Niemand außer mir mag es: Das ungeliebte Paintball-Foto

Das Fotografie-Magazin kwerfeldein.de sucht „Mein geliebtes ungeliebtes Bild“. Eines, das den Fotografen selbst total begeistert, aber alle anderen kalt lässt. Es hat keine Sekunde gedauert, da ist mir eingefallen, auf welches meiner Fotos das uneingeschränkt zutrifft. Ein Foto, hinter dem eine Geschichte steht. Aber auch wer die Geschichte nicht kennt, muss das Bild es toll finden. Dachte ich jedenfalls. Aber Fehlanzeige. Hier ist es nun, mein geliebtes ungeliebtes Bild vom Paintball.

Paintball-Spieler in einem verfallenen Hotel.

Es ist ein Foto, das ich für die Zeitung gemacht habe. Die es nie gedruckt hat. Ich wusste schon beim Fotografieren, dass es nicht den Weg ins Blatt finden wird. Wer schießt schon auf seine Leser? Andere Fotos aus dieser Serie haben es sehr wohl in die Zeitung und etliche davon in die Online-Ausgabe der Lübecker Nachrichten gefunden. Auch dieses. Die Fotogalerie dazu steht hier.

Die Vorgeschichte zum Foto ist lang. Es ist in einem verlassenen Hotel entstanden, das ich bereits seit Beginn des Leerstandes immer wieder besuche. Es verfällt zunehmend, was ich bereits fotografisch dokumentiert habe. Irgendwann habe ich gesehen – anhand der bunten Farbspritzer -, dass das Hotel Spielort für Paintball-Spieler ist und gehört, dass sie immer sonntags dorthin kommen. Kontaktinfos Fehlanzeige. Also bin ich an einem Sonntag einfach hingefahren und habe auf die Paintballer gewartet. Die Moskitos Holstein waren sehr nett, haben mir alles über ihr Spiel berichtet und bei meinen Fotowünschen willig mitgemacht. Am Ende ist eine schöne Story für die Zeitung dabei herausgekommen – und eine Reihe von Fotos, die mir allesamt gefallen. Besonders aber das oben gezeigte. Das hat aber offenbar niemand außer mir so gesehen. Bei 500px bekam das Bild kein Like und kein Fave. Bei Flickr war die Reaktion ebenfalls eher mau.

Was ist falsch an dem Bild? Ich weiß es nicht. Es zeigt eine selten zu sehende und tolle Kulisse. Es zeigt Leute in Aktion. Es bietet seltene Einblicke. Es hat Dynamik. Es ist nicht so ein Foto, wie ich es vielfach gerade auch bei kwerfeldein.de oder in anderen Fotografie-Magazinen sehe. Es ist weder schwarzweiß noch partiell unscharf noch in irgendeiner Form künstlerisch. Es ist ein Dokumentarfoto, aber das ist eben meine Art zu fotografieren. Warum das Bild nicht geliebt wird? Sagt ihr es mir.

4 Kommentare

  1. Zweifelsfrei ist diese Aufnahme handwerklich tadellos, in der Tat mit großer Dynamik komponiert und vom Motiv her interessant. Trotzdem mag ich das Bild eigentlich nur widerwillig anschauen. Zum einen mag ich nicht in den Lauf eine Waffe blicken und zum anderen – und daher rührt ein subtiles Unwohlsein – sehe ich Bildelemente, die ich nicht identifizieren kann. So kann ich nicht erkennen, was z. B. der grüngrauliche Knubbel rechts neben dem Lauf der Waffe ist.

    Vermutlich ist dieses subtile und eher unbewußte Unwohlsein der Grund dafür, daß das Bild nicht ankommt.

    1. Liebe Jürgen,
      vielen Dank für Deine Bewertung des Bildes. Ja, ich kann das Ungehagen durch die auf den Betrachter gerichtete Waffe verstehen. Da ich den Typ hinter der Maske kenne – er ist ein ganz Netter – empfinde ich das vielleicht nicht so wie der Betrachter. Der Knubbel ist übrigens die Munitionstrommel, in der die Farbkugeln für das Paintball-Gewehr stecken.
      Liebe Grüße,
      Susanne

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