Bescherung unterm Nachrichtenbaum

baum
24 Türchen sind offen. Über 24 Tage haben Udo Stiehl und ich die Basics der Nachrichtensprache unseren Lesern untern Nachrichtenbaum gelegt. Für uns beide eine interessante Zeit, der Beginn einer offenbar längeren Zusammenarbeit über hunderte von Kilometern hinweg – das Internet sei dank – und ein Projekt, mit dem wir hoffen, etwas zu bewegen.

24 Mal haben wir auf dem Blog von Udo verdrehte, aufgeblasene oder einfach falsche Formulierungen aus Nachrichtentexten erläutert – böse Zungen würden sagen: angeprangert – und Alternativen aufgezeigt. Ob es ums Verhaften ging, um Trage und Bahre, um gegenüber oder müssen, an Themen herrschte kein Mangel. Wir hätten sogar noch weiter machen können. Je mehr wir uns in das Thema hineingekniet haben, umso mehr ist uns eingefallen. Nicht mehr zum Zuge gekommen ist zum Beispiel der Unterschied zwischen Berufung und Revision, der in der Gerichtsberichterstattung vorkommt. Oft genug werden die Begriffe falsch verwendet.

Udo hatte mich gefragt, ob ich Lust hätte, an einem solchen Projekt mitzuarbeiten. Ich hatte Lust, sehr sogar. Schließlich schlage ich mich als Lokal- und Regionalredakteurin täglich mit eingeschickten Texten herum und beklage immer die gleichen Sprachmacken. Leider hatte ich wegen meiner Seychellenreise und weil mich zwischendurch mal die Grippe niedergeworfen hat nicht allzuviel Zeit, musste die meiste Arbeit also Udo überlassen.  Er hat die Mehrzahl der Texte geschrieben und die gesamte Layoutarbeit übernommen.

Beim Aussuchen der Begriffe, die wir hinter den Kalendertürchen verstecken wollten, ist uns etwas aufgefallen: Meistens ging es um irgendetwas, das mit Kriminalität und mit Katastrophen oder Toten zu tun hat. Keine Ahnung, woran das liegt. Werden auf diesem Feld besonders viele Fehler in Nachrichtentexten gemacht? Oder bestimmen Mord, Totschlag und Katastrophen die Berichterstattung so sehr, dass dort einfach mehr falsche Begriffe anfallen?  Oder ist gar das Thema so kompliziert, dass die Gefahr falscher Formulierungen besonders hoch ist?

Reizvoll war an unserer Zusammenarbeit, dass ich aus dem Printbereich komme und mich eher im Lokalen und manchmal im Regionalen tummele. Udo dagegen hat als Hörfunk-Nachrichten-Redakteur viel öfter als ich mit Nachrichtenagenturen zu tun. So kam eine bunte und breite Mischung heraus. Wir hoffen, dass für die Leser aus allen Branchen des Nachrichtengeschäfts etwas dabei war.

Mit dem 24. Türchen, das uns besonderen Spaß gemacht hat, endet diese Zusammenarbeit nicht. Udo hat den Nachrichtengiftschrank aufgestellt, den wir nach und nach füllen wollen und an dessen Webpräsenz wir noch ein bisschen arbeiten. Jetzt sind erst einmal die ersten Begriffe in diesen Schrank gestellt worden, die bei der Bescherung unterm Nachrichtenbaum lagen – also alle, die hinter den Adventskalender-Türchen steckten. Einige fehlen noch, sie werden nach und nach ergänzt. Der Giftschrank ist zum Nachschlagen und Nachlesen da. Nun hoffen wir, dass der Schrank voll werde. Anregungen und Hinweise auf weitere Formulierungen nehmen wir gern entgegen.

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