Gefährdet, aber wichtig: die Bücherei

Bücher kann man nie genug haben.

Ich bin ein großer Fan öffentlicher Büchereien. Meine Bücherei ist für mich ein regelmäßiger Anlaufpunkt, mindestens alles zwei Wochen bin ich da. Aber wenn ich Meldungen zu diesen Einrichtungen lese, wird mir mulmig. Wie lange wird es sie noch geben?

Der größte Bücherfan kommt irgendwann an seine Grenzen. Was der Kopf noch liebt und verarbeiten kann, schafft der Platz in der heimischen Wohnung nicht mehr. Bei mir ist schon der letzte Regalmeter ausgenutzt, und deshalb habe ich irgendwann die Reißleine gezogen. Ich gehe in keine Buchhandlung mehr. Ich gehe in die Bücherei.

Zum Glück steht mir eine gut sortierte und üppig bestückte Leihbücherei zur Verfügung. Jedes Mal, wenn ich sie besuche, steuere ich zuerst die Regale mit den Hörbüchern an. Ich bin viel im Auto unterwegs und höre sie währenddessen. Musik nervt mich beim Autofahren. Spannende Hörbücher sind dagegen immer willkommen.

Der nächste Weg führt mich in die Sachbuchabteilung. Ich lese viele Sachbücher, aber auch Biografien. Und nach jahrelanger Pause habe ich gerade wieder den Reiz von Romanen entdeckt. Da ich schnell und viel lese, ist der Weg in die Leihbücherei immer wichtig. Neues Futter muss her. Und wenn mir ein Buch nicht gefällt, muss ich mich nicht hindurchquälen, sondern kann es einfach wieder abgeben. Wunderbar.

Anlaufpunkte für viele Menschen

Bei meinen Besuchen in der Bücherei fällt mir noch etwas anderes auf. Sie sind Anlaufpunkt für viele Menschen, die sich dort oft lange aufhalten. Um Zeitungen und Zeitschriften zu lesen. Um etwas am Computer zu recherchieren. Kindergruppen kommen, um etwas über das Prinzip Bücherei und übers Lesen zu lernen. Es gibt regelmäßige Veranstaltungen, Lesungen und Diskussionsrunden, die von den Mitarbeitern organisiert werden.

Und das alles für einen Spottpreis. Als Erwachsene zahle ich in meiner Bücherei einen Jahresbeitrag von lediglich 16 Euro, ganze Familien sind mit 22 Euro dabei. Ein wahrhaft preiswertes Vergnügen. Dafür können neben Büchern und Hörbüchern auch CDs, DVDs und Brettspiele ausgeliehen werden. Kein Wunder, dass sich die Bücherei großer Beliebtheit erfreut.

Doch die Leihbibliotheken geraten von zwei Seiten unter Druck: kein Geld, kein Personal. „Publik“, die Mitgliederzeitung der Gewerkschaft Verdi, berichtet, dass viele Büchereien die Öffnungszeiten reduzieren oder gar ganz schließen. „Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es 2022 rund 8800 öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken, zehn Jahre zuvor waren es noch 1350 mehr. Mit anderen Worten: Mehr als jede achte Einrichtung wurde seither geschlossen“, heißt es in dem Bericht.

Bücherei als Ort ohne Konsum

Und die Überschrift fasst das zusammen, was ich an der Bücherei so liebe: Es ist der letzte konsumfreie Ort. Vielleicht gibt es noch ein paar andere Orte ohne Konsum und Konsumzwang, aber tatsächlich muss man lange danach suchen. So sponten fällt mir keiner ein. Ich kann nur hoffen, dass das Prinzip Bücherei überlebt. Die sind übrigens keine Leitbibliotheken, wie oft gesagt und geschrieben wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Ein Kommentar

  1. In Zeiten von Amazon und E-Books leider immer weniger relevant. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, da war der Besuch in der Bücherei das größte. Neue spannende Bücher ausleihen und verschlingen. Viele interessante Geschichten und als Kind Berge von Büchern und Regalen. Gruß Klaudia

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