Schönes Kauderwelsch: Die seltsame Sprache der Kosmetik-Industrie

Wer schön sein will, muss leiden, hat meine Oma immer gesagt. Sie weiß gar nicht wie sehr. Wer heute schön sein will, muss entweder Fremdsprachen können oder leidvoll erfahren, dass er oder sie nicht mitreden kann. Heutzutage sind Lippenstift, Wimperntusche und Puder total mega-out. So etwas klatscht sich niemand mehr ins Gesicht, sorry, aufs Face. Um bei Kosmetik wirklich mitreden zu können, sind größere englische Sprachkenntnisse gefragt.

Grundierung heißt Foundation, genauer Face Finity All Day Flawless 3 in 1 Foundation mit integriertem Concealer. Wimpern werden mit Advanced Eyelash Conditioner zu Long Lashes aufgehübscht, Lidschatten mit dem Precice Shader aufgetragen und Lippen mit dem Long Last Lipstick Soft Matte angemalt, samt samtigem Finish. Am Ende wird die Haut mit Puder einem Mattifying unterzogen. Alles verstanden? Nein? Dann mal mit dem Konturieren und Highlighten versuchen, vielleicht ist das einfacher.

Wer jetzt nicht nur mit dem Verstehen, sondern auch mit dem Aussprechen Probleme hat, der kann sich das Ganze bei der Beauty-Werbung im Fernsehen vorlesen lassen. Macht es aber auch nicht verständlicher, zumal wenn schnell gesprochen wird und Musik dazukommt. Da lob‘ ich mir Parfüm-Reklame. Die ist immer so schön wortlos. Schöne Bilder, schöne Musik, schöne Frauen und, ja, auch das, schöne Männer. Ich wette, die sind ebenfalls kunstvoll angemalt mit allerlei unverständlichem Zeugs. Aber da redet wenigstens niemand drüber, sondern preist nur Fragance an, meistens „the new fragance“ von irgendwem. Das ist französisch und hießt schlicht Duft. Aber Fragraaaance klingt doch viel duftiger. Da klappere ich vor Begeisterung glatt mit meinen schönen langen Lashes.

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