Namen als Mengenbegriff

„Meyer, Müller, Schulze, Schmidt, machen jede Party mit“, hieß es früher. In Zeiten von Google und Yahoo haben es Meyer, Müller, Schulze und Schmidt sehr schwer, vor allem, wenn sie mit Vornamen wie Thomas, Michael, Andreas, Andrea, Stefanie oder Julia heißen. Das sind keine Namen, das sind Mengenbegriffe, sagen böse Zungen.

Ein Meyer-Müller-Schulze-Schmidt-Nachname, kombiniert mit einem Allerweltsvornamen, ist kein Alleinstellungsmerkmal in Zeiten des Internets. Und wer so jemanden googelt, egal ob Fremd- oder Ego-Googeln, muss oft lange suchen, bis er den oder die findet, die er sucht. Manchmal hilft der Beruf weiter, etwa bei Firmenchefs, oder die Branche. Geht es um Privatpersonen, wird die Sache ungleich schwieriger. Und so mancher Träger eines Allerweltsnamens wird im Suchmaschinen-Zeitalter schon oft über die Einfallslosigkeit seiner Eltern geschimpft haben. Wenn der Nachname schon nichts besonderes ist, könnte einen ja wenigstens der Vorname aus der Masse hervorheben. Der Politiker Meyer, einst CDU-Generalsekretär, verfügt immerhin über die schönen Vornamen Donatus Laurenz Karl, wobei er nur unter Laurenz Meyer bekannt ist. Der aktuelle Bundestag verfügt über sechs Müllers

nur einen Meyer/Meier/Mayer

zwei Schulz

und vier Schmidts

Um der Misere mit den Allterweltsnamen abzuhelfen, bleibt nichts anderes, als entweder auf eine ungewöhnliche Schreibweise zu setzen oder dem Allerwelts-Nachnamen ein Anhängsel zu verpassen.Die etwas andere Schreibweise, gekoppelt mit einem Doppelnamen, hebt Armin Mueller-Stahl aus der Masse der Müllers hervor, ebenso Marius Müller-Westernhagen. Müller-Wipperfürth gibt es im Netz gleich zwei Mal, einmal als Herrenschneider Alfons Müller-Wipperfürth, geborener Müller und Fabrikant in Wipperfürth, und einmal als Zahnarzt Müller aus Wipperfürth. Manchmal tut’s auch ein ungewöhnlich geschriebener Vorname, etwa Stefani (gibt es tatsächlich), um sich abzuheben. Wer auf keine dieser Varianten zurückgreifen kann, dem bleibt nur noch, jemanden mit einem ungewöhnlichen Nachnamen zu heiraten und dessen Namen anzunehmen.

Wer mag, kann hier gucken, wie häufig sein Nachname wo in Deutschland ist:

http://www.verwandt.de/karten/

Alles über Vornamen gibt es hier:

http://www.beliebte-vornamen.de/

Mit Namen befasst sich auch dieses Blog von Claudia Rothe:

http://www.namenschenken.de/2011/06/19/tipps-zur-vornamenwahl-anno-dazumal/

Und hier sinniert Kilian Evang vom Texttheater über Vornamen und Voruteile:

http://texttheater.net/vornamen-und-vorurteile

Warum Annan Kofi heißt

Kofi heißt nicht nur der ehemalige UN-Generalsekretär Annan mit Vornamen, Kofi ist ein sehr häufiger Vorname in Ghana, in abgewandelter Form in ganz Westafrika. Ghana kennt eine besondere Art der Vornamen-Vergabe. Je nach Wochentag erhalten Mädchen und Jungen ihre Vornamen.

Wie heißt Ihr auf ghanaisch? Hier die Liste:

  • Wochentag – männlich – weiblich
  • Montag  – Kwadwo, Kojo, Jojo – Adjoa Adzo Ejo
  • Dienstag – Kwabena Kobina Ebo – Abenaa, Abla
  • Mittwoch – Kwako, Kweku Kuuku – Akua, Ekuwa, Aku
  • Donnerstag – Yaw, Ekow – Yaa, Yaaba
  • Freitag – Kofi, Fiifi, Yoofi – Efua, Afua Afi
  • Sonnabend – Kwame, Kwamena, Ato – Ama, Aba, Awo
  • Sonntag – Kwesi, Akwasi, Siisi – Esi, Akosua, Kisi

Also wissen wir jetzt: Kofi Annan wurde an einem Freitag geboren.

Seine Geburtsstadt ist Kumasi, die von den Ghanaern liebevoll mit der Kurzform K’si bezeichnet wird.

Die jeweils ersten Namen der Liste sind übrigens die Hauptnamen für den jeweiligen Wochentag der Geburt, alle weiteren nur Abwandlungen. Sind mehrere Söhne oder Töchter einer Familie am selben Tag geboren, werden sie durchnummeriert: Kofi der erste, der zweite, der dritte . . .

Alternativ werden Kinder nach den Umständen ihrer Geburt benannt, also etwa Piesie (Stammhalter) oder Atta (Zwilling).

http://de.wikipedia.org/wiki/Akan-Vorname

Die Last mit den Namen

Der Lübecker Altbischof hat so manchen Redakteur zur Verzweiflung getrieben – wegen seines Namens. Wie schreibt er sich nun richtig? Mit oder ohne Bindestrich zwischen Karl und Ludwig, Kohlwaage oder Kohlwage? Darüber ist nicht mal die Kirche selbst einig. In der Nordelbischen Kirche heißt er Karl Ludwig Kohlwage, beim evangelischen Nachrichtendienst EPD Karl-Ludwig Kohlwage. Immerhin bei der –wage mit einem a sind sie sich einig. Wer über Kohlwage schreiben musste, dessen Neid galt den Radiokollegen.

Lassen wir die Nachnamen mal beiseite, das ist ein zu weites Feld. Konzentrieren wir uns auf die Vornamen. Darin stecken schon genug Fallen. Günter (norddeutsch ohne h) oder Günther? Ralph oder Ralf, Stephan oder Stefan? Stephanie oder Stefanie? Rainer oder Reiner? Da kommt der alte Scherz gerade recht: Keiner wäscht reiner. Ja, kann sich Reiner/Rainer denn nicht selber waschen?

Es gibt kaum einen Vornamen, der sich eindeutig schreibt. Wer keine Fehler machen möchte, frage lieber nach. Ich weiß nicht, wie viele Eltern sich bei der Namenswahl darüber Gedanken machen, wie oft ihr Kind später einmal über die richtige Schreibweise Auskunft geben muss. Selbst angeblich eindeutige Vornamen wie Christoph oder Kurt – ich habe einen Kollegen, der heißt Curd – lassen mehrere Möglichkeiten zu.

Aber es geht noch komplizierter. Die zusammengesetzten Vornamen bergen noch mehr Stolperfallen. Karl-Heinz hat landläufig einen Bindestrich zwischen seinen beiden Vornamen, aber das ist längst nicht mehr selbstverständlich. Ich kenne einen Ernst-Otto und einen Ernst Otto.

Der eifrigste Namensforscher des Nordens, vielleicht sogar ganz Deutschlands, ist ein Mann aus Ahrensburg: Herr Bielefeld. Vorname? Knud! Mit d.

Hier schreibt Knud Bielefeld:

www.beliebte-vornamen.de/

Über die Namensgebung von Romanfiguren hat sich Jutta Miller-Waldner in ihrem Blog „Juttas Schreibtipps“ Gedanken gemacht:

http://juttas-schreibtipps.blogspot.com/search/label/Nomen%20est%20omen