Alleskönner-Apps: Fotobearbeitung mit Fingertippen

Ich bin kein Photoshopper. Kleine Korrekturen hier und da, ein bisschen am Kontrast oder an der Helligkeit schrauben, das war’s meistens schon, was ich diesem Programm abverlange. Ich hatte bisher immer viel Lust, aber keine Zeit, mich tiefer in das Programm hineinzuknieen. Sehr schade, aber das muss ich ja nun nicht mehr. Wozu gibt es Foto-Apps? Gut, mit Instagramm konnte ich mich nie anfreunden, schon deshalb nicht, weil ich ein Android-Jünger bin. Aber es gibt ja Alternativen.

Snapseed ist eine davon. Habe ich auf dem Tablet. Da gehen plötzlich mit einem Fingertip Dinge, für die ich sonst erst einmal viel hätte lernen müssen, um sie in Photoshop hinzubekommen. Fotobearbeitung in Windeseile, etwa für Vintagelook, Texturen oder Drama, das alles in vielen verschiedenen Stilen. Ganz einfach. Sieht auch noch gut aus.

Oder Pixlr-o-matic. Auch ein nettes kleines Programm, das die Bilder in vielen verschiedenen Versionen auswirft. Es war schon auf meinem Smartphone installiert, als ich es gekauft habe. Auch mit diesem Programm ist alles wieder ganz einfach. Hier ein paar Beispiele:

Pixl2
Pixl4

Eine andere Alternative ist PicsArt. Ebenfalls kostenlos und im Playstore zu haben. Ich bin noch gar nicht in die Tiefen dieses Programmes eingestiegen, das offenbar unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Da lässt sich doch gut ein bisschen mit herumspielen. Beispiele gibt es auch von diesem Programm.

Art3
Art1
Art2

Aber irgendwie passt mir diese App-Fotobearbeitung nicht. Das ist vom Gefühl her nicht richtig. Fotobearbeitung, das ist für mich eine Kunst, ein aufwändiges Verfahren, bei dem Kreativität, Können und das Wissen über das Funktionieren des Programms eine Rolle spielen. Alles das nehmen uns die vorgefertigten Foto-Apps einfach so ab. Kunst kommt von Können, heißt es, und für mich hat diese Art der Fotobearbeitung nichts mit Können zu tun. Nur mit dem Können, auf ein Display zu tippen. PicsArt wirbt mit dem Slogan „Wo Kunst von überall herkommt“. Aha. Ich habe immer geglaubt, Kunst kommt aus dem Kopf, aus der Seele, von mir aus auch aus dem Bauch. Aber jedenfalls vom Menschen, nicht von überall her.

Was ist die Folge dieser Apps? Ich glaube, sie ist ähnlich wie bei der Handyfotografie und der Demokratisierung der Fotografie. Es gibt eine Schwemme an Bildern. Waren es erst nur Fotos, sind es nun verfremdete, bearbeitete, auf alt oder auf flippig getrimmte Bilder mit Rahmen aller Art. Ich fürchte, das entwertet die Arbeit derer, die Fotokunst mit Photoshop oder Lightroom und wie die erwachsenen Programm heißen mögen, machen. Zumindest was die allgemeine Bearbeitung angeht. Foto-Kunst wird mit Handy-Apps wohl nicht oder nicht so schnell möglich sein. Hoffe ich.

Wie steht ihr zu solchen Fix-Bearbeitungen? Ist das nur etwas für Laien, profitieren auch Profis davon oder belächeln sie es?

4 Kommentare

  1. Also ich nutze eigentlich gar keine Foto-App. Ich habe zwar ein Smartphone, aber Bilder mache ich seltenst damit. Ab und zu, lasse ich mich mal hinreißen, bzw. ein Motiv, welches dann via Instagram aufgehübscht wird. Jaja, vorher Opel Astra, nachher Ferrarie. Ich weiß, das hinkt. Aber mich reizt diese Bildbearbietung am Handy auch gar nicht. Wenn ich Bilder mache, nehme ich mir Zeit für die Bearbeitung und das geht am Handy nicht bzw. macht so gar keinen Spaß.

  2. Recht hast Du: Es geht doch nichts über eine richtige Kamera und ein richtiges Fotobearbeitungsprogramm. Das Handy zücken ich höchstens mal, wenn es etwas am Wegesrand festzuhalten gibt. Und ab und zu spiele ich halt mit den Apps herum.

  3. Schon von Berufswegen, ich bin ja Fotodesignerin, kann ich solchen Fix-tools und -apps zur Bildbearbeitungen nichts abgewinnen. Als Profi nutze ich die ohnehin nicht und als Laie macht es den Werteindruck einer Fotoarbeit eines Profis kaputt. Das Thema ist so alt wie die Hobbyfotografie und seit es Digitalkameras gibt, meint jeder gute Bilder machen zu können und wir Profis seien überflüssig. Verstärkt wird das neuerdings durch immer größere Handys, die teilweise heute schon mehr Pixel haben als meine 3 Jahre alte Spiegelreflex. (Laut Spiegel Online, gibt es seit 2012 vom finnischen Handyhersteller ein Handy mit einer 41-Megapixel-Kamera) Da tut man sich echt schwer einem Handyknipser klar zu machen, dass die Fotos nur auf den ersten Blick gut sind, aber einen Profi, samt Ausrüstung nicht ersetzen können. Wenn man nun diesem Handyknipser, der meine Kollegen und mich für Überflüssig hält, dann auch noch solche Tools und Apps an die Hand gibt, fühlt sich dieser doch noch bestätigt. Denn, er erzielt mit einer, am besten kostenlosen App, ein für ihn der Arbeit eines Fotodesigners ähnlichen oder gar gleichen Ergebnis. Mit dem Unterschied, dass der Fotodesigner wohl länger dafür braucht und für sein Programm ein paar hundert Euro bezahlt hat.

    1. Du hast es auf den Punkt gebracht: Genau das ist mein Problem mit dieser Art von Fotografie und Fotobearbeitung. Die Welle von Fotos, die seit einigen Jahren über uns hinwegschwappt, entwertet die künstlerische und professionelle Arbeit zunehmend. Frei nach dem Motto: Warum einen Fachmann beauftragen, das kann ich doch selbst. Das ist in vielen Bereichen so und bei der Fotografie besonders ausgeprägt.

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