Kampf dem Krücken-Killer

Ich weiß nicht, ob es stimmt. Aber angeblich dürfen Krücken nicht mehr verliehen werden. Zu gefährlich. Es könnte sich ja ein Krücken-Killer daran zu schaffen machen.

Wir brauchten jüngst ein paar Gehhilfen. Das Kind hatte sich ein 800-Kilogramm-Pferd auf den Fuß geladen und sich eine veritable Vorderfußprellung eingefangen. Nicht weiter schlimm, aber für ein paar Tage extrem schmerzhaft. Auftreten ging gar nicht. Ein Salbenverband half über den ersten Schreck hinweg, doch so passte der Fuß nicht in einen Schuh und nur mit einer Socke war an Auftreten gar nicht zu denken. Ganz abgesehen von den Schmerzen.

Also mussten Gehhilfen her. Anlaufstelle Sanitätshaus. Dort gibt es Krücken, na klar. Aber nicht zu leihen. Man muss sie schon kaufen. 65 Euro das Paar, dafür durfte ich auch die Farbe aussuchen. Es wurde ein einigermaßen neutrales Blau, denn die Krücken bleiben nun für Jahrzehnte in der Familie und werden vielleicht mal von jemandem benutzt, der nicht so auf Pink oder Weinrot steht.

Die Verkäuferin im Sanitätshaus erklärte dann auch, warum man Krücken nicht mehr verleihen darf. Es könnte, so die Erklärung, jemand die Krücken im Inneren ansägen. Dort, wo man es nicht sieht und wo man nur herankommt, wenn man den runden Verschluss am unteren Ende aufschraubt und die Stöcke   auseinander zieht. Und wenn sich dann der nächste Patient auf die Krücke stützt, bricht sie unter ihm weg und er verletzt sich möglicherweise schwer.

Ich habe nach der Vorschrift, die das Verleihen von Krücken verbietet, gesucht. Ich habe nichts gefunden. Das Deutsche Rote Kreuz etwa bietet bei seinem Hilfsmittelverleih auch Krücken an. Ob es die Vorschrift wirklich gibt oder ich nur einer geschickten Verkäuferin aufgesessen bin, weiß ich nicht. Es zu wissen hätte mir  allerdings nichts genützt, ich brauchte die Krücken sofort. Also habe ich sie gekauft. Und wie es immer so ist: Kaum hat man sie und erzählt von der Gehhilfen-Suche, berichten alle um einen herum, dass sie zu Hause noch welche stehen haben und sie gerne ausgeliehen hätten.

Nun haben wir auch zu Hause welche stehen. Ich möchte nicht wissen, in wie vielen Haushalten unbenutzte Krücken herumstehen. Abgesehen davon, dass sie auf Jahre unbenutzt sind  – wie viel Aluminium, ein wertvolles Metall, wird auf diese Weise dem Wertstoffkreislauf entzogen und ist unnütz gelagert?

Ach ja, und noch etwas zum Thema Krücken. Die heißen heutzutage Gehhilfen. Nicht, weil sich sonst die Krücken diskriminiert fühlen. Sondern weil es die Träger herabsetzen könnte.

3 Kommentare

  1. Als ich vor 35 Jahren im Krankenhaus meine Krücken abholen wollte, wurde ich sofort von einer Schwester ernst belehrt. Es handle sich um Unterarmgehstützen. Krücken sind diese Dinger, die man sich unter die Achseln klemmt (bevorzugt in amerikanischen Filmen zu sehen).

    1. Das Wort habe ich inzwischen auch gehört. Ich kenne nur den Begriff Gehhilfen, aber offenbar ist Unterarmgehstützen der korrektere Begriff. Ich sage und schreibe aber weiter Krücken, weil das der griffigere und gängige Begriff ist.

  2. Das klingt bekannt. Nachdem meine Schwester dreimal hinterinander Krücken auslieh, kaufte sie die beim vierten Mal. Seither haben etliche Familienmitglieder die Dinger gebraucht – meine Schwester nicht mehr, sie ist seit dem Krückenkauf krückenfrei ;-)

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