Ich war noch niemals in – ja wo denn?

Betonsanierung im Faulturm

Gerade habe ich in Jan Weilers „Buch der 39 Kostbarkeiten“ einen Text gelesen, in dem es darum ging, was er noch nie in seinem Leben getan oder erlebt hat. Zum Beispiel hat er laut seinem Text noch nie eine Fliege getragen. Während des Lesens habe ich darüber nachgedacht, was ich eigentlich in meinem Leben noch nie erlebt oder gemacht habe. Da musste ich lange nachdenken, und so richtig viel ist dabei nicht herausgekommen. Immerhin: Ich war noch niemals in New York. Und sonst?

Die „Partitur des Lebens“, auch das ein Ausdruck, den ich gerade erst gelesen habe, ist bei mir reich bestückt. Erstens, weil ich schon ein paar Lenze auf dem Buckel habe. Zweitens, weil meine Eltern ihren Kindern möglichst viele Facetten der Welt gezeigt haben: Kultur, Natur, Sport. Drittens, weil ich auf einem Gymnasium war, das Wert darauf legte, den Schülern eine umfassende Bildung zu vermitteln, was den Lehrern auch ganz gut gelungen ist. Und viertens, und das ist wohl das größte Geschenk, weil ich als Journalistin einen Beruf habe, der einem viele Einblicke gewährt und einen an Orte führt, an die normale Menschen nicht kommen. Oder habt ihr schon mal einen Blick in das Innere eine Faulturmes (Foto oben) geworfen. Ich schon, der war leer und bekam gerade von innen einen neuen Anstrich.

Blick durch das Mannloch ins Innere eines Faulturmes

Ich habe also sehr, sehr viel in meinem Leben erlebt. Dafür bin ich dankbar. Aber was fehlt mir noch in meinem Erfahrungsschatz? Hmm, nach einigem Hin- und Herdenken fiel es mir ein. Ich war noch nie in einem Fußballstadion. Oder vielleicht doch? Ja, war ich, im August 1992, als in Rostock-Lichtenhagen der Mob tobte und ich im Schlepptau der Polizei dabei war. Das war in diesen Zeiten, in denen es noch keine Handys gab, ich aber dringend mit meiner Redaktion telefonieren musste. Und wo gab es das einzige zugängliche Telefon, abgesehen von Telefonzellen? Im Hansastadion. Für zehn Mark Pfand und unter Vorlage eines Presseausweises konnte man sich dort eines ausleihen und es unter dem Sitz auf der Pressetribüne in eine Telefonbuchse stecken. Also habe ich kurz die Redaktion angerufen und das Telefon schon vor dem Anpfiff des Spiels wieder zurückgebracht. Ich war also schon einmal in einem Fußballstadion, aber ich habe dort noch nie ein Spiel gesehen.

Also weiter in der Erinnerung gegraben. Was habe ich noch nie gemacht? Wo bin ich noch nie gewesen? Ich bin noch niemals Motorrad gefahren. Selber. Mitgefahren bin ich nur ein einziges Mal als Schülerin bei einem Freund. So viel Angst habe ich nie zuvor in meinem Leben gehabt, dabei ist er ganz vorsichtig gefahren.

Was noch? Da muss ich lange nachdenken. Ich war tatsächlich noch nie auf einem Pop- oder Rockkonzert. Noch nie? Doch einmal, in der Kieler Ostseehalle, bei Harry Belafonte, dienstlich. Aber privat? Nein, noch nie. Und ich war noch nie auf einem Open-air-Festival. Ehrlich gesagt, verspüre ich auch nicht allzu viel Lust dazu. Sonst fällt mir nichts mehr ein, was ich noch nie erlebt habe. Falls mir doch noch eine Eingebung kommt, trage ich sie gerne nach. Ach ja, ich war noch nie in München und noch nie im Deutschen Museum. Ich war noch nie in Leipzig, obwohl ich da gerne mal hin möchte. Das nehme ich bestimmt demnächst in Angriff.

Und ihr, was habt ihr noch nie getan oder erlebt und möchtet es gern einmal machen? Welche Träume wollt ihr euch noch erfüllen oder welche Erfahrung fehlt in eurer Partitur des Lebens? Ich freue mich über eure Kommentare.

4 Kommentare

  1. In New York war ich auch noch nicht. Um genau zu sein, war ich noch nirgends, wo man üblicherweise mit dem Flugzeug hinreist, denn ich habe Höhenangst und steige nicht freiwillig in ein Flugzeug … ich bin also noch nie geflogen … außer auf diese Nase und das schon öfter … ich war ein aufgewecktes Kind *ggg*

    Mit einem Mofa oder Motorrad bin ich auch noch nie gefahren, auch nicht als Beifahrer.

    Ich bin noch nie geblitzt worden … hatte immer Glück ;-) Ich bin noch nie in eine Verkehrskontrolle geraten.

    Ich habe noch nie ein Instrument gespielt, geschweige denn das Notenlesen beherrscht.

    Und es gibt bestimmt noch so viele Dinge, die mir gerade nicht einfallen wollen :-)

    1. Liebe Frau Fröhlich,
      das mit der Flugangst kann ich gut verstehen, ich habe auch Höhenangst. Die macht sich allerdings nicht im Flugzeug bemerkbar. Da hat man keine Höhenangst, ich jedenfalls nicht. Vielleicht solltest Du es doch mal versuchen, dann kommst Du vielleicht auch eines Tages nach New York.
      LG und schönen Sonntag,
      Susanne

  2. Hallo,

    ich war auch noch nie in New York. Wie meine Vorgängerin war ich an ganz wenigen Orten. Der Grund dafür ist einfach und klar. Selbst der Heimatrt bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten und Entdeckungen. Es gibt immer etwas Neues zu sehen und zu entdecken. Warum für Kultur in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?
    Wenn ich zu oft reisen würde, dann würde ich die Sehenswürdigkeiten und viele andere Kleinigkeiten nicht mehr sehen.
    Viele Grüße

    Monika

  3. Liebe Monika,
    Du hast Recht, der eigene Heimatort und die eigene Region bieten viele Entdeckungsmöglichkeiten. In meinen Gedanken oben ging es auch nicht unbedingt darum, in die Ferne zu schweifen. New York muss gar nicht sein. Man braucht nur einen wachen Geist und Interesse, um die heimischen Entdeckungen auch zu machen und nicht blind daran vorbeizulaufen.
    Dir einen schönen Sonntag,
    LG, Susanne

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