Homo-Ehe ist verpönt – aber was ist die Alternative?

 

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Der Volksentscheid in Irland hat das Thema in Deutschland wieder auf die Agenda gesetzt: Gleichgeschlechtliche Partner sollen die Ehe genauso eingehen können wie nicht gleichgeschlechtliche Paare, mit allen Rechten und Pflichten. Damit ist das Wort Homo-Ehe zurück auf die Zeitungsseiten und in die Medien gelangt. Doch es ist angeblich verpönt, soll durch „Ehe für alle“ ersetzt werden. Aber ist das verständlich für alle? Und passt es in eine Schlagzeile?

Was an dem Wort Homo-Ehe so schlimm sein soll, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Auf Twitter gibt es Erklärungen.

Mitunter wird der Begriff Homo-Ehe selbst gar als diskriminierend bezeichnet. Eine Begründung oder einen richtigen Beleg dafür habe ich nicht gefunden. Vielleicht hilft hier jemand in den Kommentaren weiter.

Aber zurück zur Verständlichkeit. In der Debatte um die Begriffe Homo-Ehe und Ehe für alle wird zunehmend gefordert, dass auch Medien nur noch die Bezeichnung „Ehe für alle“ verwenden. Die Online-Ausgabe der Tagesschau ist diesem Wunsch nachgekommen. Zur Begründung heißt es:

„Die jetzigen Initiativen zur völligen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen mit der Ehe zwischen Mann und Frau wollen den betroffenen Partnern zumindest mehr Rechte einräumen, als dies bislang mit der Eingetragenen Lebenspartnerschaft möglich ist. Frankreichs Präsident François Hollande prägte für eine komplette Gleichstellung den Begriff der „Ehe für alle“ („mariage pour tous“). Da dies inhaltlich eher die momentane Debatte wiedergibt, verwenden wir bei tagesschau.de diesen Begriff nun auch.“

Ich habe meine Probleme mit der Bezeichnung. Nicht inhaltlich, sondern weil ich bezweifle, ob die Leser, Hörer und Zuschauer diesen Begriff wirklich verstehen und wissen, was gemeint ist. Ich habe gestern mit einer Abstimmung versucht herauszufinden, wie bekannt „Ehe für alle“ ist und ob darunter tatsächlich die Homo-Ehe verstanden wird. Von 38 Erwachsenen zwischen etwa 40 und 75 Jahren, die zwar nicht repräsentativ sind, aber durchaus einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen, konnten nur elf mit dem Begriff etwas anfangen. Das ist nicht mal ein Drittel. Alle andere guckten ratlos, hatten „Ehe für alle“ als Bezeichnung für die sogenannte Homo-Ehe noch nie gehört. Einer witzelte gar: „Das klingt nach Ehe-Pflicht.“ Verfechter des Begriffs „Ehe für alle“ führen nun an, es sei Aufgabe der Medien, den Begriff zu erklären und in die Gesellschaft einzuführen.

Nun, erst einmal ist es Aufgabe der Medien, zu informieren und als Vierte Gewalt im Staat Kontrolle beziehungsweise ein Wächteramt auszuüben. Medien haben nicht die Aufgabe, Lobby-Arbeit zu betreiben, auch nicht für eine gute Sache. Bleiben wir bei der Information. Oft wird an dieser Stelle der alte Journalisten-Kalauer „Wir schreiben (auch) für Lieschen Müller“ angeführt. So platt er ist, hat er doch einen realen Kern. Nachrichten sollen in erster Linie verständlich sein, und zwar für jeden. Das gilt vor allem für Schlagzeilen. Warum wohl sind Abkürzungen, abgesehen von eingeführten wie CDU, DRK oder FIFA, in Headlines nicht erlaubt? Deshalb ist die „Ehe für alle“ ungeeignet für Überschriften. Sie führt entweder auf die falsche Fährte (Ehe-Pflicht) oder bleibt unverständlich. Im Lauftext lässt sich dann natürlich anführen, dass Homo-Ehe als Bezeichnung abgelehnt wird und dass und warum „Ehe für alle“ besser sei.

Noch ein Punkt spricht für das Wort Homo-Ehe in Schlagzeilen. Es ist so wunderbar kurz. Schlagzeilen in Print-Produkten haben nur eine begrenzte Zahl an Anschlägen, in die muss eine verständliche Aussage hinein. „Ehe für gleichgeschlechtliche Paare“ ist in 99 Prozent der Fälle viel zu lang. Was also anstelle von Homo-Ehe schreiben? Eine gute Alternative ist mir noch nicht eingefallen. Ich nehme gerne Vorschläge an.

2 Kommentare

  1. Gesetzt den Fall, Hunde dürften untereinander von ihren Frau- oder Herrchen verheiratet werden, würden wir auch nicht von einer Ehe für alle sprechen.

    Auch würden wir nicht von einer Homo-Ehe reden, wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen das Ja-Wort gäben. In diesem Fall würden wir sagen, sie hätten geheiratet.

    Homo-Ehe grenzt vom bisherigen Normfall, alias Hetero-Ehe ab, weil die Homo-Ehe eben noch nicht die Norm ist und von vielen noch nicht für „normal“ gehalten wird. Damit werden sich jene, die es betrifft, abfinden müssen.

    Spätestens wenn das Thema durch ist, braucht es die Benennung indes nicht mehr und beides fällt in der Benennung Ehe zusammen. Form follows function!

    1. So ist es: Form follows function. Mittlerweile ist es völlig normal, dass auch Männer Männer oder Frauen Frauen heiraten. Warum also so ein aufhebens darum machen. Ich stutze schon lange nicht mehr, wenn mir ein Freund von seinem Mann erzählt.

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