Insektendruck und Fahrgassenverluste: Worte, die auf dem Acker gedeihen

Raps: Während der Vollblüte wird gespritzt.
Raps: Während der Vollblüte wird gespritzt.

Der Raps blüht. Bei uns steht er in Vollblüte, die gelbe Pracht erstreckt sich über Hügel und zwischen den Knicks entlang. Vor kurzem habe ich hier noch darüber geschrieben, dass der Blickfang im großen Gelb fehlt. Heute morgen war er da, in Form eines Treckers mit Spritze. Aber was spritzt der da jetzt. Pestizide? Mitnichten. Er spritzt ein angeblich für Bienen unschädliches Mittel, dass den sogenannten Rapskrebs verhindern soll. In der Fachsprache der Landwirte klingt das natürlich ganz anders.

Ich habe mich schlau gemacht, was es mit dem Spritzen auf sich hat. Bei der Rapsblütenspritzung werden Wirkstoffe gegen die Pilzkrankheiten Sklerotina und Botrytis ausgebracht, dazu ein Insektizid „um Insektendruck in den Griff zu bekommen“, wie agrarheute.com in einem Beitrag schreibt. Die Behandlung soll helfen, „Vorernteverluste zu minimieren“. Ich wusste ja schon immer, dass Landwirtschaft die schönsten Wortschöpfungen und Satzgefüge anbaut. Hier ein schönes Beispiel:

Fungizidbehandlungen in der Vollblüte können zur Verlustsenkung beitragen, weil damit der Anteil der zum Ausfall neigenden kranken Pflanzen reduziert und möglicherweise auch die Platzfestigkeit der Schoten verbessert wird.

Nun ist der Bauer also mit dem Spritzgeschirr unterwegs und bringt das Fungizid aus. Das verschafft mir den Blickfang im Raps. Und dem Landwirt wünsche ich dabei möglichst wenig Fahrgassenverluste. Auch so ein schönes Wort, das im Ackerbau gedeiht.

Die Blütenspritzung behagt den Imkern allerdings gar nicht, deren Bienen jetzt mit Macht im Raps unterwegs sind. Unser Nachbarbauer hat mir zwar gerade versichert, das Mittel schade den Bienen nicht. Mancher Imker hat da aber durchaus andere Erfahrungen gemacht. Bienenfreundliche Landwirte spritzen deshalb erst gegen Abend, um die Bienen nicht zu treffen. Ich wette nämlich, der Insektendruck der fleißigen Bienchen ist auch dem Rapsbauern willkommen. Schließlich will er, dass die gelbe Pracht Früchte trägt. Und auch wenn der Raps auch durch Wind bestäubt wird: Ohne Bienen geht es eben doch nicht.

Den Anlass für diesen Text habe ich übrigens nicht verifizieren können. Ich habe gerade gehört, dass statt Pestiziden oder Fungiziden jetzt der Ausdruck Pflanzenförderungsmittel benutzt wird. Schönsprech auf dem Acker sozusagen. Leider hat sich diese Informationen als Gerücht erwiesen.

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