Hungerstreik beendet: Norbert Denef isst wieder

Vor 46 Tagen habe ich hier über Norbert Denef berichtet, einen Mann, der für seine Überzeugung in den Hungerstreik getreten ist. Das Missbrauchsopfer der katholischen Kirche hat nichts mehr gegessen, um dafür zu kämpfen, dass die Verjährung für sexuellen Missbrauch aufgehoben wird. Nie hätte ich gedacht, dass Denef so lange durchhält. Sein Ziel hat er nicht erreicht, aber den Hungerstreik dennoch abgebrochen.

„Nach Rücksprache untereinander, mit unseren Unterstützern und mit unseren Ärzten, beenden wir den Hungerstreik“, teilte Denef gestern mit. Wir, das sind er und sechs weitere Hungerstreikende, die sich ihm zur Seite gestellt haben. Denefs Fazit: „46 Tage HUNGERSTREIK – Politik lässt Opfer lieber verhungern als sich für Opferschutz und Kinderschutz einzusetzen“. Und weiter: „Für uns waren bis zu 46 Tage Hungerstreik eine harte und schmerzhafte Zeit. Sie ist aber kein Vergleich zu dem, was Kinder jetzt gerade erleiden müssen, die über Jahre hinweg Opfer von sexualisierter Gewalt in ihrem Zuhause oder ihrem Umfeld überleben müssen, ohne Hilfe zu erhalten.“
Die ganze Zeit über hat Denef die Öffentlichkeit über Pressemitteilungen auf dem Laufenden gehalten. Er hat viel erzählt über seine Motivation und darüber, dass er nicht Hass und Erpressung im Mittelpunkt seiner Aktion sieht. Es geht ihm um Gewaltfreiheit, Mahatma Gandhi ist sein Vorbild. Ich selbst habe ihn zuletzt am achten Tag seines Hungerstreiks besucht. Da war er, wie er selbst heute im Rückblick sagt, auf einem Tiefpunkt. Seitdem sei es aufwärts gegangen und er habe vieles klarer gesehen. Mit seinem Körper ging es abwärts. Zwölf Kilo hat der Hungerstreik gekostet.
Ich empfinde Hochachtung vor diesem Mann. Er hat viel Zustimmung, aber auch viel Kritik bekommen. Auch von Opfern sexualisierten Missbrauchs, wie die Kommentare zu meinem ersten Artikel hier zeigen. Aber er ist für seine Sache eingestanden, 46 Tage lang. Hat für sein Anliegen seine Gesundheit riskiert. Welche Kraft muss in diesem Mann wohnen?

Alle Informationen zum Hungerstreik, zu Online-Petitionen, zum Thema Aufhebung der Verjährung und zum NetzwerkB, dem Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt, stehen auf der Seite von NetzwerkB.

2 Kommentare

  1. Also wenn jemand meint. mit so einer Aktion gegen die katholische Kirche was zu bewirken, der muß schon recht blauäugig sein. Die haben jahrtausende lange Erfahrung, mit Kritikern umzugehen…

  2. Es tut mir sehr leid für ihn und seine Mitstreiter, dass die Aktion keinen Erfolg gebracht hat. Sie hat eigentlich nur mal wieder gezeigt, dass die Kirche gewillt ist, ihre „Mitglieder“ zu schützen, egal zu welchem Preis. Man ist halt doch etwas besseres als der normale Mensch.

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