Wer ist gefallen, Kunduz oder Kundus?

Am Montag haben die Taliban Kundus eingenommen, die Stadt im Norden, in der zehn Jahre lang deutsche Soldaten stationiert waren. Und die Stadt in Afghanistan, die ich 2006 besucht habe, im Zuge einer halben Dienstreise. Damals war die Sicherheitslage noch einigermaßen stabil, und meine Reisebegleiter und ich sind zu Fuß in der Stadt unterwegs gewesen und mit den Soldaten im offenen Jeep über Land gefahren.

Mit Stahlhelm und Splitterschutzweste unterwegs: Kundus 2006
Mit Stahlhelm und Splitterschutzweste unterwegs: Kundus 2006

Deshalb hat mich der Fall von Kundus besonders bewegt. Aber ich will hier nicht über meine Reiseerlebnisse berichten, sondern über eine Besonderheit bei der Schreibweise von Kundus. Ich habe es in meinen Zeitungsartikeln immer hinten mit einen s geschrieben, also Kundus. Die offizielle und internationale Schreibweise lautet Kunduz. Warum ich Kundus geschrieben habe? Weil es auch die Nachrichtenagenturen, insbesondere DPA, tun. Und weil es in einer Zeitung einheitlich stehen soll. Deshalb passen sich die Redaktionen den Agenturschreibweisen an.

Ich habe Froben Homburger, Nachrichtenchef der dpa, gefragt, warum die Agentur Kundus schreibt. Seine Antwort:

„Die Schreibweise ,Kundus‘ entspricht den Transkriptionsregeln der dpa und der meisten anderen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen. Demnach werden afghanische Namen in der Regel aus dem Englischen transkribiert – analog zu den für den arabischen Raum geltenden Regeln. Dabei wird dann aus dem ,z‘ ein ,s‘. Aus dem arabischen Namen Aziz wird zum Beispiel ja auch ein  ,Asis‘.“

Auch zur seltsamen deutschen Schreibweise von Masar-i-Scharif habe ich Froben schon einmal gefragt, die Antwort und mehr zur Agenturliste gibt es hier.

Den Menschen von Kundus wünsche ich, dass sie bald vom Joch der Taliban befreit werden. Aber ich habe aber keine große Hoffnung, dass das bald der Fall sein wird.

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