
Ferienhäuser im Wandel der Zeiten
Ein Spaziergang auf einer der Promenaden in den Orten an der Lübecker Bucht bietet Einblicke in die Bäderarchitektur und die Ferienhäuser vergangener Zeiten. Da ist viel Schönes dabei.
Wer an der Lübecker Bucht unterwegs ist, sollte nicht nur auf die Ostsee, sondern auch auf die Landseite schauen. Dort stehen viele unterschiedliche Feriendomizile aus unterschiedlichen Zeiten. Eine Zeitreise, die zeigt, wie sich die Baustile der Ferienhäuser und Hotels über die Jahrhunderte und Jahrzehnte verändert haben.
Typische Zeichen der Bäderarchitektur, die selbst an Neubauten zu sehen sind, sind durchbrochene Giebel und Balkonbrüstungen. Ein bisschen Spielerei ist selbst heute nicht verpönt. Das aber wohl beeindruckendste Beispiel früher Bäderarchitektur, das noch immer viel hermacht, ist das ehemalige Henry-Everling-Haus der PRO-Stiftung, heute Hotel Zeitlos. Einst ein Kindererholungsheim, dann ein Erholungsheim für Senioren, wurde es 2023 zum Hotel garni.
Wo Reichspräsident Ebert die Badehose anzog
Vor allem aber ist das Haus mit der Geschichte eines ikonischen Fotos des 20. Jahrhunderts verbunden: Ebert in der Badehose. Im Juli 1919 reisten Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske nach Haffkrug, um dem Geschäftsführer des Kinderheims, Henry Everling, einen Ministerposten anzutragen. Es war ein heißer Tag, und so entschlossen sich die Herren, nach dem Besuch ein kühles Bad in der Ostsee zu nehmen. Dabei wurden sie – halbnackt, wie es nicht erwünscht war – von einem Strandfotografen abgelichtet. Das Foto gelangte in die Hauptstadtpresse und löste einen Skandal aus.
Das spätere Everling-Haus spielte dabei eine Nebenrolle. Bis heute spielt es jedoch in der Bäderarchitektur der Lübecker Bucht eine Hauptrolle, wie es da majestätisch über dem Strand thront. Kein Ferienhaus, sondern jetzt ein veritables Hotel.
Verschnörkelte Villa mit Ostseeblick
Baustilkunde lässt sich auch an der Promenade von Niendorf/Ostsee betreiben. Da hat sich jemand vor offenbar mehr als 100 Jahren eine schmucke Villa mit Ostseeblick bauen lassen. Ganz im Stil der Zeit, mit Türmchen, verschnörkeltem Dachgitter und großen Amphoren mit Buchsbäumen darin. Hübsch anzusehen und ein Blickfang an der Promenade.
Ein paar Meter weiter vom einstigen Henry-Everling-Haus Richtung Sierksdorf steht das, was bis in die 1930er Jahre ein typisches Ferienhaus an der Ostsee war: einstöckig, aus Holz, ziemlich bescheiden und von einem großzügigen, aber wilden Garten umgeben.
Kleine Ferienhäuser sind selten geworden
Solche schlichten Ferienhäuser sind rar geworden. Nach und nach wurden sie abgerissen und durch große Appartementhäuser ersetzt. Der Garten schrumpft auf ein bisschen Grün rund ums Haus. Die Erben solcher Ferienhäuser aber machten einen ordentlichen Reibach, zumal die Häuschen oft in der ersten Reihe zum Strand standen. Ein solches Grundstück mit einem alten Ferienhaus auf 2262 Quadratmeter Eigenland wurde 2015 für 4,2 Millionen Euro angeboten. Dort steht jetzt ein schicker, großer Neubau mit Ferienappartements.
Ländlich im holsteinischen Stil gibt sich ein anderes Ferienhaus mit Ostseeblick. Reetdach, Gauben, Holzverkleidung, ebenfalls ein großer Garten. Das sieht einladend und gemütlich aus. Und auch der Name passt: Haus Godewind.
Andere Zeit, anderer Stil, starker Kontrast: Wieder nur wenige Meter weiter steht ein Haus vermutlich aus den 1970er, 1980er Jahren. Gradlinig, große Glasfronten zur Ostsee. Auch so wurden Feriendomizile gebaut. Viele Unterkünfte auf wenig Grundfläche. Ein Trend, der bis heute anhält. Es sind riesige Kästen, die in den vergangenen 20, 30 Jahren auf die einstigen Grundstücke von Ferienhäusern gebaut wurden. Da ist das gezeigte Beispiel beinahe noch bescheiden.
So weit mein kleiner Überblick über Ferienimmobilien an den Promenaden der Lübecker Bucht. Es sind allerdings eher großzügige Beispiele, es geht auch deutlich kleiner und bescheidener. Denn Platz ist und war dort, in der ersten Reihe, schon immer rar und teuer. Da will der Urlaub platzsparend sein.

