Unter Patienten: Szenen aus dem Krankenhaus-Alltag
Ich musste eine Woche im Krankenhaus verbringen. Das erste Mal seit 25 Jahren. Da ist mir einiges aufgefallen.
Ein Krankenhaus ist ein ganz eigener Kosmos. Wer wie ich direkt auf dem prallen Leben gerissen wird, um dort eine Zeit lang zu verbringen, muss sich auf erhebliche Veränderungen einstellen. Jenseits von Untersuchungen und Diagnosen gibt es einiges, was bemerkenswert ist.
Ich war in einem Krankenhaus mit angeschlossenem Klinikhotel und großer Reha-Klinik. Ich hatte das Glück, ein Einzelzimmer im Klinikhotel beziehen zu dürfen. Schicke Einrichtung, großer Flachbild-Fernseher und bodentiefe Fenster mit freier Aussicht auf den draußen unablässig fallenden Regen. Trübes Novemberwetter draußen, trübe Stimmung drinnen, weil ich zwei Tage in Isolation verbringen musste und mein Zimmer nicht verlassen durfte.
W-LAN kommt per Fax
Aber es gibt W-LAN. Das muss an der Rezeption angemeldet und bezahlt werden. TV plus W-Lan 2,50 Euro pro Tag. Okay, gerne, wenn ich dadurch ein bisschen Unterhaltung in den langen Stunden der Isolation bekomme. Eine hilfreiche Mitarbeiterin der Station ließ es für mich einrichten, ich durfte ja nicht raus. Und dann kam der bemerkenswerte Satz: Der W-LAN-Code wird auf Station gefaxt. Gefaxt!
Nächtliche Besuche
Ein Krankenhausbett ist nicht das eigene Bett. Einschlafen fällt schwer. Aber wenn der Schlaf kommt, wird er oft jäh unterbrochen. Tür wird aufgerissen, Licht an. „Hallo, ich bin der Sascha, ich habe heute Nachtdienst.“ Licht aus, Tür zu. Einschlafen die zweite.
Irgendwann in der Nacht geht die Tür wieder auf, diesmal leise. Irgendjemand blickt ins Zimmer. Anwesenheitskontrolle? Lebendkontrolle? Die Tür geht leise wieder zu. Einschlafen die dritte.
Mildes Mischbrot auf dem Speiseplan
Über das Essen im Krankenhaus ist schon viel geklagt worden. Die warme Mittagsmahlzeit fand ich gar nicht so schlecht. Aber Frühstück und Abendbrot sind schon sehr mager. Zwei pappige Scheiben Brot – laut Speiseplan „Mildes Mischbrot“ und etwas Käse und Aufschnitt. Kein Obst, kein Gemüse. Ein paar Scheiben Gurke oder Tomate wären nett gewesen. Immerhin durfte ich nach der Freilassung aus der Isolation im angeschlossenen Reha-Restaurant essen. Dort gibt es ein Büfett mit Salaten, außerdem Quark, viele verschiedene Sorten Aufschnitt und Käse.
Krankenhaus-Tee ist zum Abgewöhnen
Der Kaffee schmeckt nicht im Krankenhaus. Als passionierte Teetrinkerin macht mir das grundsätzlich nichts aus. Aber was die dort mit dem Tee machen, lässt eben jene erfahrenen Teetrinker gruseln. Die Auswahl ist groß, reicht von schwarzem Tee über alle Arten von Früchtetee bis zu Pfefferminz und Kamille. Alles jederzeit zugänglich auf einem Teewagen auf dem Flur. Nur das mit dem Wasser ist alles andere ist toll. Heißes Wasser für den Tee wird in Thermoskannen bereitgestellt. Von wegen Tee mit sprudelnd kochendem Wasser aufgießen. Wer Tee will, muss Teebeutel baden und hoffen, dass so etwas wie Geschmack dabei herauskommt.
Immerhin gibt stets frisches Wasser. Entweder aus Flaschen oder aus Wasserspendern, mit der Wahl zwischen stillem und lautem (also mit Kohlensäure versetztem) Wasser, das kühl aus dem Spender kommt. Ein gutes Getränkeangebot. Ich will ja nicht nur meckern.
Schließlich sind da noch die Patienten. Viele alte Leute, so ging es mir durch den Kopf. Ich war bisher immer kerngesund, habe mir nie über mein Alter Gedanken gemacht und finde mich auch nicht alt. Aber wenn ich ehrlich bin, passe ich doch ins Raster. Ich muss mich gerade damit abfinden, nicht nur alt, sondern auch noch krank zu sein. Es kann also nur besser werden.







