Regenwasser, das bessere Niederschlagswasser

Es gibt viel Wasser: Trinkwasser, Eiswasser, Mineralwasser, Badewasser, Waschwasser, Spülwasser, Quellwasser, Meerwasser. Und es gibt Schmutzwasser und Niederschlagswasser. Das Niederschlagswasser macht mich immer ganz niedergeschlagen.

Das Niederschlagswasser gehört zur Oberflächenentwässerung und es fließt in die Niederschlagswasserkanalisation. Niederschlagswasser, Niederschlagswasserbeseitigung und Niederschlagswasserbeseitigungsgebührensatzung sind Lieblingswörter aller kommunalen Verwaltungen. Vor allem aber ist Niederschlagswasser ein Wort, das ich beim Redigieren konsequent durch Regen ersetze. Das ist falsch, ist weiß. Denn Niederschlag ist weit mehr als Regen.

Niederschlag ist

  • Regen
  • Nebelnässen
  • Schnee
  • Graupel
  • Hagel
  • Polarschnee
  • Tau
  • Reif

Kein Niederschlag ist

  • Kunstschnee
  • Kunsteis
  • Schwarzeis (gefrorenes See- und Meerwasser)

Folgerichtig ist Niederschlagswasser all das Wasser, das, in welcher Form auch immer, vom Himmel fällt oder aus der überfeuchten Luft auf den Boden tropft, etwa beim Nebelnässen. Ein Wort, das ich vor meinen Recherchen zum Niederschlagswasser nie gehört habe.

Natürlich müssen Niederschlagswasserbeseitigung und Niederschlagswasserbeseitigungsgebührensatzungen juristisch wasserdicht sein. Deshalb können Verwaltungen das Wort Niederschlagswasser nicht einfach durch Regenwasser ersetzen. Alle anderen aber können sich im Sinne der Lesbarkeit und einer schlichten Sprache auf den guten alten Regen besinnen und sollten es auch tun. Selbst wenn fünf Prozent des jährlichen Niederschlagswasser oder, je nach Region, mehr oder weniger als Schnee herunterkommen, behält der Regenwasserkanal seine sprachliche Berechtigung. Ich wette, kein Niederschlagswasserkanal macht die Schotten dicht und nimmt das Schmelzwasser aus Schnee und Eis nicht auf, weil er in Texten außerhalb der Bürokratie Regenwasserkanal genannt wird. Übrigens: Breitflächig abfließendes und breitflächig versickerndes Niederschlagswasser ist keine erlaubnispflichtige Gewässernutzung. In solchen Fällen ist nur dann eine Genehmigung einzuholen, wenn – Achtung, jetzt kommt’s – eine schädliche Veränderung der Wasserbeschaffenheit zu erwarten ist.

Wer jetzt glaubt, schädlich verändertes Wasser sei Schmutzwasser, der irrt. Schmutzwasser ist das Wasser, das aus der Toilette, dem Waschbecken oder der Waschmaschine kommt. Das gehört in den Schmutzwasserkanal. In dem hat Oberflächenwasser, wie das  Niederschlagswasser auch genannt wird,  nichts zu suchen.

Na, verwirrt? Einfach alles, was nicht Schmutzwasser ist, als Regenwasser bezeichnen. Dann wird es ganz klar.

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