Reklame – Ein wunderbares Projekt

Was für eine tolle Idee. Historiker Moritz Hoffmann sammelt mit zwei Mitstreitern Reklame aus vergangenen Jahrzehnten. Wer mag, kann ihm, dem Projekt, auf Twitter folgen. Ich hab’s sofort getan, denn ich finde alte Reklame hinreißend.


„Selbst gefärbt mit Heitmann’s Nationalbraun“ wirbt eine Anzeige, die ich in einem Buch über Frauen unterm Hakenkreuz gefunden habe. Mal abgesehen davon, dass schon früher das sogenannte Deppen-Apostroph verwendet wurde (ein offenbar zeitloses Phänomen), zeigt diese Zeitschriftenanzeige genau die damalige Gesinnung. Hoffmann stellt sehr richtig fest, dass Werbung oder Reklame nie die Absicht hat, zeitlos zu sein und eine Überlieferung für die Zukunft. Aber gerade das Kurzlebige ist es, was sie so faszinierend macht. Darin stimme ich Hoffmann zu.

Als Historiker hat er natürlich einen noch genaueren Blick auf die Details. Und so ist sein Blogpost zur Reklame, ihren Aussagen und dem Grund, warum das Projekt angestoßen wurde, so interessant zu lesen. Mir als jemandem, der genau auf Sprache guckt, fallen zudem die in jeder Epoche als gängig geltenden Formulierungen auf. Sie sagen so viel über die jeweilige Zeit aus.

Deutsches Blond

Um auf die Reklame – auch das ein veraltetes Wort – aus dem Buch zurückzukommen: 60 von 100 deutschen Mädels sind als Kinder blond, später haben nur noch 19 goldblondes Haar und brauchen deshalb „Schwarzkopf extra blond“. So jedenfalls die Meinung der damaligen Werbetexter. Dass Texte wie dieser der Einordnung bedürfen, weiß auch Hoffmann. Die werde es geben, kündigt er an.

Was auffällt beim Betrachten alter Reklame: Viele Firmennamen sind uns heute noch geläufig, nicht nur Schwarzkopf. Anders als Bilder und Wortwahl sind sie offenbar längst nicht so kurzlebig wie ihre Werbebotschaften im Spiegel ihrer Zeit.

Für den Historiker Hoffmann ist die Reklame von früher ein „Überbleibsel eines ganz konkreten Momentes der Vergangenheit“, aus dem er viel herausliest. Folgen wir ihm darin.

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