Fru Öttenpötter vertellt: Vorratshaltung und Keinachtsstress

Ich hab’s heute ganz entspannt angehen lassen: nur kein Stress. Reiten gewesen, gemistet, Mittagsstunde gehalten, Tee getrunken und Stollen gegessen. Nicht eingekauft, nicht herumgerannt, keinen Stress gehabt, nicht mal am Tag vor einem Heiligabend mit geschlossenen Geschäften. Wir Leute auf dem Land wissen eben, was Vorratshaltung ist.

Wenn der nächste Discounter neun Kilometer und das nächste Fachgeschäft 16 Kilometer weit weg liegen, ist Planung alles. Planung üben wir bereits, seit wir auf dem platten Land wohnen. Planung und genug Platz, um alles, was benötigt wird, zu bunkern, sind ungeheuer hilfreich. Zum Glück sind die Häuser auf dem Dorf groß. Da lässt sich lässig eine Woche vor Weihnachten eine Palette Katzenfutter besorgen, je eine Großpackung Toilettenpapier und Küchenrolle einlagern. Wasser- und Bierkisten haben im Keller ebenso Platz wie ein zweiter Kühlschrank und diverse Gefriertruhen.

Bei uns wird stramm durchgeplant: Wer kommt, was wollen wir essen, was brauchen wir dafür? Was lässt sich schon vorher besorgen, was muss kurzfristig herangeschafft werden? Ein bisschen Nachdenken, und schon ist die Vorweihnachtszeit recht entspannt. Dass das eine oder andere Familienmitglied noch am Donnerstag oder Freitag vor dem Fest einen Mini-Einkaufszettel nachgeschoben hat, fällt da kaum ins Gewicht. Spät abends auf dem Heimweg von der Redaktion schnell rein in den Supermarkt, die paar Sachen zusammen gesammelt, schnell wieder raus. Und mehrfach mit Nachdruck zu Hause darauf hingewiesen, dass am Sonnabend nicht, ganz und gar nicht mehr eingekauft wird.

Sollen doch die anderen sehen, dass sie bis Mittwoch nicht verhungern. Sollen sie doch Lebensmittel für Wochen bunkern, obwohl es nur drei – in Worten: drei – Tage sind, an denen die Geschäfte geschlossen haben. Und wenn doch die Hungersnot ausbrechen sollte, gibt es noch Tankstellen, Burgerbratereien, Restaurants und Lieferando.

So, und jetzt muss ich noch ein Geständnis ablegen. So gut wie dieses Jahr ist es mir zwar oft, aber nicht immer gelungen, dem Vorweihnachtseinkaufsstress aus dem Weg zu gehen. Deshalb bin ich dieses Jahr sehr stolz auf mich. Ich bin mir ein Vorbild. So mache ich das jetzt immer.

Fru Öttenpötter berichtet hier in unregelmäßigen Abständen über das Leben auf dem Lande.

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