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Vor der Rente aus dem Alltag gekickt: Wenn plötzlich alles anders ist

Ich wollte in einem Jahr regulär in Rente gehen und bis dahin noch meinen geliebten Job genießen. Doch plötzlich ist alles anders. Grund ist das Biest in meiner Lunge.

Ich arbeite seit mittlerweile 46 Jahren mit Freude in meinem Beruf als Journalistin. Und ich habe zuletzt mit Bedauern auf den 1. November 2026 geschaut. Zu diesem Datum soll ich mit dann 66 Jahren und vier Monaten regulär in Rente gehen. In den letzten Monaten habe ich darüber nachgedacht, wie ich ein erfülltes Rentnerleben führen kann oder ob ich die Aktivrente nutzen soll. Und auf einmal sind alle diese Überlegungen überflüssig. Es ist nicht einmal klar, ob ich vor meinen Renteneintritt noch einmal ins Arbeitsleben zurückkehre.

Es begann nach unserem Frankreich-Urlaub. Da war noch alles in Ordnung. Der Job lief, ich war regelmäßig reiten und im Chor singen. Aber irgendwann spürte ich, dass ich schnell außer Atem war. Und das bereits nach wenigen Schritten. Treppensteigen wurde zur großen Anstrengung. Als ich dann noch eines Morgens Blut hustete, war klar, dass ich zum Arzt musste.

Abends war ich noch bei der Chorprobe, am nächsten Morgen saß ich bei meiner Hausärztin. Die guckte besorgt. Es folgten einige Untersuchungen, dann schickte sie mich umgehend in die Herzklinik. Es war ein Donnerstag. Bis Montag passierte im Krankenhaus erstmal gar nichts, dann ging es holterdiepolter. Am Ende stand die Diagnose Lungenkrebs. Den bekämpfe ich jetzt mit Chemo, Bestrahlung und am Ende Immuntherapie.

Fraglich, ob ich die Rente noch erreiche

Was mich aber besonders ärgert ist die Tatsache, dass ich vermutlich nicht mehr regulär in Rente gehen kann. Ich war sowieso schon lange die allerälteste in der Firma. Fast alle Kollegen sind früher aus dem Berufsleben ausgeschieden. Eine Altersteilzeit-Regelung machte es möglich.

Der angestrebte Aufwuchs bis zur Rente mit 67 findet nicht statt. Ich weiß zwar nicht, wie es in anderen Branchen ist, aber nach meinem Eindruck gibt es kaum jemanden, der noch bis zur regulären Altersgrenze arbeitet. In meinem gesamten Bekanntenkreis sind so gut wie alle mit 63, 64 oder 65 Jahren ausgeschieden und genießen jetzt ihre – allerdings etwas knappere – Rente.

Angesichts der gerade mit Heftigkeit geführten Diskussion zur Zukunft der Altersversorgung ein für mich besorgniserregender Befund. Wie soll das System stabil gehalten werden, wenn nicht einmal die, die noch einzahlen sollten und könnten, nicht mehr einzahlen?

Wenn das Durchhalten unmöglich ist

Andererseits: Wie ich gerade an mir selber sehe, ist es gar nicht so einfach, das reguläre Rentenalter zu erreichen. Nicht einmal, wenn ich gar nicht bis zum 67. Geburtstag durchhalten muss. So schnell kann es vorbei sein mit dem Arbeitsleben. Ich bin allerdings hoffnungsvoll, meine Krankheit zu besiegen und vielleicht in einem halben Jahr noch ein paar Monate zu arbeiten. Um dann ab 1. November 2026 guten Gewissens mein Rentnerdasein zu genießen. Bei hoffentlich guter Gesundheit.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Ein Kommentar

  • Hanjo

    Das ist ja eine mistige Diagnose! – Ich wünsche Ihnen, liebe Frau Peyronnet, viel Kraft für die Behandlung, und gehe fest davon aus, dass Sie den Kampf gegen den lausigen Krebs gewinnen werden. – Man möchte hier weiter von Ihnen lesen!

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