Träumereien in der Teetasse

Schwarz, grün oder weiß? Heiße Liebe oder kühle Frische? Wind der Savanne oder Sonne des Buddha? Rotbusch oder Honigbusch? Mit oder ohne Vanille-Aroma? Wintertraum oder Sommernachtstraum? Kaum etwas bietet so viel Auswahl, Abwechslung und so viel Blendwerk wie das Tee-Regal im Supermarkt. Unglaublich, was sich alles in kleine Beutel packen lässt, die dann in einen Becher voller heißes Wasser gehängt werden.

Getrunken aber wird nicht schnöder Tee, nein, hier kommen Träume in die Tasse, Assoziationen fremder Welten und lieblicher Landschaften. Gar Romantik, Tragik und Versöhnung, wie der aromatisierte Kräutertee mit den vollmundigen Aromen der Himbeere und zart versüßendem Marzipan verspricht, der den romantischen Namen „Romeo & Julia“ trägt. Was sich der Genießer bei Tees mit dem Namen „Garten des Sultan“ oder gar beim „Indischen Hochzeitstee“ denken soll, bleibt ihm selbst überlassen, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Dabei erkennt der Kenner, dass da so viel Neues gar nicht drin ist. Was heute vollmundig als Tee namens „Taufrische“ daher kommt, hieß früher schlicht Pfefferminztee. Etwas despektierlich auch „muffscher Apotheker“ genannt. Als sanftes, unbeschwertes Trinkerlebnis für jede Tages- und Jahreszeit wird inzwischen sogar Kamillentee angepriesen, der heute viel schicker Tee aus Kamillenblüten, verfeinert mit Melisse, heißt. Früher gab’s so etwas nur bei Bauchweh.

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