Fotohonorar – Ehre allein ist zu wenig

Ich stehe vor einem Dilemma. Soll ich ein Foto verschenken, nur so für die Ehre und für die Freude, meinen Namen darunter zu lesen? Eine Frage, die viele Aspekte hat. Es gibt zu vieles zu bedenken. Aber zunächst das Foto, um das es geht: Rapsglanzkäfer auf Taglilienblüte, aufgenommen vor einigen Jahren.

Rapsglanzkäfer auf Taglilienblüte - kein Foto für das Umweltbundesamt.
Rapsglanzkäfer auf Taglilienblüte – kein Foto für das Umweltbundesamt.

Dieses Foto hat jetzt Interesse geweckt. Ich erhielt eine Mail von einem Verlag, der auch wissenschaftliche und journalistische Projekte betreut. Der Absender teilte mir mit, er liefere für das Umweltbundesamt (UBA) die Texte für diesen Schädlingsratgeber  und besorge die Fotos dazu. Meines wolle er gerne zum Thema Rapsglanzkäfer dem UBA vorschlagen. Und dann kam der entscheidende Satz: „Bildhonorare können leider nicht gezahlt werden.“ Ein Copyright-Hinweise werde selbstverständlich nach meinen Wünschen angefügt.

Viele Aspekte gehen mir bei dem Thema durch den Kopf

Der Markt

Fotografie ist ein schwieriges Geschäft, vor allem für die, die selbstständig und nur auf Honorare angewiesen sind. Warum also soll ich die Preise verderben, wohl wissend, dass andere mit Fotografie ihren Lebensunterhalt verdienen? Zumal die Ware Fotografie zunehmend entwertet wird und der Bilderklau im Netz sowieso schon vielen freien Fotografen zu schaffen macht. Die Tatsache, dass ich selbst nicht auf Fotohonorare angewiesen bin, gibt mir nicht das Recht, andere mit kostenlosen Fotos aus dem Feld zu schlagen.

Die Anspruchshaltung

Der Verlag arbeitet für das Umweltbundesamt. Seit wann erwartet eine Bundesbehörde kostenlose Dienstleistungen? Wenn sie einen Klempner ruft, sagt sie dann auch, sie könne leider nicht die Rechnung bezahlen, würden aber gerne den Namen des Betriebs auf das Rohr schreiben? Eine absurde Vorstellung. Aber offenbar nicht absurd genug, wie das Ansinnen des Verlages zeigt. Was sind schon Fotos? Soll der Lieferant doch glücklich sein, dass er etwas für uns tun darf. Wir bieten ihm ja auch die Ehre genannt zu werden, das ist doch Werbung für ihn.

Die Werbung

Immer wieder kommt das falsche Argument, eine kostenlose Arbeit sei doch Werbung für den Urheber. Ein Trugschluss: Ich habe noch nie einen nennenswerten Effekt aus dieser Art „Werbung“ erlebt und wüsste auch niemand anderen, der das könnte. Cartoonist Ruthe hat es auf den Punkt gebracht.

Eine schöne Geschichte dazu erzählt der Fotograf Boris Nienke auf seinem Blog.

Die Ehre

Aber kann ich mich nicht in die Brust werfen, dass eine Institution wie das UBA für eine wissenschaftliche Seite eines meiner Fotos haben möchte? Vor allem eines, das nicht so recht in mein Portfolio passt und eher ein Ausnahmemotiv ist. Dass ich damit vielleicht Profis auf diesem Gebiet aussteche. Na ja, die Ehre bezahlt leider nicht die Miete, nicht die Krankenkasse und ich kann mit ihr auch nicht bei Aldi bezahlen. Pfeif also auf die Ehre. Außerdem geht mir noch eine Frage dazu durch den Kopf: Liefert der Verlag seine Texte auch ohne Honorar an das Umweltbundesamt? Schwer vorstellbar. Aber Fotos will er gratis haben.

Das Gewissen

Fasse ich alle Gedanken oben zusammen, kann es nur eine Schlussfolgerung daraus geben: nichts verschenken. Keine Texte, keine Fotos, überhaupt keine kreative Leistung. Wie sonst wird sich je die Einsicht durchsetzen, dass kreative Arbeit genauso Arbeit ist wie das Verlegen von Heizungsrohren? Arbeit, die anständig bezahlt werden muss. Allerdings würde ich in gewissen Fällen von dieser Haltung abrücken. Es kommt immer darauf an, wer ein Foto haben möchte. Ist es ein kleiner Verein mit gerade mal 20 Mitgliedern? Womöglich noch einer, er ehrenamtlich Hilfe leistet? Ist es ein Bloggerkollege, der Bilder braucht? Sind es Familienmitglieder, die ein Foto für Einladungskarten zur Konfirmation der Tochter benötigen? Dann, und nur in solchen Fällen, verschenke ich Fotos. Der Mann vom Verlag bekommt von mir eine freundliche Absage. Soll das Umweltbundesamt doch sehen, wo es seinen Rapsglanzkäfer herbekommt. Immerhin muss ich ihm anrechnen, dass er überhaupt gefragt hat. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich.

10 Kommentare

  1. Danke Susanne. Du bringst es auf den Punkt – und erinnerst mich daran, dass ich noch einen Fotoauftrag in Rechnung stellen werde. Deine Argumente sind genau richtig und sehr wahr. Es gibt nämlich nichts zu verschenken.
    Ich habe auch einem Bundesamt, das für Umweltbelange zuständig ist, ein Foto geschenkt. Sie haben mich damals sozusagen auf dem richtigen Fuss erwischt. So von wegen gute Sache und sensibilisieren…

    1. Kurz nach diesem Beitrag habe ich die Rechnung verschickt, ganz ohne schlechtes Gewissen ;-) Und bezahlt wurde anstandslos innerhalb von 10 Tagen (ich hgab 30 Tage Frist). Geht doch.

  2. Ich halte es so: Staatliche Geschichten wie diese oder Unternehmen hier zahlen, soziale Geschichten bezahlen ggf via Spendenquittung und bei Freunden und Bekannten entscheide ich individuell

    1. So ähnlich halte ich es auch: Ich gucke mir sehr genau an, wofür die Fotos gewünscht werden und wer sie haben will. Vor allem aber lege ich vor dem Versand die Bedingungen genau fest (keine kommerzielle Verwendung, keine Veröffentlichung ohne Einverständnis oder nur unter bestimmten Bedingungen etc., je nach Einzelfall).

  3. Das ist jetzt nur eine Mutmaßung. Aber ich denke fast, dass sie einfach den maximalen Betrag für sich aus dem Budget für dieses Projekt ziehen wollen und versuchen daher, sich vor Bildhonoraren zu drücken.
    Das muss nicht so sein, aber die Vermutung liegt nahe.

    1. Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich glaube ja an das Gute im Menschen. Deshalb wollte ich ihn nicht so laut aussprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Umweltbundesamt auf kostenfreien Fotos besteht. Wahrscheinlich zahlen sie tatsächlich einen Pauschalbetrag und der Verlag muss sehen, wie er damit hinkommt und den größten Profit daraus zieht.

    1. Hallo Birgit,
      mittlerweile vermute ich genau das, was Tobias geschrieben hat. Das UBA zahlt ein Pauschalbetrag und der Dienstleister versucht, so viel wie möglich für sich selbst herauszuschlagen. Ich habe übrigens inzwischen meine Einverständnis für die Verwendung des Bildes verweigert. Für lau gibt es nur in Ausnahmefällen Fotos, etwa, wenn es einer guten Sache dient.
      LG, Susanne

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