Meine liebsten Gedicht-Bände
An eine Geliebte
Wenn der Mond in hellen Silbernächten
Steigt leise in Dein Kämmerlein,
Wenn er spielt mit Deinen Goldnen Flechten,
Schaut in die Augen Dir hinein,
Wenn er küsst Dein weiches Seidenhaar,
Dann bringt er Dir meine Grüße dar.
Die schönste Verbindung von Liebesgedichten und Grafik ist Heinrich Vogeler in dem schmalen Bändchen mit dem schlichten Titel „Dir“ eingegangen.
Die schlichten Verse hat der Worpsweder Künstler mit kleinen Bildnissen im Jugendstil illustriert. Die Verse selbst sind handgeschrieben mit spitzer Feder – im Wortsinn. Vogler malt in seinen Gedichten mit Worten ebenso sicher wie mit dem Radierstift. „Dir“ ist nicht nur deshalb ein Kleinod, weil es 1899 nur in 40 Exemplaren erschien, davon sechs eigenhändig koloriert für das Künstlers engste Freunde. Wer heute das Büchlein zur Hand nimmt, darf sich wegen der handgemachten Anmutung wie einer dieser Freunde fühlen – oder wie eine Geliebte, der etwas ganz besonderes übereignet wurde.
Jede darf sich heute so fühlen, hat doch der Insel-Verlag ein Reprint von „Dir“ herausgegeben (Insel-Bücherei Nr. 1072)
www.insel-verlag.de/buecher/dir-heinrich_vogeler_19072.html
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