Vom Leben nach der Geburt und anderen Denkwürdigkeiten

Nein, ich schreibe jetzt hier keinen der Jahresrückblicke, die heute in meinen Feedreader geflossen sind. Aber ein bisschen zurückschauen muss ich doch, weil mir WordPress heute wie vielen Bloggern den Jahresrückblick zugestellt hat. Der gibt Auskunft darüber, wie es um mein kleines Blog hier steht. Daran lässt sich auch ablesen, welches die meistbesuchten Posts waren und welches die eifrigsten Kommentatoren. Und schließlich gibt es noch ein Leben jenseits des Netzes, das neben dem Privaten noch einen Blick zurück verdient.

Da war ein  Supersommer. Gute Sommer, vor allem hier an der Küste, bescheren mit immer viele Leser. Denn mit einer Geschichte hier lande ich nicht nur bei Google ganz oben auf den Suchseiten, sie wird gerade in Reisezeiten besonders oft mobil angeklickt. Es geht um die Japanhäuser von Timmendorfer Strand. Die sind ein sehr zuverlässiger Traffic-Bringer, und ich kann an den Zugriffszahlen genau sehen, wann gerade Saison ist. Ostern, im Sommer und im Herbst gehen die Zahlen rauf. Jürgen Hunke, der Erbauer der Häuser, hat zudem in diesem Sommer mir und vielen, vielen anderen Fotografen ein neues Fotomotiv geschenkt: das japanische „Mikado“-Teehaus auf der Seeschlösschenbrücke, nur wenige Schritte von den weißen Villen entfernt. Im Juli eröffnet, wird das Haus immer mehr zum Magneten für Fotografen und Spaziergänger – und für mich.

Musikalisch war das Jahr für mich nicht so der Hit. Nach dem grandiosen Cherubini-Requiem im Jahr zuvor stand dieses Jahr für unseren Chor das Dettinger Tedeum von Händel auf dem Programm. Ein Werk, mit dem ich mich nicht so recht anfreunden konnte. Vielleicht weil ich wenig Zeit zum Proben und immer den Kopf mit etwas anderem voll hatte. Aber wie heißt es so schön: neues Jahr, neues Oratorium. Was es sein wird, weiß ich noch nicht, ich bin schon sehr gespannt. Irgendwas wie der furiose Cherubini, über den eine Zuhörerin hinterher sagte: „Was hatte der denn eingeworfen, als er das komponiert hat?“

Mit Musik hat auch der Blogtext zu tun, der mir die meisten Kommentare eingebracht hat. Die Tchibo-Weihnachtsliederhefte,  eingescannt von Alex, haben viele Fans dieses Heftchen zu mir gelockt. Das Thema beherrschte die gesamte Adventszeit.

Vor dem Advent kommt die stille Zeit mit Volkstrauertag und Totensonntag, hier auch Ewigkeitssonntag genannt. Als Kirchenchor besingen wir  an einem solchen Tag natürlich die Toten des vergangenen Kirchenjahres. In der Predigt überraschte in diesem Jahr Pastorin Dagmar P.-N. mit einer Geschichte, die mich sehr bewegt hat und die mir nicht aus dem Kopf geht. Sie ging etwa so: Zwillinge unterhalten sich im Bauch der Mutter. Der eine sagt zum anderen: Glaubst du, dass es ein Leben nach der Geburt gibt? Antwort: Natürlich. Der erste: Woher willst du das wissen? Es ist noch niemand zurückgekommen und kann davon berichten. Der zweite Zwilling: Oh doch, ich glaube daran, wir werden laufen und wir werden mit dem Mund essen. Was das Erstaunen des anderen hervorruft, der sich das nicht vorstellen kann. Und der nicht glaubt, dass da draußen irgendetwas ist. Der glaubende Zwilling aber sagt: In ganz stillen Momenten kann ich unsere Mutter spüren.

Was für eine wunderschöne Geschichte über den Glauben an das Leben nach dem Tod und das Nichtwissen darüber. Selten hat mich eine Predigt so bewegt und nachdenklich gemacht. Das ist es, was Pastoren mit ihren Predigten erreichen wollen. Aber den wenigsten gelingt es.

Was Kirche auch nicht gelingt, hat der Weihnachtsgottesdienst gezeigt. Die U-Boot-Christen – tauchen nur zu Weihnachten auf – waren alle da, unsere kleine Kirche gerammelt voll. Der Platz reichte kaum aus, erst als noch Bänke herangeschafft wurden, konnten alle sitzen. Im vergangenen Jahr standen die Leute in Zweierreihen an den Wänden. Nur die Empore war menschenleer, in beiden Jahren. Da sollte niemand hinauf, das will die Kirchenmusikerin nicht. Liebe Kirche, wenn ihr die Leute so behandelt, dass sie eure Gottesdienste durchstehen müssen – im Wortsinn -, dann kann der Pastor noch so gut predigen, ihr werdet die Besucher dennoch vergraulen.

Ganz anderes Thema: Der Job als Reporterin. Immer stressig, immer spannend, und es macht ungeheuer viel Spaß. Ich habe interessante Leute kennengelernt, mich in spannende Themen eingearbeitet und mich durch die Kommunalpolitik gesessen, oft stundenlang. Immerhin haben Verwaltungen und Kommunalpolitiker mir den einen oder anderen schönen Blogpost beschert. Etwas bedenklich hat mich nur mein jüngster Rentenbescheid gestimmt. Darin stand, dass ich diesen tollen Job nur noch elf Jahre und elf Monate machen darf.

Besondere Momente hat mir wie jedes Jahr die Fotografie eingetragen. Denn mein Job bringt mich mitunter an Orte, an die andere nicht so leicht kommen oder wo sie niemals hingehen würden. Zu den Foto-Höhepunkten gehörte eine Fahrt auf einem Angelkutter, das Saisonauftakt beim Wakeboarden, wieder mal das eine oder andere Großfeuer, eine Führung nur für mich in einer großen Kiesgrube und in einer zum Abriss bestimmten Fabrik.  Da lacht das Fotografenherz.

Und das sind sie, die Fotos des Jahres, dienstlich wie privat.

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Ein Kommentar

  1. Ein interessantes Jahr, Susanne! Und dementsprechend spannend klingt der persönliche Rückblick (der keine Wiederholung ist).
    Ich habe gerade festgestellt, dass ich offenbar einige deiner Beiträge verpasst habe und werde daher von Zeit zu Zeit deinem Archiv einen Besuch abstatten.

    Einen guten Rutsch und die besten Wünsche für das Neue Jahr!

    LG Michèle

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