Das große Räumen: Die Schätze im Bücherregal

Die Nachteile gut gefüllter Bücherregale zeigen sich immer dann, wenn ein Umzug oder eine Renovierung ansteht. Bei uns ist es eine Renovierung, und deshalb mussten zwei deckenhohe und sehr, sehr breite Bücherregale ausgeräumt werden. Das ist auch Anlass auszusortieren. Vor allem aber ist es die Gelegenheit, die Lieblingsbücher, von denen ich mich nie trennen würde, mal wieder in die Hand zu nehmen. Und das ist eine sehr bunte Mischung.

Ich kaufe seit Jahren fast keine Bücher mehr. Lesestoff hole ich mir aus der Bücherei oder aus dem Internet. Nur ein paar Bildbände gönne ich mir noch ab und zu. Früher habe ich Bücher in Massen gekauft, und einige davon sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wegen ihrer Gestaltung, ihres Inhalts oder einer Kombination aus beidem. Dazu gehört etwa die Reihe der Dumont-Kunstbücher, die es in zwei Formaten gab. Heute firmieren sie offenbar unter „Kunst & Leben“. Ich habe jedes Buch der Reihe, das auch nur annähernd meine Interessen traf, gekauft und die schöne Reihe bis heute gehütet. Die Sammlung hat und behält einen festen Platz in meinem Herzen und meinem Bücherregal.

Meine Dumont-Kunstbücher: heiß geliebt und auf ewig mein.
Meine Dumont-Kunstbücher: heiß geliebt und auf ewig mein.

Sie fallen wie viele andere Bücher in die Kategorie Kunst. Ich habe mich schon als Kind und Jugendliche für Malerei und Architektur interessiert und Kunstgeschichte studiert. Deshalb ist das Bücherregal voller Kunstbücher und Bildbände. Zwei Bücher habe ich besonders oft in der Hand gehabt. Sie bleiben ebenfalls auf ewig mein. Das eine ist eine Vasari-Ausgabe Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten*. von 1940, die mein Vater zur Konfirmation bekommen hat. Als Widmung steht darin in feinster Handschrift geschrieben. „Zum Andenken an die Konfirmation gewidmet von der ev.-reformierten Gemeinde zu Dresden. Palmsonntag 1947 – (unleserlicher Name) Pfarrer“. Als Kunstgeschichtsstudentin habe ich dann erfahren, welche Rarität ich da in den Händen halte. Niemand außer mir hatte einen Vasari, es gab ihn nur in der Unibibliothek. Ein anderes Werk liebe ich ebenfalls sehr, die Kunst der Farbe. Studienausgabe: Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur Kunst des Bauhaus-Künstlers Johannes Itten. Leider besitze ich nur die Studienausgabe, die „große“ Ausgabe konnte ich mir damals nicht leisten. Sie kostet 120 Euro, damals 240 Mark, das war für eine Studentin unerschwinglich. Das Buch ist deshalb so teuer, weil es in einem hochwertigen Druckverfahren hergestellt ist, damit die Farbabstufungen im Original erkennbar sind.

Der blasse Vasari und der bunte Itten.
Der blasse Vasari und der bunte Itten.

In die Abteilung Visuelles fallen auch meine Fotobücher. Ich habe mich schon immer für Fotografie interessiert und nicht nur stets Kameras, sondern auch Fotobücher besessen. Eines meiner liebsten habe ich glaube ich damals bei 2001 gekauft, dem beliebten Buchversand unserer Generation. Es sind die Bilder vom Krieg. 130 Jahre Kriegsfotografie, eine Anklage, ein „Stern“-Buch, das mich vom ersten Tag an und bis heute fasziniert. Es erzählt die Geschichte der Kriegsfotografie vom Krimkrieg im 19. Jahrhundert bis zum Jahr 1980 (ungefähr). Die Fotos sind genauso sehenswert wie die Geschichten lesenswert. Eines meiner Lieblingsfotobücher sind zudem bis heute die erotischen Fotographien, die David Bailey von seiner Frau Mrs. Bailey gemacht hat. Ein wunderbares Buch, das man heute höchstens noch als Privatverkauf bei Ebay findet. Und schließlich ist da noch das kleine Fotobuch des Künstlers Wols alias Alfred Otto Wolfgang Schulze, der nicht nur mein Lieblingsbild „Das blaue Phantom“ gemalt hat, sondern auch ein begnadeter Fotograf war. Das Büchlein scheint es nicht mehr zu geben. Wols Photograph: Der gerettete Blick gibt einen Überblick über das fotografische Werk von Wols.

Drei Lieblingsfotobücher: der Bailey, der Wols und die Bilder vom Krieg.
Drei Lieblingsfotobücher: der Bailey, der Wols und die Bilder vom Krieg.

Meine Leidenschaft Nummer drei ist das Reisen. Auch davon künden viele Bücher im Regal. Die wertvollsten Reiseführer bis heute – schon wegen ihrer Seltenheit  – sind die über Ghana, Kamerun und Pakistan. Das waren die drei Ziele der drei großen Reisen, die ich in den 1990er-Jahren unternommen habe. Die Reiseführer, zumindest die von Ghana und Kamerun, waren die einzigen, die es zu diesen Ländern gab. Sie haben mir gute Dienste geleistet. Nicht zu vergessen: Das war noch im Vor-Internet-Zeitalter, da konnte man sich keine Informationen im Netz zusammensuchen. Wer sich übrigens die ganze Zeit fragt, was das für ein bunter Hintergrund hinter den Büchern ist: Das ist eine Decke, zusammengesetzt aus den wunderbaren, handgewebten Kente-Stoffen aus Ghana.

Die wichtigsten Reiseführer meines Lebens.
Die wichtigsten Reiseführer meines Lebens.

Eine andere wichtige Reise, von der ein Buch kündet, war die 2006 nach Afghanistan. Es war eine Dienstreise zu den deutschen Soldaten in Kundus. Dort habe ich auch meinen Geburtstag gefeiert und als Geschenk das Afghanistan-Buch der Isaf-Truppen samt Widmung geschenkt bekommen. Ein Buch, das deshalb eine ganz besondere Bedeutung für mich hat. Es enthält wunderbare Fotos der Menschen und Landschaften in dem Land, im hinteren Teil schließen sich Aufstell-Fotos von Soldaten aus allen Isaf-Ländern an.

Eine der Afghanistan-Bücher der Isaf-Truppen.
Eines der Afghanistan-Bücher der Isaf-Truppen.

Viele der Bücher, die aktuell den Weg in meine Regale finden, sind Geschenke. Wie gesagt, ich kaufe nicht mehr so viele Bücher wie früher. Aber manchmal werde ich doch noch schwach, so wie kürzlich, als ich das reich bebilderte Werk Die Malerei der deutschen Renaissance: Sonderausgabe im verkleinerten Format gefunden habe. Da habe ich meiner Begeisterung für große Kunst-Bildbände mal wieder nachgegeben. Ein Kauf, der mir viel Freude macht.

Es gibt  noch viel mehr Bücher, die auf immer in meinem Herzen sind. Aber das soll es erst einmal gewesen sein mit dem kleinen Streifzug durch die Bücherregale. Habt ihr auch Bücher, die ihr ins Herz geschlossen habt. Ich freue mich über Kommentare dazu, in meinem Herzen ist noch Platz. Es braucht nur ein paar Anregungen.

Ein Kommentar

  1. Da haben sie ein paar wirklich schöne Stücke…so etwas darf man nicht hergeben, sondern gut darauf Acht geben. Ein Stück Geschichte…

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