ Am Ende des Verleger-Vorworts gibt es aber doch noch einen Hinweis: „Das Buch wurde im Herbst, Winter und Frühjahr des dritten Kriegsjahrs gearbeitet. Mögen die Bilder in ihrer Weise Zeugnis ablegen von dem Geist, für dessen Erhaltung und Wachstum gekämpft und gelitten wurde.“

Anschließend folgt das Verzeichnis der Künstler von Wilhelm Leibl bis Fritz von Uhde, es sind aber ebenso viele unbekanntere Namen dabei wie Otto Schloderer, Ludwig Freiherr von Gleichen-Rußwurm oder Artur Kampf. Schließlich kommt das, was das Buch ausmacht: Bildtafeln der Gemälde, allesamt in Schwarzweiß. Was bei Kunst immer schade ist, ein Grund, warum ich bis heute kein Fan von Schwarzweiß-Fotografie bin. Zu oft musste ich in den frühen Jahren als Journalistin über Kunstausstellungen mit Schwarzweiß-Fotos berichten, weil es noch keinen Farbdruck gab.

Dass die Bildtafeln im deutschen Herzen in Schwarzweiß sind, mag an der Zeit des Erscheinens liegen. Etliche Bilder haben wir heute sowieso in Farbe vor Augen, etwa „Die Schwester des Künstlers“ von Adolph Menzel oder „Drei Frauen in der Kirche“ von Wilhelm Leibl. Um sie zu in Farbe zu betrachten, reicht ein Blick ins Internet. Den gab es natürlich 1917 noch nicht. Garniert das Menzel-Bild mit dem Gedicht „Die deutsche Kunst“ von Will Vesper. Kennt den heute noch jemand? Er war strammer Nazi und soll die Bücherverbrennung mit vorbereitet haben. Das war sicher 1917 noch nicht vorhersehbar.

Ein Fall für ein Antiquariat

„Vom deutschen Herzen“ ist ein Büchlein, das vor allem für Historiker interessant sein dürfte. Wie es in den Familien-Bücherschrank gekommen ist, weiß ist nicht mehr. Die Familie meines Vaters war sehr gebildet und hat Bücher geliebt. Vielleicht kommt es aus der Ecke. Für mich ist es heute wertlos, es gibt viel bessere Darstellungen von Kunstwerken, in Farbe. Vermutlich werde ich das deutsche Herz ebenso wie den „Hindenburg“ und andere alte Bücher irgendwann mal einem Antiquariat anbieten.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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