Flotte Drossel: In der Telekom-Falle

Wir haben Dorf-DSL. Das habe ich schon öfter beklagt und spüre ich bei jedem Gang ins Internet. Jetzt gibt es aber doch die Chance auf schnelleres Internet, auch bei uns auf dem flachen Land. Und was ist? Wir stolpern damit in die Telekom-Falle. Dorf-DSL oder scharfe Drossel – etwas anderes geht nicht. Wir sitzen in der Zwickmühle.

Bis zu 2 MBit/s verspricht die Verfügbarkeitsprüfung der Telekom für unsere Straße. Das haben wir jetzt auch. Mehr ist wohl auch nicht zu erwarten, wenn man wie wir in einer sogenannten Splittersiedlung wohnt. Zwei Häuser und viel Natur drumherum. Der Preis dieses ausgesprochen schönen Wohnens ist eine Internetverbindung, die diesen Namen nicht verdient. Immerhin, als wir vor zehn Jahren in unser Haus einzogen, gab es nur ISDN, wir sind froh, nun wenigstens DSL zu haben.

Nun hat uns die Telekom eine Alternative unterbreitet. Bis zu 100 Mbit/s, und das auch noch zu einem vernünftigen Preis. Es soll über Funk funktionieren, LTE heißt das Zauberwort. Klingt gut, wenn da nur ein hässliches Wort nicht wäre: „Inklusivvolumen“. Das beträgt 10, 15 oder 30 GB, je nach gewählter Tarifvariante. Was bitte ist das Inklusivvolumen?

Es ist ein wildes Hin- und Hergeklicke, bis ich die entsprechenden AGB gefunden habe. Ein Blick ins Kleingedruckte verrät dann die Falle, die uns gestellt wird. Dort steht:

Ab einem übertragenen Datenvolumen von
– 10 GB bei Call & Surf Comfort via Funk S,
– 15 GB bei Call & Surf Comfort via Funk M und
– 30 GB bei Call & Surf Comfort via Funk L
pro Monat wird die Übertragungsgeschwindigkeit für den Rest des jeweiligen Monats auf max. 384 Kbit/s im Download und 64 kbit/sim Upload begrenzt.
Da ist sie, die vielbeschworene Drossel. Und unsere Zwickmühle. Wir haben jetzt also zwei schlechte Möglichkeiten: schnelles Netz mit Drossel oder weiter und wahrscheinlich auf ewig Dorf-DSL. Ein anderer Anbieter kommt für uns aus diversen Gründen nicht in Frage. Wir sind auf Gedeih und Verderb der Telekom ausgeliefert.

Aber war da nicht mal was? Ja klar, die Telekom war zurückgerudert und hatte angekündigt, das Volumen statt auf mehr als magere 384 Kbit/s auf etwas komfortablere 2 MBit/s zu drosseln. Das haben wir jetzt schließlich auch, damit könnte ich leben, wenn ich bis dahin das schnelle Netz kriege. Aber diese Ankündigung bezog sich eben nur auf stationäres DSL. Die 382 Kbit/s stehen in den AGB fürs Funk-Internet. Für LTE-Kunden wird die Drosselung nicht gelockert. Nach Veröffentlichen dieses Posts habe ich den Hinweis erhalten, dass LTE nichts anderes ist als mobiles Interent und dort schon immer eine Drossel gilt. Mag sein. Aber ist das den Kunden wirklich bewusst? Ist LTE nicht nur ein anderer Übertragungsweg für stationäres Internet? An meinem Irrtum sieht man, dass der Kunde diese Spitzfindigkeit gar nicht unterscheiden kann.

Aus der Telekom-Falle kommen wir nicht mehr raus. Ich will die Drossel nicht. Also bleibe ich bei meinem Dorf-DSL.

2 Kommentare

  1. Man muß sich eben entscheiden, was man will. Und „entscheiden“ bedeutet eben auch oft „verzichten“.

    Am lauschigen Arsch der Heide wohnen, da wo’s schön ist, es aber keine so gute Mobilfunkausleuchtung (keinen „Elektrosmog“) und kein so schnelles DSL gibt…

    oder

    Man wohnt dort, wo es die gewünschte Infrastruktur in der gewünschten Ausbaustufe gibt, also VDSL 50 und gute Mobilfunkausleuchtung (und entsprechende Strahlen“belastung“ gibt.

    Es geht aber auch anders:

    Man hat DSL und(!) LTE. Das eine für die (langsame) Grundversorgung und wenn’s mal schnell gehen muß, kommt eben LTE ins Spiel. Wobei 2MBit/s sooo langsam nun nicht sind. Es reicht für die Grundversorgung, aber nicht für Extras wie Internet-TV.

    Wer wirklich schnelles Internet auch auf’s beschauliche Land gelegt haben möchte, der fragt bei der Telekom nach „Company Connect“. Das ist der Profi-Anschluß, den es dann auch nicht mehr zum Taschengeld-Tarif gibt.

  2. Hallo Nik,
    alles richtig, aber gehört Internet, und zwar brauchbares Internet, heute nicht zur Daseinsvorsorge? Mir ist schon klar, dass es die Infrastruktur wie in Lübeck auf dem Lande nicht geben kann. Aber auf Dauer davon abgeschnitten zu sein? Immerhin haben wir hier schon Telefon und Fernsehen und alle solche Sachen.

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