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Sticker auf Schildern und Masten: Was für ein Dreck

Sie sind mir vor allem auf Autobahn-Raststätten aufgefallen: Sticker in rauen Massen, die so flächendeckend geklebt wurden, dass Schilder nicht mehr zu erkennen sind. Sie sind hässlich und schädlich.

Auf unseren langen Autobahnfahrten im September haben wir diverse Rast- und Parkplätze kennengelernt. Was mir sofort aufgefallen ist und woran ich mich von früheren Fahrten nicht erinnern konnte, waren die Massen an Aufklebern, die hinten und vorne auf Schildern, auf Masten aller Art, auf Mülleimern und einfach überall kleben. Auf den ersten Blick, und ich glaube, der trügt nicht, kommen die Sticker vor allem aus den Fußball-Fangruppen.

Sticker-Invasion auf dem Autobahn-Rastplatz

Besonders schlimm ist mir diese hässliche Masse an Stickern an der A5 rund um Frankfurt aufgefallen. Aber auch in anderen Regionen und in Städten sind sie immer häufiger zu finden. Und wer erst einmal darauf achtet, kann sie kaum noch übersehen. An sich ist jeder einzelne Aufkleber gar nicht so groß. Aber die Masse macht’s. Ich habe fast den Eindruck, hier wollen sich Fangruppen gegenseitig übertrumpfen, sprich überkleben. Seit wann ist das so, wann hat diese Unsitte begonnen und was steckt dahinter?

Ansprechpartner für solche Fragen ist die Autobahn GmbH des Bundes, die alle deutschen Autobahnen und deren Nebenanlagen verwaltet und betreut. Auf meine Anfrage hin hat sich ein Sprecher der Autobahn GmbH bei der Autobahnmeisterei Mönchengladbach schlau gemacht, die in der Nähe des Borussia-Parks von Borussia Mönchengladbach liegt. „Man nimmt dort das Bekleben von Verkehrsschildern schon seit Jahren wahr, seit rund fünf Jahren tritt es aber verstärkt auf. Zu einem ganz großen Teil stammen die Aufkleber von Fußballfans“, teilt der Sprecher mit.

Skrupellose Szene attackiert wehrlose Verkehrsschilder

Unter dem Titel „Stickern ohne Skrupel“ findet das Fußballmagazin „11 Freunde“ klare Worte und schreibt von einer „skrupellosen Sticker-Szene, die auch vor wehrlosen Verkehrsschildern nicht mehr Halt macht“. Ein Hersteller von Schildern nennt es Sticker-Vandalismus und verweist auf die damit verbundenen Sicherheitsrisiken. Für die Autobahn GmbH ist der Fall klar, wie der Sprecher weiter mitteilt: „Als Betreiber der Autobahnen haben wir dafür Sorge zu tragen, dass die Beschilderung für alle Verkehrsteilnehmer lesbar ist.“

Leider gebe es für Sticker, Aufkleber und sonstige Vandalismusschäden keine einfachen Lösungen. Die Autobahn GmbH erstatte insbesondere bei verfassungsfeindlichen oder diskriminierenden Aufklebern und Graffiti Anzeige und beauftrage deren umgehende Entfernung. Bei allen weiteren Aufklebern oder Bemalungen strebe die Autobahn GmbH eine möglichst zeitnahe Entfernung an. „Wenn Schilder nicht mehr erkennbar sind, wird schnellstmöglich gehandelt“, heißt es von der Autobahn GmbH. Die Autobahnmeisterei Mönchengladbach schätzt den jährlichen Schaden durch Sticker auf 4000 Euro im Jahr.

Schilder höher zu hängen hilft

Die Sticker zu entfernen, kostet Zeit. Oft wird dabei das Schild selbst beschädigt und muss ausgetauscht werden. Nicht zuletzt deshalb suchen die Verantwortlichen nach Lösungen, um der Aufkleber-Wut Herr zu werden. Eine Maßnahme: Die Schilder werden so hoch aufgehängt – Unterkante auf 2,50 bis 3 Meter Höhe – dass niemand mehr dran kommt. „Danach ist festzustellen, dass es zu einem merklichen Rückgang der Aufkleber kommt“, heißt es vom Autobahn-GmbH-Sprecher.

Neue Verkehrsschilder werden teilweise mit einer Anti-Sticker-Folie ausgestattet, die das Aufbringen von Aufklebern erschwert. Wenn die Verursacher von Schäden ermittelt werden können, trete die Autobahn GmbH mit den Fanbeauftragten der jeweiligen Vereine in Kontakt, um sie für das Problem zu sensibilisieren und darauf hinzuweisen, dass die Rastanlagen für alle Verkehrsteilnehmer zur Verfügung stehen.

Wer beim Sticker-Kleben erwischt wird, muss in Berlin mit einem eher läppischen Bußgeld von 15 Euro rechnen. Anderswo werden deutliche höhere Straßen angedroht. Doch die Aufklärungsquote geht gegen null. Dazu passt eine Äußerung im Netz: „Kann schon ’ne saftige Strafe geben. Aber wenn du dich nicht erwischen lässt, passiert höchstwahrscheinlich nichts.“

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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