Paul Gerhardt und der Sorgenstein

Ich muss noch einmal nachlegen zu den Telemann-Texten. Im ersten Blogpost habe ich über das Wort Sorgenstein gerätselt. Das Rätsel ist jetzt dank der Recherche einer Mitsängerin gelöst.

Ingrid hat den Sorgenstein gefunden: in J. u. W. Grimm, Deutsches Wörterbuch, dtv Band 16, Spalte 1788.

Sie schrieb mir weiter:

Also der Text aus unserem Choral stammt wörtlich von Paul Gerhardt. Das hätte ich mir ja eigentlich denken können. Aus welchem seiner vielen Lieder habe ich aber noch nicht herausgefunden. Bei Grimm steht 219, 74. Gödeke, das
hat aber nichts mit der Liednummer in meinem Gesangbuch zu tun.
Der Sorgenstein kommt auch noch vor in dem Kirchenlied „Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin“ in meinem Uraltkirchenliederbuch Nr. 88. Dort heißt es:

quält dich ein schwerer Sorgenstein,
dein Jesus wird ihn heben.

Es ist von Lorenz Lorenzen, 1700. Also auch noch vor Telemann.

Dann steht da bei Grimm noch ein echter Machotext, den ich aber witzig finde:

nur bei dem worte heirat stiess er auf einmal einen so mächtigen, so tief aus dem herzen geschöpften seufzer aus, dass der doctor sogleich einen neuen sorgenstein argwöhnte, der härter als alle übrigen drücken müsse.

(Engel, Schriften 12,139, Originalschreibweise)

Wir tragen also mehrere Sorgensteine mit uns herum. Manchmal fällt uns ja auch „ein Stein vom Herzen“.

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