Wörter als Waffen: wortgewaltige Windkraftgegner

Wer sich mit Sprache beschäftigt, der weiß, dass mit Wörtern Stimmung gemacht wird. Ein sehr schönes Beispiel dafür liefern gerade die Windkraftgegner. Da werden Windräder zu etwas viel schlimmerem.


Seit einiger Zeit hat sich eine Gegenwind-Bewegung gebildet, die gegen Windkraftanlagen im windreichsten Bundesland Schleswig-Holstein protestiert. Zur Windkraft kann man stehen, wie man will, dazu will ich hier gar nichts sagen. Ob Windkraft sinnvoll ist oder nicht, ist mittlerweile zur Glaubensfrage geworden, oder zu der der Betroffenheit. Oft fällt beides zusammen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang aber, dass die Windkraftgegner versuchen, eine neue Bezeichnung für die Windräder, auch Windmühlen genannt, zu etablieren. Viele von ihnen sprechen stets von Industrieanlagen. Zugegeben, der Begriff Windmühle, der ebenfalls oft verwendet wird, ist zwar technisch richtig, führt aber auf die falsche Spur. Das klingt nach Holländermühlen, in denen Korn zu Mehl gemahlen wird, so wie einst bei Max und Moritz. Mit diesem romantischen Windmühlen-Bild haben Windräder oder Windkraftanlagen nichts zu tun, schon gar nicht, wenn sie zu einem sogenannten Windpark zusammengefasst sind.

Den anderen Weg, nicht romantisierend, sondern dramatisierend, gehen die Windkraftgegner. Auch das führt in die Irre. Industrieanlagen, darunter verstehe ich und verstehen bestimmt die meisten Menschen große Fabriken oder Raffinerien. Da werden Bilder im Kopf heraufbeschworen, wie sie sich bei Bayer oder in Stahlwerken zeigen. Industrie ist eben etwas anderes, als ein oder mehrere Windräder auf den Feldern.

Die Initiative Gegenwind Schleswig-Holstein treibt es sogar noch weiter. Sie spricht in einem Flugblatt nicht nur von Industrieanlagen, sondern sogar von einer Industriewüste Schleswig-Holstein und illustriert das mit – sicherlich montierten – Windrädern in Massen.

Wie hier mit Wörtern gespielt wird, das ist Propaganda. Genauso, wie die Werbung mit Windmühlenbildern von anno dazumal die Stimmung des heimeligen Landlebens vermittelt, vermitteln die Windkraftgegner ein Bild von Industriewüsten, die gar nicht da sind und so auch nie kommen werden. Natürlich ist in der Werbung, ob für ein Produkt oder gegen ein Vorhaben, beinahe jedes Mittel recht. Ich hoffe nur, dass kluge Menschen durchschauen, wie hier mit Wörtern Stimmung gemacht wird.

2 Kommentare

  1. Ich reihe mich mal in die Riege der Sprachnörgler ein und weise auf ein sehr häufiges – mir schwer auf den Senkel gehendes – Phänomen hin, das in „Ob Windkraft sinnvoll ist oder nicht,“ hervortritt. Überall wird heute „oder nicht“ hinzugesetzt, obwohl es fast immer unnötig ist. „Ob“ verweist nämlich stets auf eine Alternative (also zwei Optionen).

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