Singen und schlafen im Europäischen Parlament

Panorama-Aufnahme vom Innenhof des Louise-Weiss-Hauses. Foto: Martin Stachel
Panorama-Aufnahme vom Innenhof des Louise-Weiss-Hauses. Foto: Martin Stachel

Beim Besuch von Straßburg gehört auch ein Stopp beim Europaparlament dazu. Natürlich hat auch der St.-Johannes-Chor Kücknitz auf seiner Elsass-Reise dort Halt gemacht. Zeitgleich gelangte eine Mail aus Frankreich in mein Postfach. Welch Zufall. Und so hatte ich beide Seiten des Europaparlamentes innerhalb kürzester Zeit beieinander: Eine harsche Kritik an den Parlamentariern und den Einblick in ein architektonisch außerordentliches Parlamentsgebäude. Dort haben wir als Chor zudem eine Friedensbotschaft hinterlassen.

Ich hatte das Gebäude des Europäischen Parlamentes noch anders in Erinnerung: mit einem nach oben geschwungenen braunen Vordach, das aussieht wie eine aufgebogene Fischdose. 1999 wurde dann das neue, nach der französischen Journalistin und Politikerin Louise Weiss benannte Parlamentsgebäude eröffnet. Ein moderner, streng gestalteter Bau. Alle Gebäudeteile des Europäischen Parlaments in Straßburg und Brüssel hat der Vizepräsident des Europäischen Parlamentes, Rainer Wieland, auf seiner Webseite ausführlich beschrieben.

Der 60 Meter hohen Turm mit 1133 Büros auf 17 Stockwerken.
Der 60 Meter hohen Turm mit 1133 Büros auf 17 Stockwerken.

Die Bürostockwerke sind im Rund um einen großen Innenhof angelegt. Hier wird die streng formale Gestaltung noch deutlicher.

Der Innenhof des Büroturmes.
Der Innenhof des Büroturmes.

So ein Rund muss einfach eine tolle Akustik haben. Und weil ein Chor so etwas natürlich sofort spürt – und ein Chorleiter hört – hat der St.-Johannes-Chor das große, menschenleere Rund genutzt, um zu singen: „Dona nobis pacem“. Das schien uns passend für einen Ort, an dem Parlamentarier an einem freien und friedlichen Europa bauen. Offenbar hat es sogar etwas genützt, denn nur vier Tage später erhielt die EU den Friedensnobelpreis.

Hier gibt es das Video, gedreht von Martin Stachel, dazu:

Wer es selber mal versuchen möchte, hier sind die Noten:

Dass die Parlamentarier an einem einigen und friedlichen Europa bauen, wird indes inzwischen von vielen bestritten und sogar heftig kritisiert. Womit wir bei der Mail sind, die mich während der Elsass-Reise erreichte. Sie kam von meinem angeheirateten französischen Cousin und enthielt ein Video. Dort wird eindrucksvoll kritisiert, dass Europaparlamentarier viel verdienen – manche von ihnen im Schlaf. Und gleichzeitig solle das Rentenniveau angehoben werden. Leider ist das Video, das schlafende, Sexmagazine anschauende und Kinderbilder sortierende oder lesende Parlamentarier zeigt, vor kurzem bei Vimeo gelöscht worden. Es war offenbar zu kritisch.

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