Der Abverkauf der Läger

Der Einzelhandel erfreut uns ja immer mit allerlei netten Formulierungen. Offenbar wird dort intern eine andere Sprache gesprochen als im Rest der Bevölkerung. Und immer wieder gibt es neue, ungewöhnliche Sprachschöpfungen zu entdecken.

Jüngst teilte mir eine Verkäuferin mit, das Produkt, das ich suchte, sei zwar geliefert worden, aber noch nicht „verräumt“, sprich: noch nicht ins Regal gestellt worden. Das hatte ich noch nie gehört, wohl aber den allhalbjährlichen Spruch, die „Läger“ müssten geräumt werden. Der kam früher immer anlässlich eines Schlussverkaufes. Heutzutage folgt auf diese Ankündigung eine Rabattaktion, die nicht mehr überall Schlussverkauf heißt, aber de facto einer ist. Die „Läger“ haben übrigens die unschöne Eigenschaft, immer das zu enthalten, was gerade wettermäßig nicht gebraucht wird. Söckchen im bitterkalten März, wenn doch gerade dringend Strumpfhosen fürs Kind gebraucht werden. Oder keine Übergangsjacken, wenn der Mai gerade beginnt, ein bisschen zu warm für den Wintermantel zu werden. Die Ständer mit den Übergangsjacken sind aber leider gerade leer. Den Grund nennt eine nette Verkäuferin: „Ende Juli, Anfang August kommen doch bereits die Winterjacken in die Läger.“ Ich wette, die sind bei Wintereinbruch Ende Oktober längst verräumt, äh, geräumt.

Der Einzelhandel beglückt uns aber auch sonst gerne mit seltsamem Vokabular. Anlässlich einer Weihnachtsmarktankündigung habe ich heute gerade gehört, in den Buden sei nicht nur der Abverkauf gut, auch das Nachlaufgeschäft sei erfreulich. Heißt konkret: Die Leute kaufen ordentlich ein, und viele kommen später noch auf den Polsterer, Kunstschmied oder die Patchwork-Näherin zu, um etwas zu bestellen.

Den Abverkauf und das Nachlaufgeschäft habe ich wie so viele skurrile Formulierungen auch getwittert. Dank meiner Follower habe ich dann gleich noch nettes Wort gelernt

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