Die Alljahres-Aufreger: Tanzen in der Sommerzeit

Heute und morgen ist wieder mal ein Tag der Aufreger-Rituale. Vor einer Woche war auch einer. Alle Jahre wieder sind bestimmte, durchaus wechselnde Daten Anlass, sich über traditionelle Regeln zu echauffieren. Und prompt bauen sich Fronten auf.

Morgen ist Karfreitag. Und Karfreitag gilt ein Tanzverbot. Das war schon früher so. Als Teenager sind wir am Gründonnerstag in die Disco gegangen, und um Mitternacht rückte der Wirt einen Tisch auf die Tanzfläche. Der blieb bis 24 Uhr am Karfreitag dort stehen. Parallel dazu spielte das Radio nur getragene Musik ohne Worte, also reine Instrumentaltitel. Außerdem erzählte meine Mutter, eine Bauerntochter, immer, dass die Bauern stets das Wetter nutzen und dabei keine Sonn- oder Feiertage kennen. Mit einer unverrückbaren Ausnahme: Am Karfreitag würde kein Landwirt jemals auf seinen Feldern arbeiten, und sei das Wetter noch so schön.

Daran hat Jahrzehnte niemand gerüttelt. Doch seit einigen Jahren regt sich Widerstand dagegen. Nicht gegen die Tradition, am Karfreitag nicht f die Felder zu bearbeiten. Sondern gegen das Tanzverbot. Jedes Jahr wieder zum Karfreitag wird diese Debatte geführt.

Ich bin kirchlich orientiert, aber nicht streng gläubig. Dennoch plädiere ich dafür, das Tanzverbot aufrecht und den Karfreitag als stillen Tag zu erhalten. Solche Tage strukturieren das Jahr und das Osterfest. Warum nicht mal innehalten? Aus dem gleichen Grund bin ich dagegen, Sonntage grundsätzlich verkaufsoffen zu machen. Die meisten von uns finden nicht von selbst zum Innehalten, deshalb ist es gut, wenn uns Jahresstrukturen und Wochenstrukturen stillere und Erholungstage vorgeben. Es muss doch möglich sein, einen einzigen Tag im Jahr auf das Tanzvergnügen zu verzichten, oder? Und ich würde mir auch wünschen, dass nicht jedes Jahr dieselben Debatten dazu geführt werden. Aber bitte, wer meint, sich über so eine Kleinigkeit aufregen zu müssen, der soll es gerne tun.

Eine ähnliche Debatte führen wir jedes Jahr bei der Umstellung auf die Sommer- und die Winterzeit. Die einen wollen die Sommerzeit behalten, die anderen die Winterzeit, viele sind grundsätzlich gegen die Umstellung, egal, welche Zeit gilt. In bin dafür, die Sommerzeit zu behalten, wegen der schönen langen und hellen Abende. Wer auch immer was möchte, ich bin froh, dass das europäisch geregelt ist und die Deutschen nicht alleine daran herumschrauben können. Denn die Zeiten, als man beim Überqueren der Grenze die Uhr umstellen musste, möchte ich nicht zurückhaben. Egal ob im Winter oder im Sommer.

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