Hörfest und unverdorben: Die Klaviatur der Konzertankündigungen

Veranstaltungen anzukündigen, gehört zum täglichen Brot jeder Lokalredaktion. Musikveranstaltungen machen einen erheblichen Teil davon aus. Die Veranstalter schütten üblicherweise den Text, den sie von den Künstlern bekommen, in eine Mail und setzen nur noch die eigenen Daten dazu – fertig ist die Pressemitteilung. Was sich da alles an kruden Formulierungen und Wortgeklingel findet, ist schon erstaunlich. Ein paar Beispiele:

Eine eindrucksvolle Performance kann ja jeder. Da lässt eine „druckvolle Performance“ aufhorchen.

Diese Sätze muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „Seine kleinen Werke sind catchy, die Hooklines mitsingfest, das Design unauffällig elegant, Langzeitqualität.“ Die Musik sei unverdorben. Dagegen ist der „ganz eigenen Sound fernab jeglicher Klischees“ ja schon fast alltäglich. Gern genommen wird auch immer wieder das „musikalische Feuerwerk“, das damit längst zu einem Fall für die Floskelwolke geworden ist.

Gerne wird auch der „ansprechende musikalische Gestus“ bemüht, unter dem sich der Leser vorstellen kann, was er mag. Gleiches gilt für „fetzige Abgeh-Stücke“.

Dass solcherlei Wortakrobatik nicht auf Blues, Rock oder Pop beschränkt ist, beweist ein Satz aus einer anderen Konzertankündigung: „Die zwischen Witz, Wehmut und bürgerlichem Wahnsinn taumelnde Operette steht wie ein Rahmen um eine Szenerie, die sich um Maschinenmenschen, Macht und die Freiheitsträume von Kindern dreht.“

Seien wir doch ehrlich: Wir freuen uns sehr über diesen „hippiesken Anklang der Deutschsprachigkeit“, oder?

 

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