Die Höffigkeit der Windworte

Bei uns im Dorf tobt der Streit um die Windkraft. Im Umkreis sollen Windmühlen gebaut werden. Die einen sind lautstark dagegen, die anderen etwas leiser dafür oder sehen es entspannt. Zwangsläufig habe ich mich deshalb mit dem Thema beschäftigt. Ich will nicht auf das Für und Wider eingehen. Was mich aber beschäftigt, ist die seltsame Sprache, die die Landesregierung in Sachen Windkraft an den Tag legt.

Wo Windräder gebaut werden, wird anhand vieler Kriterien genau geplant.

Es beginnt schon damit, dass ein „gesamträumliches Plankonzept“ aufgelegt wird. Bei gesamträumlich schlägt in meinen Schreibprogrammen das Rechtschreibprogramm an. Und so geht es lustig weiter. Beginnend von der „sachlichen Ausgangslage“ schlägt das Plankonzept einen großen Bogen über Abstandspuffer, straßenrechtliche Anbaubeschränkungszonen und planverfestigte Straßenbauplanungen, hoheitliche Richtfunktrassen der zivilen Nutzung einschließlich Freihaltekorridoren, um VOR- und DVOR-Anlagen, Wasserflächen ohne Talräume und „regionale Grünzüge“ (was nichts mit Eisenbahnen zu tun hat). Am Ende steht unter anderem die Bestandsermittlung auf Grundlage der Vorranggebietskulisse. So geht es über 115 Seiten weiter. Mein Lieblingswort in diesem Text ist die Windhöffigkeit.

Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Egal, wie die Leute hier zur Windkraft stehen, das Papier interessiert sie alle, bis auf die, denen alles egal ist. Warum wird die eigene Umgebung zum Standort für Windräder erklärt? Welche Gründe haben dagegen gesprochen, wie sind sie gewichtet worden? Was schließt Windkraft ein, was aus? Mir ist natürlich klar, dass sich Fachleute einer gewissen Fachsprache befleißigen müssen – oder wollen? – aber eine Landesregierung muss sich eben auch in Bürgernähe üben. Schließlich erwarten die Auftraggeber eines solchen gesamträumlichen Plankonzepts, dass ihr Papier zumindest verstanden, wenn nicht sogar nachvollzogen werden kann.

Nur so können sie am Ende ihren eigenen Bewertungsschlüssel für die Abwägungskritererien und möglichen Auswirkungen auf die Zielbereiche des Landesentwicklungsplans ins Schloss stecken. Nur dann wissen sie, ob der Windenergie im Planungsraum „substantiell Raum“ verschafft wird und warum.

Ob das die Akzeptanz in unserem Dorf steigert, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Mittlerweile ist die Planung vom Tisch. Bei der Landesregierung liegen offenbar alle Windkraftpläne und -planungen auf Eis, es tut sich gar nichts.

Merken

Merken

Merken

2 Kommentare

  1. Moin.
    Das erinnert mich an die Zeit, als auf Fehmarn die ersten Windräder aufgebaut wurden. Selbst meine Verwandtschaft war gespalten. Für die einen war es ein ästhetischer Irrsinn, der Urlauber verschrecken würde, für die anderen eine zwingende Notwendigkeit um aus der Atomkraft aussteigen zu können.
    Lange ist es her. Und heute? ;)
    Grüße aus Scharbeutz

    1. Ja, die Spaltung von Dörfern oder anderen Gemeinschaften ist eine der unerfreulichen Nebenwirkungen der Windkraftdebatten. Nach meiner Beobachtung haben sich die, die jetzt am lautesten schreien, nie mit dem Thema beschäftigt, bis in ihrer Nähe Windkraftanlagen geplant wurden. Dann geht es plötzlich mit ihnen durch und sie verteilen verbale Schläge unter die Gürtellinie.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert