Grammatik-Kursus in drei Mal 140 Zeichen

In seinem Sprachlog greift der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch regelmäßig Alltagsphänomene der Sprache auf und seziert sie feinsinnig und ausführlich. Er befasst sich mit Sprachregeln ebenso wie mit Sprachwirkungen. Damit ist er also genau der Richtige, um eine knifflige Frage zu beantworten: Wie geht man im Deutschen mit Jesus/Jesu und Christus/Christe um?
Dass Anatol Stefanowitsch sprachwissenschaftliche Fragen nicht nur in langen Abhandlungen, sondern auch in 140 Zeichen beantworten kann – na ja, es waren zugegeben drei Mal 140 Zeichen – hat er jetzt bewiesen: Mit einem Schnellkursus auf Twitter unter seinem Account @astefanowitsch  (hier wiedergegeben in umgekehrter Reihenfolge, also nicht wie getwittert, sondern wie geschrieben).

Lektion 1:
„Jesus’ Geburt“ = deutsch dekliniert (normale Menschen reden so). „Jesu Geburt“ = lat. dekliniert (Priester und Angeber reden so).

Lektion 2:
„Jesu Christi“ = Genitiv (dt. „des Jesus Christus“); „Jesu Christe“ = Vokativ (dt. „Oh Jesus Christus“).

Lektion 3:
_Die Geburt Jesus_ ist orthografisch falsch, es muss _die Geburt Jesus’_ (mit Apostroph, pardon: mit Apostropho ) heißen.

Siehe: Auch schwierige Themen lassen sich lässig auf Twitter abhandeln.

3 Kommentare

  1. Was auch noch interessant ist: Selbst Bildungsbürger/innen, die auf den Genitiv „Jesu Christi“ bestehen, ignorieren meist fröhlich den Dativ (Jesu Christo) und den Akkusativ (Jesum Christum) — ein weites Feld für fortgeschrittene Sprachnörgelei!

    1. Liebe Jana,
      da muss ich den Anatol Stefanowitsch ein wenig in Schutz nehmen, ich hatte ihn zu den Jesus-Formen gefragt.
      Auch Dir ein schönes neuen Jahr.
      Lieben Gruß, Susanne

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