Kahlschlag im Bücherregal

Ich hab’s getan: Eine ganze blaue Altpapiertonne voller Bücher entsorgt. Ich gebe zu, es ist mir halbschwer gefallen. Mit dem großen Kahlschlag im Bücherregal hat ich einen Schritt gemacht, den ich noch vor 30 Jahren für unmöglich gehalten hätte.

Bücher wegwerfen? Niemals! Das habe ich als junge Frau und begeisterte Leserin und Bücherliebhaberin einer damals 70-jährigen Pastorin aus Neumünster zugerufen, die mich sehr beeindruckt hat. Sie war ungeheuer belesen, ungeheuer gebildet und es war ein Vergnügen, sich mit ihr zu unterhalten. Dabei hat sie mir eines Tages in ihrem bis unter die Decken mit Büchern vollgestopften Wohnzimmer erzählt, sie werfe in regelmäßigen Abständen Bücher weg. Das war für mich damals undenkbar, zumal jedes Buch teuer und mir lieb und teuer war. Ich kann mich daran erinnern, dass ich als 14-Jährige mein gesamtes Erspartes – 98 Mark – für ein einziges Buch ausgegeben habe. Ein Kunstgeschichte mit vielen farbigen Bildern, die ich bis heute als eines meiner wertvollsten Stücke hüte.

Ich war ein Buchladen-Junkie. Ich konnte an keiner Buchhandlung vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen. Das habe ich mir spätestens nach dem fünften Umzug abgewöhnt. Heute hole ich mir die Lese-Bücher und auch so manches Fachbuch aus der Bücherei, weil der Platz in den Regalen begrenzt ist. Nur für Bildbände und besondere Bücher gebe ich noch Geld und Platz aus.

Doch selbst für die wenigen Exemplare, die ich noch kaufe, reichte der Platz nicht mehr. Alles vollgestopft, denn von lieb gewordenen Werken kann ich mich bis heute nicht trennen. Und das sind viele. Deshalb war es Zeit für einen Kahlschlag im Bücherregal, zumal der Vorbesitzer unseres Hauses einige laufende Meter Bücher zurückgelassen hatte. Darunter viele Exemplare, Buchclub-Ausgaben von Bestsellern der 70er und 80er von Simmel bis Konsalik, die nicht mal mehr das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden. Also ran ans große Aussortieren: Alles, was eine ISBN-Nummer hat auf den einen Stapel, alles ohne, und das war viel, ab in die Papiertonne. Was für ein Gefühl der Erleichterung!

Alles mit ISBN-Nummer und dazu ein paar CDs und Computerspiele und Bücher, die meine Tochter nicht mehr haben wollte, habe ich auf momox.de eingegeben und verkauft. Ergebnis: 113 Medien, vor allem Bücher, haben 39,96 Euro eingebracht.

Besonderen Spaß habe ich dabei daran gehabt, zu schätzen, welcher Titel etwas bringt und welcher nicht. Meistens lag ich daneben.

Die besten Erlöse:

Das Haus. House of Leaves von Mark Z. Danielewski: 3,38 Euro

Der Englisch-Duden. Erste Wörter – kleine Sätze. Vor- und Grundschule. (Lernmaterialien) von Ute Müller-Wolfangel: 1,45 Euro

Das Apfelmäuschen von Ulrich Thomas: 1,56 Euro

Computerspiel 5 Freunde 4 – Gefährliche Entdeckung von Ravensburger:13,40 Euro

Die wider Erwarten minimalen Erlöse:

Der Zauberberg. Roman. von Thomas Mann: 0,01 Euro

Ein Mann. Roman. von Oriana Fallaci: 0,01 Euro

Die Gaukler Gottes von Morris L. West:0,01 Euro

Das goldene Notizbuch von Doris Lessing: 0,01 Euro

Verkauf angemeldet, kostenloses Abholen angekreuzt, vom Höker nebenan Bananenkartons geholt, Bücher eingepackt. Pünktlich wie angemeldet wurden sie abgeholt und das Geld überwiesen. Und im Bücherregal ist auch wieder Platz. Zum Glück. Denn ich bin gerade mal wieder rückfällig geworden und habe einen wunderbaren Bildband gekauft: Gartenkunst in Europa – von der Antike bis zur Gegenwart.

www.momox.de

Wie schön es sich mit Büchern wohnen lässt, zeigt diese wunderbare Fotosammlung:

http://wo-buecher-wohnen.tumblr.com/

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