Bildkritik mit Mehrwert

Schloss Rundale in Lettland – vor (oben) und nach der Bearbeitung

„Klasse Foto“, „gefällt mir“ oder „interessante Perspektive“: Bildkritiken in Fotocommunitys – und damit meine ich nicht nur die eine – sind oft schnell hingehuscht. Beim Durchklicken wird hier oder da ein kurzer Satz fallen gelassen. Das hilft dem Fotografen nicht viel weiter, und letztlich sind solche Kommentare freundlich gemeint, aber nicht von großem Wert.

Dann gibt es noch „echte“ Bildkritiken, wie Ronny Ritschel vom Blog-Times Fotografieblog sie nennt. Er selbst ist soeben auf  „fokussiert.de“ in den Genuss einer solchen Kritik von einem Profi gekommen und hat darüber geblogt.

Hier die Bildkritik:

http://fokussiert.com/2011/01/13/tunnelfoto-subjekt-verstaerkt-leere/

Das Schöne an dieser Seite ist, dass sich die Bildkritiken filtern lassen nach zum Beispiel Porträt, Stillleben, Architektur oder Fotojournalismus.

Und hier Ronnys Bericht darüber, wie er die Kritik empfunden hat:

http://blogtimes.info/umgang-mit-echten-bildkritiken/

Als ambitionierte semiprofessionelle Fotografin würde ich mich über eine so ausführlich Kritik freuen. Profis gehen mit einem anderen Blick an Bilder heran. Sie scannen förmlich erst den Gesamteindruck, dann die Details. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Und so klingt es auch aus ihren Kritiken heraus. Zudem wollen Bilder nicht nur nach ihrem Aussehen beurteilt werden, sondern auch danach, zu welchem Zweck sie gemacht wurden. Ein Pressefoto muss sich ganz anderen Kriterien stellen als People-Fotografie, Hochzeitsfotografie oder Stillleben. Zwischen Makro und Panorama liegen Welten.

Ich würde mich freuen, wenn mehr Fotoblogs die Möglichkeit böten, Bilder ausführlich kritisieren zu lassen.

Auf der Suche nach solchen Seiten habe ich ein bisschen im Netz gestöbert.

Fashion-Fotograf Michael Gelfert (Lichtinformer) hat ebenfalls Bildkritiken ins Leben gerufen – ausschließlich für People-Aufnahmen. Auch das zeichnet den Profi aus: Er erlaubt sich nur über das ein Urteil, was seine Profession ist.

http://www.michael-gelfert.de/blog/sonstiges/ausfuhrliche-bildkritik/

Über Feedback-Regeln zu Fotos hat sich Sven Schumacher Gedanken gemacht:

http://svenschumacher.wordpress.com/2011/01/18/feedbackregeln/

Seine Erfahrungen mit Bildkritiken schildert Stefan Bäsmann:

http://stefan-baesmann.de/2011/01/bildkritik-eine-meinung/

Eine Geschichte über die sehr unterschiedliche Definition von „schönes Foto“ hat Tim auf Tim Dochnahl Fotodesign erzählt:

http://www.dochnahl-fotografie.de/?p=656

Gerade diese letzte Geschichte passt zu meinem Artikel „Die Sintflut der Fotos“:

4 Kommentare

  1. Hallo in den Norden,

    kann und darf ein Foto/Bild überhaupt kritisiert werden? Für mich kommt der Ruf nach einer Bildkritik immer einer Art Selbstgeißelung gleich. Entweder ich stehe hinter meiner Aufnahme, oder lasse es halt sein.

    Hierzu folgendes Erlebnis. Während eines Studien-Workshops bekamen wir Fotos in die Hand gedrückt mit der Bitte diese zu bewerten. Fast alle, mich eingeschlossen, sind über die Aufnahme hergefallen. Dann kam die unausweichliche Frage des Dozenten:„…können Sie es besser?“. Alle haben aus voller Überzeugung genickt. Dann haben wir erfahren unter welchen Umständen das Foto entstanden ist. Da wurden wir dann erstmals kleinlaut. Dann sollte jeder ein persönliches Foto abgeben. Bei mir kam dann:„Gotzen, was soll das denn sein? Mach die Tonne auf und Deckel drauf“.

    Will heissen, dass ein selbst erstelltes Foto immer ganz nah bei uns ist. Bei einer Bildkritik kritisieren wir also nicht nur das Foto, sondern greifen den Ersteller auch persönlich an. Aus meiner Sicht passt der Begriff Bildbewertung wesentlich besser.

    Nehmen wir Ihr obiges Foto. Architektur-u. Landschaftsfotografie gehört zur Königsdisziplin in der Fotografie. Die Herausforderung bei diesem Motiv ist die Stellung der Lichtquelle und die angeordneten geometrischen Formen. Hätte ich diesen Aufnahmepunkt wählen müssen, hätte ich mind. drei Filter zum Einsatz gebracht, was aber als Option zu sehen ist. Zudem würde ich bei solchen Motiven die Kamera leicht versetzen. Wenn es keine Möglichkeit gibt den Himmel sauber wirken zu lassen, dann einfach mal die Hardcore-Variante wählen und mit mind. +3 Blenden überbelichten. Dadurch wird gerade ein solches Bauwerk auf imposante Art freigestellt. Ob Digitalkameras das jedoch ohne Probleme mitmachen kann ich nicht sagen.

    Für geometrische Linien und Formen habe ich vor einiger Zeit einen Artikel verfasst, der hier zu lesen ist (falls Link unerwünscht, dann bitte löschen): Aufbau Landschaftsfotografien

    Sie berichten aktuell über eine Fotografin mit Jazzfotografien. Ich bin mir sicher, dass in allen Communitys ein Teil der Fotos dort negativ bewertet würden. Und das ist auch der Grund, warum viele Berufsfotografen nicht in Foren vertreten sind.

    Aus NRW liebe Grüße

    Dieter

    1. Lieber Dieter Gotzen,
      vielen Dank für diesen wieder einmal sehr interessanten und ausführlichen Kommentar. Links ist natürlich willkommen, wenn er Mehrwert für meine Leser bietet.
      Zur Bildkritik an sich: Das eigene Foto zu bewerten, ist immer schwer, weil so viel Emotion mitschwingt. Deshalb ist Kritik für mich durchaus willkommen. Aber fundiert muss sie sein, wie ich es ja auch in dem Artikel deutlich gemacht habe. Wobei mancher Kritiker bei Fotos Dinge sieht, die mir nicht mal auffallen würden, wenn ich genau hingucke. Deshalb bin ich mir nicht immer sicher, ob das Kritik oder nur Mäkelei ist.
      Was das Bessermachen angeht: Ein Kritiker muss das nicht unbedingt können. Sonst dürfte kein Rezensent ein Buch rezensieren, kein Kritiker über ein Theaterstück oder gar ein Klavierkonzert schreiben. Kritiker müssen sehen, hören, lesen, sehen können, aber es nicht besser machen können.
      LG aus dem hohen Norden,
      Susanne

  2. Hallo Susanne,

    da haben wir wohl unterschiedliche Auffassungen. Wer Kritik übt muss erst mal in der Lage sein es besser zu machen.

    Ich komme aber noch mal auf die hier zu sehenden Fotos zu sprechen. Da ich jedoch so gut wie keine Fotos von mir bearbeite, kann ich den Wirkungsgrad einer Bildbearbeitung nur grob abschätzen, auch wenn fast alle Begriffe aus der analogen Fotografie stammen. Das erste Foto ist eigentlich besser. Was fehlt ist die Akzentuierung der Wolken. Hier würde ich die Lichter reduzieren und die Schatten aufhellen. Den Baum am linken Rand würde ich dort lassen. Ist quasi ein i-Tüpfelchen im Foto. Dann irgendwie die Aussenfarbe des Schlosses stärker betonen. Ich vermute, dass so ein komplett anderes Bild entsteht. Für eine Ausbelichtung auf Papier wäre es jedenfalls eine Herausforderung, da hier nachbelichtet und abgewedelt werden muss.

    Im zweiten Foto fehlt mir links neben dem Eingang das Licht, welches auf dem ersten Foto zu sehen ist. Entweder sind das zwei unterschiedliche Fotografien, oder die 2. Aufnahme wurde digital verfälscht.

    Liebe Grüße und schon jetzt ein schönes Wochenende

    Dieter

    P.S.: bitte mal die Ladezeit des Blogs prüfen. Es dauert ca. 30 Sekunden bis die Startseite erscheint.

    1. Hallo Dieter,

      danke für den Kommentar. Die Aufnahme unten ist tatsächlich stark bearbeitet, ich habe die rechte Seite des oberen Fotos gespiegelt und links angefügt, um die perfekte Symmetrie hinzubekommen. Das lässt sich gut an den Wagenspuren auf dem Sandweg ablesen und an den Störchen auf den Schornsteinen. Es war ein Versuch, deshalb habe ich beide Fotos noch einmal untereinander zusammengesetzt.
      Zu den Ladezeiten der Seite: Ich habe ein bisschen daran herumgeschraubt. Probiers bitte noch einmal aus und gib mir eine Rückmeldung.
      Vielen Dank und schönen Sonntag,
      Susanne

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