Fotografie in Uniform: Propaganda oder Service?

Operation amerikanischer Marinekräfte gegen mutmaßliche Piraten im Golf von Aden. Foto: Navy.mil
Operation amerikanischer Marinekräfte gegen mutmaßliche Piraten im Golf von Aden. Foto: www.Navy.mil

Als die Piraten vor einigen Jahren besonders heftig vor Somalia wüteten und ein Schiff aus Lübeck in ihre Gewalt brachten, habe ich sozusagen weltweit recherchiert. Bis hin in den Hafen von Nairobi. Es kam schließlich zu einer Geldübergabe auf hoher See. Was es nicht gab, waren Fotos. Fotos von Piratenschiffen – die kamen erst später und auch da noch spärlich auf, ebenso wie Fotos von Militäroperationen gegen die Piraten. In diesem Zusammenhang bin ich auf Fotoseiten gestoßen, die sich so nicht vermutet hätte.

Viele Armeen beschäftigen eigene Fotografen und stellen deren Fotos für die Presse zur Verfügung. Aufnahmen von oft sehr guter Qualität. Natürlich sind auch langweilige dabei, auf denen die Soldaten Aufstellung genommen haben, Orden verliehen werden oder sich irgendwelche Offiziere begrüßen. Aber wer suchet, er findet auch außergewöhnliche Bilder.

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Militärfotografen haben auch einen Sinn für einfach nur schöne Bilder. Foto: www.navy.mil

Die Fotografen sind keine Amateure, sondern Foto-Profis in Uniform. Da wird nicht mal eben ein Soldat, der in seiner Freizeit knipst, gebeten, ein paar Bilder zu machen. Diese Fotografen beherrschen ihr Handwerk. Eine Fotostory zeigt Szenen aus dem Leben eines Bundeswehrfotografen. Die Texte muss man allerdings links liegen lassen. Das ist eher die Kategorie „Bäckerblume“. Man beachte nur den „vollen Körpereinsatz“. Den stelle ich mir anders vor. Den Flickr-Fotostream der Bundeswehr gibt es hier. Wer sich hindurch klickt, wird merken, dass hier die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gefeiert wird. Schließlich ist Militärfotografie immer auch Propaganda. Weiter unter aber wird es deutlich interessanter.

Zurück zu den Amerikanern. Bei ihnen haben die Army, die Luftwaffe, die Navy ihre eigenen Seiten im Netz und ihre eigenen Fotoangebote. Die Auswahl ist riesig, alle Bilder können heruntergeladen werden. Das sind die Regeln dafür:

Images, pictures, and other media depicting Army personnel carrying out their official duties may be used by non-Federal entities in communication venues which are solely informational in nature, such as newspapers, news magazines, or other media that focus on reporting social or industry news, and are not directly or indirectly associated with a marketing, advertising, or a self-promoting activity (including company annual reports).

Allein in der Galerie der US-Navy stehen fast 156 000 Fotos. Da hilft nur die Suchfunktion, um etwas bestimmtes zu finden. Die Galerie der US-Army ist dagegen mit 62 500 Fotos beinahe bescheiden bestückt.

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Kampftruppen in Afghanistan. Eines von über 62 000 Fotos der US-Army. Foto: www.army.mil

Die Amerikaner stehen mit ihren Angeboten nicht alleine da. Die Franzosen betreiben ebenfalls Fotografie für die Öffentlichkeitsarbeit. Sie twittern ihre Bilder natürlich auch.

Sogar die ANA, die Afghan National Army, fotografiert und veröffentlicht die Bilder. Sie stehen allerdings nicht auf einer Webseite, aber auf Facebook.

Viel besser als gelieferte Fotos sind natürlich selbst fotografierte. Nicht immer hat man als Journalist oder Fotograf dazu die Gelegenheit. Aber wenn man sie hat, dann sind es tolle Fotomotive und interessante Jobs. Wesentlich interessanter jedenfalls, als zu fotografieren, wie ein Soldat bei einer Veranstaltung in der heimischen Kaserne die Fotoaugen seines Fennek-Aufklärers zeigt.

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Keine Kamera für Zivilisten: Ein Soldat erläutert die Aufklärungskamera des Fennek.

Eigene Fotos haben noch einen unschätzbaren Vorteil. Sie sind nicht von militärischen Interessen geprägt, so weit das möglich ist. Denn eines muss denen, die von Militär-Pressestellen gelieferte Fotos nutzen, immer klar sein. Die machen das nicht, weil sie die Journalisten so lieb haben. Sondern weil sie eine Botschaft transportieren wollen. Insofern ist Fotografie in Uniform immer zunächst Propaganda – oder von mir aus auch Militär-PR – und erst in zweiter Linie Service. Das gilt übrigens auch für die Videos und Audiobeiträge, die Militär-Pressestellen ebenso liefern wie Fotos.

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