Zeit, auf Friedhöfe zu gehen

Die französische Verwandtschaft war am Freitag auf dem Friedhof, wie immer am 1. November. Das ist ein Pflichttermin im tiefkatholischen Frankreich. Aber selbst wer evangelisch ist und keine Gräber hat, die er besuchen will, sollte auf Friedhöfe gehen. Es sind einfach schöne Orte, auf denen ich gerne herumstreife.

Die meisten deutschen Friedhöfe sind im Gegensatz zu den französischen grüne Oasen. Oft von großen alten Bäumen bestanden, bepflanzt mit vielerlei verschiedenen Büschen und trotz oft strenger Friedhofsordnungen geprägt von vielen unterschiedlichen Arten, Gräber zu gestalten. Es ist eine Freude für mich, dort herumzulaufen, die Inschriften zu lesen, die Anlage zu genießen.

Den Reiz alter Friedhöfe gibt es nicht nur im November zu entdecken. Aber auch in diesem oft trüben Monat lohnt sich ein Besuch. Das Laub ist bunt oder fängt gerade erst an, bunt zu werden, hier bei uns jedenfalls. Es liegt ein Hauch von Morbidität über der Natur. Sie bewegt sich zwischen Sein und Vergehen. Das passt zum Friedhof mehr als an jedem anderen Platz.

Eine Liste der schönsten Friedhöfe

Weil ich nicht die einzige bin, die Friedhöfe, auch „stille Gärten“ genannt, sehr mag, gibt es bei der Gartenlinksammlung eine Liste der Friedhöfe für Spaziergänger und Reisende. Natürlich sind alle bekannten Friedhöfe darin enthalten, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Aber es müssen nicht immer die bekannten Gottesacker sein, die einen Besuch lohnen. Oft ist es der kleine Friedhof im Dorf, der um die Ecke oder an der nächsten Kirche, die ebenso reizvoll sind.

Friedhof mit Seeblick

Die Liste führt nur die in den großen Städten auf und die bekanntesten. Nicht enthalten, aber für mich in guter Erinnerung ist etwa der Alte Friedhof in Schwerin mit Mausoleen bekannter Persönlichkeiten. Oder der Friedhof an der Petrikirche im schleswig-holsteinischen Bosau. Oder der in meinem Dorf, mit Familiengrabstätten der hiesigen Grafen. Mein Dorffriedhof hat sogar Seeblick, und ich stelle mir manchmal vor, dass auch ich dort irgendwann einen Platz mit Blick auf den See haben werde. Das würde mir sehr gefallen.

Die Friedhöfe, die meine französische Familie besucht, können mit unseren deutschen Friedhöfen nicht mithalten. Kaum Bäume, kein Grün, die Gräber zwischen Schotterflächen und ziemlich kitschiger Grabschmuck. Immerhin, es gibt dort auf den Dorffriedhöfen im Zentralmassiv auch etliche sehr alte Grabanlagen, die das Ansehen lohnen. Da lohnt es sich, einen Fotoapparat mitzunehmen.

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