Schieb oder Schub? Eine auf ewig ungelöste Frage

Als ich vor über 30 Jahren nach Schleswig-Holstein kam, musste ich nicht nur Plattdeutsch verstehen lernen, sondern lernte auch eine Reihe neuer oder neu ausgesprochener oder verwendeter Begriffe kennen. Gerade auf dem Land gibt es ein paar Sprachmarotten, die für Zugezogene ungewöhnlich sind. So wird hier auf dem Saal und nicht im Saal gefeiert und getanzt – kommt vielleicht von Danz op de Deel – und die Saison wird Seison ausgesprochen. Da gibt es dann oft eine Tomboooola anstelle einer Tombola. Und dann ist da noch die Sache mit dem Schieben und dem Schub.

Gerade gestern bin ich wieder mal – rein sprachlich natürlich – über eine Schieblade gestolpert. Ich kenne nur eine Schublade, aber ich höre auch immer wieder von der Schieblade. Ist irgendwie logisch, schließlich wird eine Schublade geschoben, man schiebt sie hinein, nachdem man etwas herausgenommen hat. Folgerichtig gibt es die Schubkarre auch als Schiebkarre, das höre ich hier im Norden immer wieder.

Bei Zweifelsfragen gibt es zwei Wege, eine Antwort zu finden. Google oder Twitter.

Und mit Glück kriegt man dann bei Twitter ein Google-Ergebnis präsentiert.

Mein Sprachgefühl tendiert ebenfalls zur Schubkarre und zur Schublade. Letztlich kann natürlich jeder so sprechen, wie er gerne möchte, wenn er nicht beruflich spricht. Und kleine Sprachabweichungen wie die Schiebkarre, der Tanz auf dem Saal und die Seison machen das Leben doch auch ein bisschen bunter, oder?

Nachtrag: Kommentatoren auf Facebook haben mir zwei schöne Eselbrücken gesendet.

Ich schiebe die Schublade . . . schube aber nicht die Schieblade . . .

„Pack‘ mers in’n Schub“ . . . Wenn’s größer ist muss es in den Schuppen. Mit Schieb klappt’s nicht.

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