Fru Öttenpötter vertellt: Holzernte oder das große Sägen

Wir wohnen in unmittelbarer Nähe von zwei Wäldern. Seit einiger Zeit ist es dort nicht mehr beschaulich still, sondern ziemlich laut. Das liegt daran, dass die Holzernte in vollem Gang ist. Etliche große Bäume hauchen unter dem Kreischen der Säge ihr Leben aus.

Als Tochter und Schwester von Waldbesitzern ist mir natürlich klar, dass ein Wald vor allem ein Wirtschaftsfaktor ist. Viele neigen dazu, ihn zu überhöhen. Wälder sind ja auch zu schön, egal zu welcher Jahreszeit. Vor allem Laubwälder. Diese Ruhe, das Rauschen der Blätter – nun ja, jetzt im Dezember gerade nicht -, die vielen verschiedenen Pflanzen und manchmal auch Tiere. Waldbesitzer sehen aber vor allem, dass da Geld wächst. Wobei es offenbar schwierig ist, die Zeit zu finden, in der die besten Preise zu erzielen sind.

Der Wald, ein Wirtschaftsbetrieb

Daran ist nichts Verwerfliches. Ein Wald macht schließlich Arbeit, auch wenn das die meisten Spaziergänger gar nicht so genau wissen. Außerdem ist ein Wald als Wirtschaftsfaktor eine sehr langfristige Angelegenheit. Meistens auch eine nachhaltige. Im Wald in unserer Nachbarschaft hat sich lange nichts getan, die Bäume durften ungestört wachsen. Wenn überhaupt, wurde nur mal hier oder da gesägt, zumal die Nachfrage nach Brennholz stetig gestiegen ist.

Jetzt aber hat das große Sägen eingesetzt. Ob es etwas damit zu tun hat, dass unserem privaten Waldbesitzer eine andere wichtige Einnahmequelle wegen der Corona-Krise weggebrochen ist? Ich weiß es nicht. Ich sehe nur bei meinen morgendlichen Spaziergängen rechts und links der Straße riesige Mengen großer Stämme liegen. Daneben Haufen von Astwerk, außerdem aufgewühlter Boden von den großen Maschinen, die die Stämme aus dem Wald ziehen.

In einem Wald liegen drei große Baumstämme nebeneinander, dahinter stapelt sich Astwerk.
Da muss noch aufgeräumt werden: Vorne die fertigen Stämme, hinten das Astwerk der Kronen.

Die Holzernte, vor allem, wenn es um so große Stämme geht, ist eine Sache für Profis. Die Arbeit ist nicht ganz ungefährlich und will gekonnt sein. Diese Profis machen mit den Bäumen kurzen Prozess, das konnte ich in den vergangenen Wochen hören. Kurzes Kreischen der Säge, dann ein Rumpeln und Rauschen, wenn der Stamm fällt und die Krone durch die Nachbarbäume fällt. Wie gekonnt die Waldarbeiter vorgegangen sind, lässt sich an den Baumstümpfen ablesen.

An den Stümpfen lässt sich gut ablesen, wo die Säge angesetzt wurde und wie sie gearbeitet hat.

Was sich jetzt im Winter zeigt, aber wahrscheinlich im Sommer noch bedeutsamer ist, ist die Tatsache, dass der Wald jetzt deutlich ausgelichtet ist. Für mein ungeübtes Auge scheint es dringend an der Zeit gewesen zu sein, mal ein paar Bäume mittels Holzernte herauszunehmen. Besser sogar noch ein paar mehr. So haben die anderen wieder Luft zum Atmen und Wachsen und die sogenannte Naturverjüngung hat mehr Chancen. Bis zum Sommer wird der Wald bestimmt wieder aufgeräumt sein und dann mit mehr Licht und Luft schöner sein als in diesem Sommer. Es muss ja nicht gleich ein Zauberwald sein.

Fru Öttenpötter berichtet hier regelmäßig über das Leben auf dem Lande.

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