Privat fotografieren verboten

Das hätte ich nie für möglich gehalten: Mir ist das Fotografieren verboten worden. Dürfen die das?

Die Situation: ein Reitturnier eines ländlichen Reitervereins. Springen und Dressur bis Klasse M, schöne Pferde, hübsch geputzt, schöne Reiter in Turnierkleidung, schöner Sport. Ergo: schöne Fotomotive. Ich reihe mich unter die Zuschauer ein, fotografiere vom Rand aus. Erst das Springen der K-, M- und G-Ponys. Alles kein Problem. Dann die Dressur. Stehe am Rand des Vierecks, fotografiere, mache einen Starter lang Pause, fotografiere wieder, ganze Serien von Bewegungsabläufen. Und sehe mich plötzlich einem wütenden Herrn gegenüber, der eine Kamera mit großer Optik in der Hand hält. „Sind sie von der Presse?“, fragt er barsch. Nein, sage ich, heute mal nicht, bin ganz privat hier. „Dann dürfen Sie hier nicht fotografieren.“ Verblüffung meinerseits. Wieso? Warum? Was soll das? Das ist hier eine öffentliche Veranstaltung eines eingetragenen gemeinnützigen Vereins. Er sagt: „Wir haben hier die Fotorechte vom Veranstalter gekauft. Sie dürfen deshalb nicht fotografieren. Hinterher stehen die Fotos dann im Internet, das kennen wir schon, das wollen wir nicht, hören Sie sofort auf damit, sonst gibt es Ärger.“ Das geht so eine ganze Weile hin und her. Ich beharre darauf, fotografieren zu dürfen, was immer ich möchte. Er: „Nein, verboten, wir gehen sofort zum Veranstalter.“ Ich argumentiere weiter, die Fotos seien ganz für mich privat, ich sei selber Reiterin, wolle nur Bewegungsabläufe studieren, mache das aus Spaß an der Freude. Er gibt immer noch keine Ruhe. Auf meinen Einwand, hier würden viele Leute fotografieren, meint er, die lichteten schließlich nur ihre Kinder oder Freunde ab, das sei ja in Ordnung, aber mehr nicht. Schließlich gebe ich zurück, wenn er nicht aufhöre, zücke ich halt meinen Presseausweis, dann sei hoffentlich Ruhe. Er: „So geht das nicht, dann hätten Sie sich vorher akkreditieren müssen.“ Schließlich räume ich das Feld, verziehe mich wieder zum Springparcours – und fotografiere weiter. Auf die Debatte mit dem Veranstalter habe ich mich nicht eingelassen, und ich habe es hinterher bereut. Ich hätte es durchfechten müssen. Dass ich es um des lieben Friedens willen nicht getan habe, ärgert mich jetzt maßlos.

Der Mann ist Tierfotograf und verkauft seine Turnierbilder an die Reiter. Das Recht hat er sich vom Veranstalter gekauft. Mehr aber nicht.

Frage an die Fotorecht-Experten: Darf der das, Privatleuten das Fotografieren verbieten? Selbst wenn sie dabei so professionell aussehen wie ich? Ich verkaufe meine Fotos schließlich nicht, mache ihm keine Konkurrenz. Was sagt Ihr?

 

Nachtrag: Das Thema beschäftigt mich nachhaltig, und beim weiteren Nachdenken ist mir noch dieses eingefallen:  Wenn die Fotorechte tatsächlich exklusiv verkauft wurden, muss das Verbot für alle gelten. Und dann muss es auch bekannt gemacht werden, etwa durch Schilder oder Ansagen.

 

 

11 Kommentare

  1. Ja, so etwas ähnliches habe ich auch schon einmal erlebt. Ist aus Sicht des Fotografen, der vielleicht viel Geld für die exklusiven (?) Fotorechte bezahlt hat, sogar nachvollziehbar.

    Ob das rechtlich in Ordnung ist, kann ich nicht sagen, wird aber wohl so sein, immerhin hat der Veranstalter das Hausrecht. Ob er sich viele Freunde bei den Zuschauern macht, steht aber auf einem anderen Blatt.

    Gruß Michael

  2. Prinzipiell hat ein Veranstalter auf „seinem“ Gelände (sei es durch Besitz oder Miete) das Hausrecht. Aufgrund des Hausrechts kann er als Sanktion das Verlassen des Geländes fordern (und, falls dem nicht nachgekommen wird, die Polizei wegen Hausfriedensbruchs benachrichtigen). Diese Sanktion kann er Leuten androhen, die Dinge tun, die ihm mißfallen – beispielsweise ein allgemeines Fotoverbot, weil er ein Exklusivrecht verkauft hat; theoretisch könnte er aber auch nur Dir allein das Fotografieren verbieten.
    Was er Dir nicht hätte verbieten können: Fotos von öffentlichem Grund aus (sofern Du keine Leiter o.ä. zum Überwinden von irgendeinem Sichtschutz verwendest). Details rund um Hausrecht & Co. kann man in dem Fall der „Stiftung Preußische Schlösser und Gärten“ nachlesen.

  3. Meines Erachtens muss der Veranstalter am Eingang auf das Fotoverbot / Veröffentlichungsverbot hinweisen. Das Fotoverbot wird ja auch in verschiedenen Museen, Zoos und anderen Veranstaltungsorten ausgesprochen. Manchmal darf man sich die Fotoerlaubnis am Eingang auch kaufen.

    Ich selber musste damals das Lafayette in Berlin verlassen, als ich für meine Schaufensterpuppenserie innen drin fotografiert habe. Das war auch nicht nett, zumal es auch keinen Hinweis auf ein Verbot gab. Von da an, habe ich mich immer bemüht, vorweg zu fragen. Das ist natürlich nicht immer möglich.

    1. Liebe Jana,
      einen Hinweis auf das Fotoverbot hat es vom Veranstalter nicht gegeben. Inzwischen habe ich mich mit dem Verein ausführlich ausgetauscht. Er hält das Verbot aufrecht und begründet es damit, dass Veranstaltungen nur zu finanzieren sind, wenn Angebot wie Fotos der Teilnehmer und damit das Fotografieren dürfen, Kaffee- und Teeausschank und Verkaufsstände gegen Geld exklusiv verkauft werden. Folgerichtig würde das aber auch bedeuten, dass sich kein Zuschauer eine Thermoskanne und kein Teilnehmer ein belegtes Brötchen mitbringen darf.
      Danke für Deinen Kommentar und Deine Erfahrung,
      Susanne

  4. Danke für deinen Kommentar in meinem Blog! Darueber bin ich überhaupt erst auf deinen aufmerksam geworden.
    Also, ich finde den Ton des Mannes unter aller Granate. Wie es sich rechtlich verhält weiss ich leider nicht, aber das ganze gibt es auch beim Marathon. Marathon Photos stellt die ‚Fotografen‘ vors Ziel und knipst alle Läufer ab, verkauft die Bilder dann an sie. In London standen sie an den besten Positionen. In Köln hab ich sie gesehen und in Bonn auch. Oft ist der Veranstalter ‚dankbar‘ für diese Lösung weil er sich nicht weiter kümmern muss. Ich habe das neulich aber ma beobachtet, da hat es Monate gedauert bis die Läufer ihre bilder hatten, der Veranstalter bekam den ärger ab und zeigen konnte er auch nichts. Aber mich wuerde das auch wurmen, dass ich nicht nochmalmhingegangen bin. Wenn du die Bilder nicht auch an die Reiter verkaufen willst wuesste ich Ga nicht warum er da so einen Stress mit hat. Wenn er das bei anderen Veranstaltungen auch macht kann er gar nichts anderes tun als fotografen belästigen…
    Liebe gruese
    Heike

  5. Hallo Susanne,
    gestern hat Dich Quizzy in einem Gespräch erwähnt und heute habe ich einen Kommentar von Dir :)
    Nice to meet You.
    Doch nun zu diesem Artikel:
    Ich bin schon bisserl bass erstaunt auf was man alles achten muss, wenn man seinen Fotoapparat zückt. Mir ist es gerade in Italien passiert, dass mir jemand verboten hat etwas, das er von einer öffentlichen Straße aus sichtbar, an seinem Haus angebracht hat zu fotografieren. Habe es natürlich trotzdem fotografiert – bei so was bin ich manchmal ziemlich unverfroren ;)
    Gerade lese ich aber im Zuge der Recherchen zum Thema Panoramafreiheit, dass er mir dies tatsächlich verbieten kann, besonders da es in Italien kein vergleichbares Gesetz „Panoramafreiheit“ gibt. UUUPS!
    Allerdings hat sich derjenige mit seiner Pingeligkeit selber ein faules Ei gelegt, denn bei solcher Unfreundlichkeit ist die Entscheidung, ob ich in diesen Laden gehe und gar das Objekt kaufe, das er mir zu fotografieren verwehren wollte schnell gefallen. Ein anderer Ladenbesitzer war nicht so verkniffen und hat sich sogar in Pose geworfen. Da habe ich dann gekauft! :D BEIDE Fotos werden in nächster Zeit veröffentlicht zum Thema „Montagsherz“.
    Fazit: Sinnvoller Schutz per Gesetz ist verständlich und einsehbar, doch manchmal treibt das komische Blüten.

    Schönen Sonntag wünsche ich Dir / Euch
    C.V.

    1. Hallo,
      vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute immer empfindlicher werden, was das Fotografieren betrifft. Ich denke drei Mal darüber nach oder frage genau nach, bevor ich Fotos mit Menschen drauf zeige. Deshalb verlege ich mich mehr auf das Fotografieren von Tieren, Pflanzen und Gebäuden, was dank Panoramafreiheit in Deutschland noch geht.
      LG, Susanne

      1. Stimmt, auf der einen Seite werden die Menschen immer empfindlicher, auf der anderen Seite wird immer mehr in diversen sozialen Netzwerken veröffentlicht. Die Menschen sind auch nur dann empfindlich, wenn sie den Fotoapparat – etwas überspitzt – als Bedrohung wahrnehmen. Eine Spiegelreflex scheint viele Menschen einzuschüchtern bzw. diese bemerken/befürchten fotografiert zu werden. Die Kompaktkamera oder das Handy, mit dem inzwischen ein Großteil der Fotos geknipst wird, ist hingegen unauffällig und wirkt unbedrohlich. Bin mal gespannt, wie sich dies in Zukunft, entwickeln wird, insbesondere wenn man bedenkt wie die Überwachung im öffentlichen Raum (CCTV etc.) zunimmt. Aber vielleicht besteht da auch ein Zusammenhang?

        1. Viele Dank für diese Anmerkung. Schon seltsam, dass sich Leute von dem einen Kameratyp bedroht fühlen, von einem anderen nicht, wenn es denn daran liegt. Das Ergebnis ist letztlich mehr oder weniger dasselbe: ein Foto. Ich glaube, uns Fotografen stehen zunehmend härtere Zeiten bevor.

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