Zwei Frauen im Tschad, fotografiert von Walter Zürcher
gesehen,  Pyropro

Menschen im Tschad: Eine Fotoausstellung von Walter Zürcher

Walter Zürcher ist 2010 in den Tschad gereist und hat dort fotografiert. Eine durchaus gefährliche Angelegenheit. Die Fotos sind jetzt im Stadtmuseum Schleswig ausgestellt und demnächst in Kiel zu sehen.

Walter Zürcher ist ein ambitionierter Hobbyfotograf mit einer Vorliebe für Architektur, klare Linien und eine minimalistische Bildsprache. Der Schweizer, der vor vier Jahren nach Schleswig-Holstein ausgewandert ist, ist Mitglied im Fotoclub Schleswig. Der zeigt gerade Fotos von Walter Zürcher, die nichts, aber auch gar nichts mit Architektur und Minimalismus zu tun haben. Und die beeindruckend und anrührend sind.

Zürcher ist 2010 mit zwei Kameras im Gepäck in den Tschad gereist, wohin er familiäre Verbindungen in die Hilfsorganisation Assemblées Chretiennes au Tchad (ACT) hat. Zunächst konnte er die Kameras nicht benutzen. „In N’Djaména ist fotografieren nicht erlaubt, da wirst du gekillt. Es wimmelt von Geheimpolizei“, berichtet Zürcher. Der Tschad ist bis heute eine Diktatur. Anders in Koyom, einem Dorf 300 Kilometer südlich der Hauptstadt. Dort kamen die Kameras zum Einsatz.

Walter Zürcher mit seiner Kamera im Tschad.
Walter Zürcher mit seiner Kamera im Tschad.

Das Leben im Tschad in Bildern festgehalten

In Koyom erlaubten die Stammesführer der Halbnomaden Walter Zürcher das Fotografieren. Auch wenn die Erwachsenen nicht abgelichtet werden wollten, so wollten es doch die Kinder. Und am Ende waren auch Frauen und Männer auf den Fotos, die Zürcher in der Ausstellung zeigt. Es ist ihm gelungen, das alltägliche Leben der Menschen, ihre Armut, aber auch ihr Improvisationsgeschick und die Art, wie sie ihr hartes Leben meistern, einzufangen. Er zeigt mit seinen Fotos zudem eindrücklich, wie ungerecht die Gesellschaft im Tschad ist.

Frauen schleppen schwere Lasten, holen Wasser, kümmern sich um Kinder und Kranke. Männer lassen sich auf der Ladefläche eines Pickups an ihr Ziel fahren, während ihre schwer bepackten Frauen zu Fuß hinterhergehen. „Ich habe fast nur arbeitende Frauen gesehen“, berichtet Zürcher. Besonders angerührt hat den Fotografen das Leben der Kinder. Wie sie ohne Hefte, ohne Stifte, in der Schule sitzen. „Die durchschnittliche Schuldauer sind zweieinhalb Jahre. Nur 22 Prozent der Kinder haben einen Schulabschluss.“

Unterricht im Tschad, fotografiert von Walter Zürcher.
Unterricht im Tschad, fotografiert von Walter Zürcher.

Walter Zürcher fotografierte im Buschkrankenhaus

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Fotografie im Tschad lag auf dem örtlichen Krankenhaus, dem Buschspital von Koyom. Dort werden Patienten mit teils sehr primitiven Mitteln behandelt. Ein Arzt kam 2010 auf 135.000 Menschen. Zürcher: „Ich war der erste und angeblich der letzte Fotograf, der im Hospital fotografieren durfte.“ Drei Operationen hat er dokumentiert. Dabei achtete der darauf, die Würde der Patienten nicht zu verletzen. Sie sind nicht erkennbar. Auf einem eindrucksvollen Foto sind es die Füße der Operateure und Pfleger unter dem OP-Tisch, die mehr sagen als jedes Detailfoto eines medizinischen Vorgangs. Ich habe auch einmal in einem afrikanischen Krankenhaus fotografiert, das ist sehr eindrucksvoll.

Walter Zürcher in der Schleswiger Ausstellung. Auf dem Foto am Eingang ist Laborant Timothé vom Buschspital Koyom an seinem Arbeitsplatz zu sehen.
Walter Zürcher in der Schleswiger Ausstellung. Auf dem Foto am Eingang ist Laborant Timothé vom Buschspital Koyom an seinem Arbeitsplatz zu sehen.

55 Fotos hat Walter Zürcher für seine Ausstellung im Stadtmuseum in Schleswig, organisiert vom Fotoclub Schleswig, ausgewählt. Sie sind auf zwei Stockwerken zu sehen und thematisch angeordnet. Die Ausstellung ist bis 7. September dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Führungen gibt es am Samstag, 2. August 2025, am Donnerstag, 14. August 2025 sowie am Dienstag, 26. August, jeweils um 14 Uhr. Vom 11. September bis 11. Dezember sind die Fotos aus dem Tschad im Bürgerhaus Mettenhof-Kiel zu sehen. Es ist eine Schau der Pixelschubser Kiel.

Das Stadtmuseum Schleswig steht übrigens ein wenig im Schatten des anderen großen Museums der Stadt: Schloss Gottorf. Dabei muss sich das kleinere Stadtmuseum gar nicht verstecken. Neben der Tschad-Ausstellung läuft dort gerade noch eine faszinierende Fotoausstellung mit Bildern des Unterwasserfotografen Henley Spiers.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert