Ein Sommer, wie er früher einmal war

Na, klagt ihr alle über die Hitze? Es ist ja auch völlig überraschend und ungewöhnlich, dass im Juli oder August Hochsommer herrscht. Ganz ehrlich: Es fühlt sich an wie Kindheit. Wie schöne Erinnerungen. Wie damals, als es noch echte Sommer gab.

Früher, ja früher, höre ich ältere Leute (bin ja selbst schon eins) oft sagen, da habe es noch richtige Sommer und richtige Winter gegeben. Sommer mit wochenlanger Hitze, Winter mit viel Schnee und Dauerfrost. Haben wir doch selbst erlebt, mehr oder wenig öfter, je nachdem, wie jung oder alt wir sind.

1976, 2003, 2018 – das sind meine Supersommer-Jahre. Es mag noch einige mehr gegeben haben, aber an diese erinnere ich mich genau. An 2018 natürlich, weil es dieser Sommer ist. An die beiden anderen, weil sie mit bestimmten Erinnerungen verbunden sind.

1976

Ich war ich auf Jugendfreizeit in der Eifel oder im Hunsrück, so genau erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß aber noch, dass es heiß war, sehr heiß. Und trocken, so trocken. Die Rasenflächen waren ähnlich gelb wie jetzt gerade. Auf den Weiden stand kein Gras, sondern Heu, struppige Stängel ohne einen Hauch von Leben darin. Sogar das Mineralwasser drohte knapp zu werden, ich weiß noch, dass es Lieferschwierigkeiten gab. Alle sehnten sich nach Regen. Irgendwann muss es wieder geregnet haben, aber ich weiß nicht genau, wie das war. Ist ja immerhin schon 42 Jahre her.

2003

In diesem Jahr haben wir unser Haus gekauft. Im April sind wir eingezogen. Die struppig Kiefer, die vor der Terrasse stand und noch heute steht, war uns sofort ein Dorn im Auge. Der Baum muss weg, das war sofort klar. Er steht heute noch. Denn auf einen teils verschneiten April folgte der Supersommer 2003. Wochenlang Sonne, Hitze, Trockenheit. Die Terrasse liegt, so ist es üblich, auf der Südseite des Hauses. So hässlich die Kiefer ist, ist hätte sie küssen mögen. Nie war ihr Schatten so wertvoll wie damals – und wie heute. Auf dass sie ewig lebe.

Ein Supersommer ist also nicht ungewöhnliches. Als Frostbeule vom Dienst liege ich ihn. Ich bin ein wechselwarmes Tier, verfalle unter 25 Grad in Kältestarre. Deshalb bin ich in Norddeutschland völlig falsch. Ich leide fast das ganze Jahr über unter der hier vorherrschenden Frische und Kälte. Lasst mir also meinen Supersommer.

Einen Gedanken will ich aber noch an den Klimawandel verschwenden. Natürlich macht er mir Sorgen. Die Entwicklung ist bedenklich. Aber das, was wir gerade erleben, ist Wetter, nicht Klima. Der elendige, verregnete Sommer vom vergangenen Jahr hat uns gezeigt, dass das eine nicht unbedingt etwas mit dem anderen zu tun hat.

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert