Gegen die Drosselkom: Kreative Netzbewohner

Immer wenn es um Freiheit, Gleichheit, Geschwindigkeit geht, ist die Netzgemeinde – blödes Wort – aufgescheucht. Statt Netzgemeinde schreibe ich lieber Netzbewohner, und aufgescheucht heißt in diesem Fall, dass diese eifrig auf allen Kanälen für ihre Interessen eintreten. Und dabei eine ungeahnte Kreativität an den Tag legen. Schönes Beispiel ist die Drosselkom.

Die Telekom hat angekündigt, bei Neuverträgen die Flatrates künftig zu drosseln, um Vielnutzer oder alle Nutzer – alles eine Frage des Standpunktes – zur Kasse zu bitten. Das hat natürlich die Netzbewohner auf den Plan gerufen – mit Recht. Sie haben nun eine E-Petition in Gang gesetzt.

Was ich mit Kreativität meine, demonstrieren zwei Tweets, die auf die Petition aufmerksam machen sollen. Das sind doch mal echte Einfälle:

Kreativ sind auch die, die der Telekom vorrechnen, dass sie die Nutzer falsch informiere. Auf vielen Blogs ist gestern die Telekom-Grafik samt auf einen Vier-Personen-Haushalt korrigierter Grafik von Martin Schmitt erschienen. Sie steht unter anderem bei Indiskretion Ehrensache . Auf Jörn Schaars feiner Seite wird das Telekom-Problem noch einmal ausführlich erläutert.

Nun also die Online-Petition zur Netzneutralität, die Johannes Scheller eingereicht hat. Die Petition 41906 fordert:

Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, das Internetanbieter („Provider“) verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.

Und so lautet die ausführliche Begründung:

Die Netzneutralität ist ein wichtiger und elementarer Grundbaustein eine freien Internets. Ist keine Netzneutralität gegeben, so besteht die Gefahr eines „Zwei-Klassen-Internets“, in dem die Provider kontrollieren, auf welche Dienste und Inhalte Nutzer zugreifen können. Das käme einer Zensur aus wirtschaftlichen Aspekten gleich. Des weiteren können Provider ohne den gesetzlichen Schutz der Netzneutralität erreichen, dass Nutzer bestimmte Inhalte und/oder Dienste nur noch gegen Zuzahlung nutzen können, außerdem können sie eigene Dienste priorisieren und sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Die Nutzer sind damit nicht mehr frei in ihrer Entscheidung zwischen Diensten und können eventuell das für sie beste Angebot nicht nutzen.
Die Aktualität diese Angelegenheit zeigt sich dadurch, dass ein führendes Telekommunikationsunternehmen in Deutschland gerade bei seinen Breitband-Internet-Tarifen eine Begrenzung des integrierten Datenvolumens eingeführt hat, dabei aber die eigenen Dienste teilweise ausnimmt. So werden Wettbewerber stark benachteiligt. Gleichzeitig hat dieser Provider angekündigt, dieses Prinzip in Zukunft ausweiten zu wollen und unter Umständen mit anderen Anbietern kooperieren zu wollen, um so deren Dienste ebenfalls zu priorisieren, wenn der Kunde dafür gesondert bezahlt. Diese erschreckende Entwicklung zeigt deutlich, dass der Wettbewerb auf dem freien Markt die Netzneutralität nicht alleine sichern kann und diese daher gesetzlich festgeschrieben werden muss.

Über 48 000 Zeichner haben sich, Stand heute morgen, bereits für dieses Ziel eingesetzt. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 18. Juni. Das Quorum ist erreicht, wenn 50 000 Zeichnungen eingegangen sind. Es sieht ganz danach aus, als dürfte das kein Problem sein. Wer sich den schönsten und intelligentesten Menschen im Internet zählt, kann mitmachen: Hier geht’s es lang.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert