Das Wort verstorben ist für mich gestorben

5,8 Millionen Ergebnisse bei Google für verstorben, 17 Millionen für gestorben. Offenbar wird in Deutschland doch mehr gestorben als verstorben, zumindest, wenn man Google glaubt. Aber was ist der Unterschied? Gibt es überhaupt einen?

Das ist wie mit gefunden und aufgefunden. Beide Varianten werden oft verwendet, und mir ist unklar, warum welche wann verwendet wird. Nach meiner Beobachtung sind die Menschen, über die Nachrufe geschrieben werden, besonders oft verstorben. Und auch bei Unfallopfern wird mehr verstorben als gestorben.

Zunächst: gestorben kommt von sterben, verstorben von versterben. Das erklärt Bastian Sick in seiner Zwiebelfisch-Kolumne zum Thema, und dort erklärt er auch, das verstorben für viele würdevoller, respektvoller klingt. Der Duden bezeichnet das Wort versterben als „gehoben“. In dem Wort schwingt offenbar eine gewisse Betroffenheit und Wertschätzung des Verschiedenen mit. Vielleicht kommt verstorben deshalb so oft in Nachrufen vor.

Ich ändere jedes verstorben in gestorben um. Verstorben klingt mir zu geschwollen, zu bemüht.

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Ein Kommentar

  1. Nach meinem Gefühl lässt sich „versterben“ gar nicht im Präsens verwenden, „sterben“ jedoch schon. „Mein Vater stirbt“ geht, „Mein Vater verstirbt“ nicht. Und auch im Perfekt empfinde ich „versterben“ als falsch bzw. den misslungenen Versuch, gewichtig(er) zu klingen („Mein Vater ist gestorben“/“Mein Vater ist verstorben“), wenn von einem Ereignis die Rede ist, das erst kurz zurückliegt oder gerade eben eingetreten ist. Mit einem gewissen Abstand würde ich aber von meinem „verstorbenen Vater“ und nicht von meinem „gestorbenen“ Vater reden. Ich denke daher, dass hier der Aspekt eine Rolle spielt. „Verstorben“ ist abgeschlossen (perfektiver Aspekt), „gestorben“ hingegen hat diesen Status des endgültigen Ereignis noch nicht ganz erreicht (imperfektiver Aspekt).

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