Frauenquote nein danke!

Der Kalauer ist alt, aber deshalb nicht weniger wahr: „Minderheiten wie Ausländer, Aussiedler, Behinderte und Frauen haben, dürfen, sollen . . .“ Obwohl der Anteil der Frauen an der deutschen Bevölkerung bei 51 Prozent liegt, werden sie häufig als unterrepräsentierte Randgruppe gesehen, für die besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen: Frauenparkplätze, Frauenförderung, Frauentag (gerade gewesen) und nun auch noch die Frauenquote für große Unternehmen. Schluss damit. Ich will einfach sein, was ich bin. Ein Mensch.

Als ich das erste Mal einen Chefjob – keinen Chefinnenjob, so rede ich nicht – angeboten bekommen habe, war ich überrascht. Weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass es Leute gibt, die mir das zutrauen. Weil ich mich nie darum beworben hätte. Aber nicht, weil ich eine Frau bin. Darüber denke ich nicht nach. Ich laufe nicht jeden Tag durch die Welt und trage die lila Latzhose wie ein Banner vor mir her. Ich denke von mir selbst als Mensch, Mutter, Ehefrau, Redakteurin, Reporterin, als jemand, der gerne liest, gerne singt, gerne Musik hört, gerne reitet und gerne reist. Ich denke von mir selber nicht, dass ich eine Frau bin, die all das gerne tut. Ich fühle mich auch nicht benachteiligt, weil ich eine Frau bin. Niemand hat mir jemals gesagt, ich könne irgendetwas nicht, weil ich eine Frau bin. Und wenn mir etwas körperlich zu schwer ist, habe ich überhaupt keine Scheu, einen Mann um Hilfe zu bitten. Oder eine stärkere Frau.

Mein Arbeitgeber bezahlt mich für meine Arbeit, nicht für mein Geschlecht. Meine Jobs habe ich bekommen, weil sie mir jemand aufgrund meiner Ausbildung, meiner Erfahrung, meiner Arbeitsproben zugetraut hat. Nicht weil es eine Frauenquote gab oder jemand sagte, der Geschlechtermix in der Firma erfordere eine Frau auf dem Posten. Wenn jetzt eine Frauenquote für Dax-Unternehmen gefordert wird, frage ich mich, was es die Politik angeht, wie Firmen ihre Führungspositionen besetzen.

Hört endlich auf, Frauen unter schützenswerte Minderheiten einzuordnen. Konzentriert Euch auf die wirklich wichtigen Frauen-Fragen: Wie Frauen vor häuslicher Gewalt geschützt werden können, genauso wie alle anderen Schwachen, ob Kinder oder Alte. Es ist gut und richtig, dass frauenverachtende oder sexistische Sprüche und Handlungen – ob in Familie Freundeskreis oder Beruf – auf breiter Basis geächtet sind. Aber hört auf, den Alltag von Frauen mit Quoten und Förderprogrammen zu überziehen. Ich will keine Quotenfrau sein. Ich will wegen meiner Fähigkeiten geschätzt und für meine berufliche Position ausgesucht worden sein (bin ich ja auch). Ich will nicht zu einer gefühlten Minderheit gehören, wenn meine Geschlechtsgenossinnen und ich die Mehrheit in dieser Gesellschaft stellen. Ich will, dass endlich, endlich nicht mehr darauf hingewiesen wird, dass eine Frau, gerne auch erstmals eine Frau diese oder jene Position bekommen hat. Ich möchte, dass Frauen endlich so wahrgenommen werden, wie ich es einmal in einer kleinen Geschichte zum Thema Rassismus gehört habe:

Drei Männer stehen bei einer Party zusammen, Mr. A (ein Schwarzer), Mr. B und Mr. C (beide Weiße). Jemand fragt: Wer von den dreien ist Mr. A? Antwort: Der mit der roten Krawatte.

2 Kommentare

  1. Hallo Susanne, mit diesem Reizthema hast Du’s endgültig geschafft, mich zur Blogkommentatorin zu machen. :-)

    Frauen, die die Quote fordern, sind für mich nichts als die neue Version von Frauen, die geheiratet werden wollen!

    Alice hat’s immerhin (als Einzige) vorgemacht: Warum gründen wir nicht einfach selbst Verlage und Unternehmen in den Zukunftsbranchen ITK, Biotech und Umwelttechnologien, werden ChefInnen und stellen massenhaft Frauen ein? Weil wir es vielleicht doch lieber bequem haben und weiterhin den Männern Vorwürfe machen wollen?
    Abgesehen davon: In öffentlichen Verwaltungen, im Erziehungswesen sowie in den Unternehmensbereichen in Buchhaltung, Personalwesen und Marketing herrscht eher Frauenüberschuss. Da kommen bestimmt bald die ersten Forderungen nach einer Männerquote…

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