Leitstellensprech: Wenn der ManV nicht in der NIL steht

Abkürzungen machen das Leben (nicht immer) leichter und die Kommunikation kürzer. Eher etwas für Insider sind die Abkürzungen bei Feuerwehren und im Rettungsdienst. Damit haben aber auch wir Journalisten zu tun, wenn wir über digitale Kanäle (die sind von Kreis zu Kreis unterschiedlich) über Einsätze informiert werden.

Meine Lieblingseinsatzstichworte sind ManV, auch MANV geschrieben, und NIL. Was das heißen soll, ist kein Herrschaftswissen. Deshalb folgt hier sofort die Aufklärung auf dem Fuß (AadF): ManV steht für Massenanfall an Verletzten und wird auch gern noch von I (4 bis 10 Betroffene) bis Ü (mehr als 40 Betroffene) unterschieden. Wobei nicht jeder Betroffene verletzt ist, auch wenn das Einsatzstichwort ManV es nahelegt. Wird zum Beispiel ein Haus evakuiert, wird die Betreuung der Menschen während der Evakuierungszeit ebenfalls als ManV bezeichnet. Dann bringen Hilfsdienste wie DRK und Malteser warme Getränke und Decken. Welchen logistischen Aufwand es erfordert, die Reisenden aus einem in Schneewehen stecken gebliebenen Zug mitten im Winter in einer Sporthalle über Stunden zu versorgen und zu beruhigen, habe ich selbst schon einmal miterlebt. Vor den Helfern kann man nur den Hut ziehen (dHz).

Weiter zu NIL. Das heißt schlicht „nicht in der Liste“ und bezeichnet alles, was nicht schon woanders per Abkürzung abgelegt ist. Bei manchen Leitstellen steht es auch für „nicht im Leitrechner“. NIL-Einsätze sind solche, wo der Disponent, also der Mann am Notruftelefon, je nach Lage entscheiden muss, wen oder was er alarmiert. Das kommt zum Beispiel bei unklaren Rauchentwicklungen vor oder immer dann, wenn mal genauer nachgeschaut werden muss, was los ist. Man könnte es auch „nichts Näheres bekannt“ (nNb) nennen.

Manche Sachen sind ganz einfach. FEU steht immer für Feuer und wird durch weitere Buchstabenkombinationen ergänzt. TH AUST steht für Technische Hilfe Auslaufende Betriebsstoffe und bezeichnet in der Regel die Dienstleistung der Feuerwehr, nach Autounfällen Öl, Benzin oder Bremsflüssigkeit mit Bindemittel aufzunehmen und von der Straße zu fegen. Eigentlich eine Aufgabe von Bauhöfen, was manchen Wehrführer erbost, wenn seine Leute nach Feierabend und am Wochenende die Straße kehren müssen. Der Klassiker ist die Ölspur.

Was man wissen muss: Ist ein Y beigefügt, ist immer ein Menschenleben in Gefahr. FEU G Y heißt also Großfeuer mit Menschenleben in Gefahr. TH Y bedeutet Technische Hilfe bei Menschenleben in Gefahr. Am häufigsten handelt es sich dabei um einen Verkehrsunfall, bei dem  Insassen eingeklemmt wurden und von der Feuerwehr aus dem Fahrzeugwrack befreit werden müssen. Früher lief das unter UPKL (Unfall, Person klemmt).

Die Liste ist lang, sehr lang, und reicht von FEU AUS (Kontrolle eines als gelöscht gemeldeten Feuers) bis THWASH (Technischer Zug mit Rüstsatz Abstützsystem Holz). Beim Sturm Xavier in der vergangenen Woche kam TH, die Technische Hilfe, immer wieder vor, mit den häufigen Zusätzen Baum auf Straße, Windbruch oder DRZF. Das steht für „droht zu fallen“ und betrifft meistens Plakatwände oder Bauzäune. Auch eine schöne Abkürzung (AesA).

Unabhängig von den Einsatz-Abkürzungen haben die Feuerwehren ebenso wie der Rettungsdienst Abkürzungen innerhalb ihrer Organisationen, die den Umgang miteinander kürzer und knapper machen sollen. Die muss aber erst einmal kennen, wer Feuerwehrsprech verstehen will. Die schöne Seite Code-Knacker ist da ausgesprochen hilfreich. Einfach mal den Code knacken lassen.

Ach übrigens: TV steht nicht fürs Fernsehen und auch nicht für Tatverdächtiger, sondern für Tür verschlossen.

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