Olympioniken haben keine Nachnamen

Die Olympischen Spiele machen Spaß, vor allem dann, wenn deutsche Athleten eine der begehrten Medaillen gewinnen. In dieser Hinsicht waren die Dressurreiter eine Bank: ein Mal Gold, ein Mal Silber, ein Mal Bronze – alle Farben vertreten. Und so kamen die Reiterinnen, gerne Amazonen genannt, nach dem Einzel-Wettbewerb natürlich zum Interview ins ZDF-Olympiastudio. Das Gespräch führte Katrin Müller-Hohenstein. Ihr gegenüber saßen Dorothee, Isabell und Kristina.

Warum ich so despektierlich bin und die mir persönlich unbekannten Frauen beim Vornamen nenne? Nun, das scheint zum guten Ton bei olympischen Interviews zu gehören. So wurden die Reiterinnen mit Vornamen angesprochen, aber gesiezt. Ich finde: Das kann man bei 16- oder 17-jährigen Turnerinnen machen, aber bei einer 47-jährigen Grande Dame des Dressursports? Also, ich hätte Isabell Werth mit Frau Werth angesprochen, ebenso wie ich die anderen Reiterinnen korrekt angesprochen hätte. Aber bitte, offenbar gehört die etwas flapsige Anrede bei Sportjournalisten dazu und ich bin rettungslos von gestern.

Auch die enttäuschten Diskuswerferinnen Shanice (Craft) und Julia (Fischer) haben in Interviews offenbar nur Vornamen, und dann wurde auch noch ein Robert genannt, ohne dass der Zuschauer erfährt, dass es Robert Harting ist, auch ein gescheiterter Diskuswerfer. Da bei den Olympischen Spielen viele zusehen, die keine Experten in der jeweiligen Sportart sind, hätte ich mir etwas mehr Erklärung gewünscht.

Die Moderatoren der Wettkämpfe machen es übrigens besser. Nach meiner Beobachtung gönnen sie den Olympioniken stets ihre Vor- und Nachnamen und bringen auch schwer auszusprechende Namen noch ohne Stolpern über die Lippen.

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